US-Konzern schluckt Northvolt: Insolventer Batteriezellhersteller will noch mehr Steuergelder

  1. Startseite
  2. Wirtschaft

Kommentare

US-Konzern Lyten übernimmt den insolventen Batteriezellhersteller Northvolt. Neue Förderanträge sind geplant. Deutsche Steuerzahler bangen um Milliarden.

Stockholm – Es galt als der Hoffnungsträger für die europäische E-Mobilität: Northvolt. Das schwedische Unternehmen sollte Batteriezellen für bis zu einer Million Elektroautos pro Jahr für den europäischen Markt produzieren. Am Ende wurde es ein Millionengrab. Steigende Kapitalkosten, geopolitische Krisen und eine schwache Nachfrage nach E-Autos führten zum Kollaps.

Die Pleite des schwedischen Batteriezellherstellers Northvolt gilt mittlerweile als eine der größten Industrieinsolvenzen Europas. Während deutsche Steuerzahler auf einem Verlust von rund einer Milliarde Euro sitzen bleiben könnten, plant der neue Investor bereits weitere Förderanträge.

Das kalifornische Start-up Lyten hat nun eine verbindliche Vereinbarung zum Erwerb der verbleibenden Northvolt-Vermögenswerte in Schweden und Deutschland abgeschlossen. Die Übernahme umfasst laut EE News Northvolt Ett und Ett Expansion in Skellefteå, Northvolt Labs in Västerås sowie Northvolt Drei bei Heide in Deutschland. Insgesamt handelt es sich um Vermögenswerte im Wert von rund fünf Milliarden US-Dollar, darunter 16 GWh bestehende Batterieproduktionskapazität und mehr als 15 GWh im Bau befindliche Kapazität.

US-Konzern Lyten übernimmt Northvolt-Vermögenswerte: Neue Förderanträge geplant

Während die Aufarbeitung des Northvolt-Förderflops noch läuft, plant Lyten bereits neue Förderanträge. Laut der schwedischen Wirtschaftszeitung Dagens Industri will sich Lyten-Vorstandsvorsitzender Dan Cook vor allem an Brüssel wenden. „Es besteht kein Zweifel, dass die Europäische Union eine Batterieproduktion in der Region, auf dem Kontinent, wünscht“, sagte Cook der Zeitung.
„Es gibt mehrere Programme, die Lyten durch diesen Deal zugänglich werden“, wird Cook zitiert. Welche Programme er genau im Sinn hat, blieb offen. Er habe aber „einige unserer Kooperationspartner gebeten, sich dies anzusehen“.

Bevor Northvolt in die Insolvenz rutschte, sammelte das Unternehmen knapp sechs Milliarden Euro von Kreditgebern ein, darunter viele öffentliche Mittel. Allein die deutschen Steuerzahler drohen auf einem Verlust von rund einer Milliarde Euro sitzenzubleiben. Der Bund und Schleswig-Holstein hatten Northvolt vor der Insolvenz zusätzliche Gelder in Aussicht gestellt. Weitere 700 Millionen Euro sollten nach dem Temporary Crisis and Transition Framework (TCTF) fließen, wonach EU-Staaten Projekte für Klimaneutralität unterstützen können.

Anders als Northvolt, das vornehmlich an Lithium-Ionen-Akkus arbeitete, ist Lyten auf Lithium-Schwefel-Akkus spezialisiert. Das Unternehmen liefert Batterietechnik für militärische Drohnen und bereitet sich darauf vor, seine Lithium-Schwefel-Batterien in den kommenden Monaten auf der Internationalen Raumstation einzusetzen. Bemerkenswert ist, dass es sich bei Lyten um ein deutlich kleineres Unternehmen als Northvolt handelt, mit gerade mal rund 200 Beschäftigten. Das Unternehmen erwägt aber nun tausende neue Mitarbeiter anzustellen.

Batteriekonzern Northvolt: Ende Juni gingen endgültig die Lichter aus, nachdem auch der letzte Kunde, der schwedische Nutzfahrzeughersteller Scania die Zusammenarbeit beendete. © Britta Pedersen picture alliance/dpa | Fotostand/ IMAGO

Unklare Finanzierung und Eigentümerstruktur bei Lyten: Deutsche Steuerzahler drohen auf Milliardenverlust

Lyten hält sich bezüglich seiner Eigentümerstruktur bedeckt. Es sind nur wenige Kapitalgeber bekannt, darunter der Autokonzern Stellantis und das Logistikunternehmen FedEx. Cook sprach laut Dagens Industri von „vielen Milliardären und einer Vielzahl von Millionären“ unter seinen Geldgebern, nannte aber keine Namen. Insgesamt gibt es rund 100 Miteigentümer, die Größe ihrer Anteile ist nicht öffentlich.

Die Transaktionen unterliegen den entsprechenden Genehmigungen der schwedischen und deutschen Behörden sowie der europäischen Behörden. Lyten geht davon aus, dass die Akquisitionen im vierten Quartal 2025 abgeschlossen werden. Das Unternehmen plant zudem, den Betrieb in Skellefteå und Västerås unmittelbar nach Abschluss der Transaktion wieder aufzunehmen. Das Northvolt-Heimatland Schweden will Cook zunächst nicht um Hilfe bitten. Das Land habe „eine Menge durchgemacht“, sagte er Dagens Industri. Die schwedische Regierung fuhr zuletzt eine restriktive Förderpolitik. (ls)

Auch interessant

Kommentare