Heimlich-Brief von Scholz und Standard-Worte – kalte Geburtstagsgrüße aus der SPD an Schröder

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Heimlich-Brief von Scholz und Standard-Worte – so kalt gratuliert die SPD Altkanzler Schröder

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Zum 80. Geburtstag erhält Gerhard Schröder Grüße aus seiner Partei. Viele warmherzige Worte scheint der Altkanzler aus der SPD allerdings nicht zu kriegen.

Hannover – Die Differenzen zwischen der SPD und Gerhard Schröder sind tief und unverkennbar. Spätestens, seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine stehen die Sozialdemokraten ihrem Altkanzler und bekennenden Freund von Wladimir Putin mehr als kritisch gegenüber. Nun, am 07. April, feiert Gerhard Schröder seinen 80. Geburtstag. Zeit für seine Partei, eine Ausnahme von der Funkstille zwischen beiden Seiten zu machen. Die Glückwünsche zeigen allerdings deutlich, wie angespannt das Verhältnis ist.

Denn trotz der brutalen Vorgehensweise Putins in der Ukraine steht Schröder unverhohlen zu seinem Freund aus dem Kreml. Zwar sagte auch Schröder bereits, er halte den Angriffskrieg für falsch. Die Beziehungen gen Russland will er aber aufrechterhalten. Erst kürzlich sprach er erneut davon, seine Kontakte in den Kreml könnten bei einer diplomatischen Lösung helfen. An einer solchen sei laut ihm ja auch Putin interessiert. Der Kreml begrüßte die Sätze mit Wohlwollen.

Gerhard Schröder wird 80 – Kanzler Scholz schickt Brief, der Inhalt bleibt geheim

Die SPD steht dem ganzen weniger offen gegenüber. Spitzenkräfte seiner Partei legten dem Altkanzler in jüngerer Vergangenheit immer wieder einen Parteiaustritt nahe. Ein Ausschlussverfahren gegen Schröder scheiterte indes 2023. Inmitten des Streits kommt nun Schröders 80. Geburtstag – und für die Granden der Partei stellt sich natürlich die Frage nach dem Umgang mit einem eigentlich verdienten, aber in Ungnade gefallenen Parteimitglied.

Gerhard Schröder wird 80 – und die SPD gratuliert kalt. Darunter auch Kanzler Scholz und Bundespräsident Steinmeier.
Gerhard Schröder wird 80 – und die SPD gratuliert kalt. Darunter auch Kanzler Scholz und Bundespräsident Steinmeier. © dpa | Kay Nietfeld + dpa | Michael Kappeler + dpa | Jan Woitas

Man entschied sich zum Glückwunsch, die Form zeigt allerdings durchaus den Bruch zwischen den Seiten. Von Scholz etwa gab es einen Brief. „Der Bundeskanzler gratuliert dem Bundeskanzler a.D. zum runden Geburtstag wie üblich in Form eines Glückwunschschreibens“, teilte eine Regierungssprecherin der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage mit. Über die Länge des Schreibens ist nichts weiter bekannt, auch der Inhalt bleibt geheim.

Kalte Worte: Bundespräsident und SPD-Spitze melden sich zu Schröders 80. Geburtstag

Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier schrieb Schröder zum Geburtstag. Er und der Altkanzler waren enge Vertraute in Schröders Zeit als niedersächsischer Ministerpräsident, in Schröders Kanzler-Zeit war Steinmeier dessen Kanzleramtsminister. Nach Ausbruch des Ukraine-Krieges brach Steinmeier allerdings mit Söder. Und das kommt auch in den Glückwünschen an den ehemaligen Weggefährten heraus.

Steinmeier gratulierte Schröder einem Medienbericht zufolge mit einem kurzen Schreiben auf offiziellem Briefpapier. Die Bild am Sonntag zitierte aus dem Brief, Steinmeier übersende darin seine „herzliche Gratulation und die besten Wünsche für Deine Gesundheit und die Deiner Familie“. „Ich wünsche Dir zu diesem besonderen Ehrentag eine schöne Feier und gute Gespräche im Kreise von Familien und Freunden“, heißt es demnach weiter. Kurz, knapp – kalt. Ähnliches auch von der aktuellen SPD-Spitze. Dort erklärte ein Sprecher der Partei lediglich, dass die SPD-Vorsitzenden Saskia Esken und Lars Klingbeil „ihrem Amtsvorgänger Gerhard Schröder“ zum 80. Geburtstag „schriftlich gratuliert“ hätten.

Schröder wird 80 – seine letzten zwei runden Geburtstage feierte er mit Wladimir Putin

Im aktuellen Kontext scheint die Distanziertheit allerdings kaum verwunderlich. Schröder hatte die SPD-Spitze vor seinem Geburtstag scharf angegriffen. In einem dpa-Interview bezeichnete er die Parteiführung Mitte März als „Menschen, die ich nur begrenzt politisch ernst nehmen kann“. In der Süddeutschen Zeitung legte er später noch einmal nach. „Was mich wirklich traurig macht, ist die Provinzialität der gegenwärtigen Führungsfiguren“, sagte er und fügte mit Blick auf die Umfragewerte hinzu: „Wenn ich bei 15 Prozent gewesen wäre, wäre ich sofort zurückgetreten.“

2014 hatte die SPD ihren Altkanzler und ehemaligen Vorsitzenden zu seinem 70. Geburtstag – kurz nach der russischen Annexion der ukrainischen Krim – noch mit einem Festakt im Berliner Kunstmuseum Hamburger Bahnhof gewürdigt. Das wird es diesmal nicht geben. Stattdessen feiert Schröder am 27. April in Berlin privat nach. Die Gästeliste wird noch unter Verschluss gehalten. „Das macht meine Frau, und das ist ein Geheimnis“, sagte Schröder im dpa-Interview dazu. „Ich weiß, dass sicher Freunde eingeladen werden. Aber Näheres weiß ich auch nicht.“ Seinen 60. und 70. Geburtstag feierte Schröder übrigens mit Wladimir Putin. (han/dpa)

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