13 Jahre nach Insolvenz von Drogerieimperium: Unternehmerfamilie zu hoher Geldstrafe verurteilt

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Vor 13 Jahren wurde das damals größte europäische Drogerieimperium offiziell aufgelöst. Nun wurden Mitglieder der Schlecker-Familie zu einer hohen Geldstrafe verurteilt.

Ehingen (Donau) – Die Wirtschaft in Baden-Württemberg ist vor allem für die Automobilindustrie und den Maschinenbau bekannt, hat aber auch mehrere global agierende Drogerieketten hervorgebracht. Heute ist dm aus Karlsruhe mit 4.100 Filialen und rund 90.000 Mitarbeitern der größte Drogeriekonzern Europas, vor etwa 15 Jahren ging diese Bezeichnung aber noch an ein Unternehmen aus Ehingen (Donau). Die 1975 von Anton Schlecker gegründete gleichnamige Firmengruppe musste im Jahr 2012 Insolvenz anmelden und wurde im Zuge dieser zerschlagen.

Seit der Insolvenzanmeldung ist es um das ehemalige Drogerieimperium nicht gerade ruhig geworden. Wegen des Verdachts von Untreue, Insolvenzverschleppung und Bankrott leitete die Staatsanwaltschaft Stuttgart im Jahr 2012 ein Verfahren gegen Anton Schlecker ein. Zehn Jahre später, im Jahr 2022, klagte der Insolvenzverwalter des Unternehmens auf Schadensersatz. Nun, ganze dreizehn Jahre nach der Insolvenz und der Zerschlagung von Schlecker, wurde dieser letzte Schlecker-Prozess vor Gericht beendet, der mit einer empfindlichen Geldstrafe für die Familie einhergeht.

Schlecker soll 1,3 Millionen Euro Darlehen von insolventer Firma bekommen haben

Wie das Manager Magazin berichtet, hatte der Insolvenzverwalter der eng mit der Schlecker-Firmengruppe verbundenen Leiharbeiterfirma Meniar 1,3 Millionen Euro Schadensersatz von der Unternehmer-Familie gefordert und in der ersten Instanz auch Recht bekommen. Die Schleckers wollten das aber nicht auf sich sitzen lassen und gingen in Berufung. Damit erzielten sie zumindest einen Teilerfolg. Aber der Reihe nach: Dem Bericht zufolge nutzte Schlecker die Leiharbeiterfirma dazu, zuvor entlassende Mitarbeiter – in der Hochphase beschäftigte das Unternehmen mehr als 50.000 Angestellte – zu günstigeren Konditionen wieder einzustellen.

Name Anton Schlecker e. K. i. I.
Gründung 1975
Auflösung 2012 (Insolvenz und Zerschlagung)
Sitz Ehingen (Donau), Baden-Württemberg
Branche Drogeriehandel
Mitarbeiter rund 50.000 (Hochphase)
Umsatz 6,55 Milliarden Euro (2010)

Die zu diesem Zeitpunkt bereits insolvente Firma soll Schlecker zudem die besagten 1,3 Millionen Euro geliehen haben, um dieses Vermögen vor den Gläubigern zu schützen. Das Landgericht Zwickau (Sachsen) sah in erster Instanz darin ein „Geldabsaugen“ und verurteilte Anton Schleckers Ehefrau Christina Schlecker sowie die beiden Kinder Lars und Meike Schlecker zu einer Zahlung von 1,35 Millionen Euro. Diese gingen laut dem Manager Magazin aber mit der Begründung in Berufung, dass der Vertrag mit Anton Schlecker persönlich abgeschlossen und die Summe zum Teil wieder zurückbezahlt sei.

Schlecker-Familie nimmt offenbar Vergleich über 800.000 Euro an – damit enden die Prozesse

Das Oberlandesgericht Dresden ging mit diesem Einwand mit und schlug einen Vergleich von 800.000 Euro vor, den die Familie Schlecker laut Informationen des Manager Magazins in der vergangenen Woche annahm. Die Frage ist allerdings, wie das frühere Drogerieimperium, das im Jahr 2008 noch einen Umsatz von sieben Milliarden Euro erzielte, diese Summe zahlen will. Fest steht aber offenbar, dass nach 13 Jahren die Prozesse gegen die Familie Schlecker beendet sind und damit auch das endgültige Ende des Unternehmens aus Baden-Württemberg besiegelt ist.

13 Jahre nach der Insolvenz und der Zerschlagung des Schlecker-Imperiums enden die Prozesse gegen die Unternehmerfamilie. (Fotomontage) © Lino Mirgeler/dpa & IMAGO/Eibner

Die Verschiebung von 1,3 Millionen Euro durch das „Verleihen“ von Meniar an Schlecker ist aber nicht die einzige Summe, die beiseitegeschafft worden sein soll, um sie vor den Gläubigern zu schützen. In einer Mitteilung des Landgerichts Stuttgart heißt es zum einen, dass Schlecker offenbar bereits 2009 zahlungsunfähig war, die Insolvenz aber erst drei Jahre später angemeldet hat. Zudem heißt es, dass insgesamt 25 Millionen Euro Vermögen zur Seite geschafft worden sein sollen. Im vergangenen Jahr stand mit Erwin Müller ein weiterer deutscher Drogeriegigant vor Gericht, allerdings aus einem anderen Grund.

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