Drogerie-Imperium Müller: Streit um Millionen-Erbe geht vor Gericht
Vor Jahren hatte Erwin Müller drei Erwachsene adoptiert. Mittels Vertrag sollten diese auf ihr Erbe verzichten. Dagegen reichten sie Klage ein.
Ulm – Bei diesem Erbstreit geht es um Macht und Milliarden. Im Mittelpunkt des Konflikts steht Erwin Müller, Gründer und Chef der Drogeriemarktkette Müller. Der Münchner hat die 90 überschritten, sein Imperium umspannt mehr als 900 Filialen in sieben Ländern mit rund 35.000 Mitarbeitern. Forbes schätzt sein Vermögen auf rund 2,7 Milliarden Euro.
Erwin Müller auf Jagd – Adoption aus Freundschaft
Zu den Hintergründen: Schon vor Jahren soll Erwin Müller ein Ehepaar aus Weitnau im Allgäu kennengelernt haben, außerdem den Bruder des Mannes. Das Ehepaar hatte dort ein Jagdgeschäft betrieben, die Bekanntschaft – und spätere Freundschaft – zu Erwin Müller entstand laut der Schwäbische beim Jagen. Aus dem Hobby entwickelte sich mehr, schließlich kam es sogar zur Erwachsenenadoption.

Kurios dabei: Bei der Adoption hatten die drei „Adoptivkinder“ einen Vertrag unterzeichnet, der festlegte, dass sie auf ihren Pflichtteil beim Erbe verzichteten. Im Laufe der Zeit fühlten sie sich offenbar von Müller ausgenutzt, die Freundschaft kühlte merklich ab. Vonseiten der Müllers kam sogar der Vorschlag, die Adoption rückgängig zu machen. Der Verdacht, die Freundschaft sei nur vorgetäuscht, keimte auf. 2015 zerbrach die Beziehung zwischen Reinhard Müller, Sohn von Erwin, und dem Drogerieketten-Chef – die Adoptierten sahen hier das Ziel, dem leiblichen Sohn einen größeren Pflichtanteil vom Erbe zu nehmen.
Verhandlungen um Müller-Erbe beginnen – es geht um Millionen
Daraus entstand am Ende die Klage. Es liege nicht im Sinne seiner Mandanten, das Unternehmen anzugreifen, sagte Maximilian Ott, den Anwalt der Adoptierten. „Wir greifen den Pflichtteilverzichtsvertrag an, weil wir ihn für sittenwidrig und formnichtig halten“, erklärte Ott gegenüber der Deutschen Presseagentur. Mittels der Klage wollen sie Klarheit darüber erlangen, ob der Vertrag über den Verzicht auf den Pflichtteil unwirksam ist. Laut einer Sprecherin des Gerichts richtete sich die Klage gegen Erwin Müller und dessen Frau Anita. Die Verhandlungen sollen am heutigen Montag (6. Mai) um 14 Uhr beginnen.
Insgesamt beträgt der Streitwert der Klage 500 Millionen Euro – eine Summe, nach deren Zahlung das Unternehmen „platt“ sei, hatte Anita Müller der Bild einst gesagt. Gegenüber dem SWR hatte Anwalt Ott dieser Darstellung widersprochen: „Das ist Stimmungsmache“.
Erwin Müller – Anfänge
Erwin Müller hatte zuerst das Friseurhandwerk gelernt und 1953 seinen ersten Salon in der elterlichen Wohnung eingerichtet. 1966 fing er an, auch Kosmetik und Drogerieartikel anzubieten. Bei einer Rundreise durch Kanada und die USA sammelte er in den späten Sechzigern neue Ideen; unter anderem von Drugstores mit Waren des täglichen Bedarfs und von großen SB-Warenhäusern. Der erste reine „Müller“-Drogeriemarkt entstand 1973 in Ulm.
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Mit Material von DPA