Drei Penzbergerinnen waren zu Besuch in der Partnergemeinde der Pfarrei Christkönig in Mae Luiza/Brasilien. Sie hatten einen besonderen Gesprächstermin. Denn im Sozialzentrum der Favela gibt es weiter Sorgenkinder.
Penzberg – Bei der Partnerschaft der Penzberger Pfarrei Christkönig mit dem Sozialzentrum der Partnergemeinde in Mae Luiza/Brasilien steht im kommenden Jahr der nächste runde Geburtstag an: 2026 feiert der Eine-Welt-Laden im Turm der Christkönigskirche sein 30-jähriges Bestehen. Sämtliche vom ehrenamtlichen Team erwirtschafteten Gewinne kommen seitdem der Partnergemeinde Mae Luiza zugute.
Das wäre „vielleicht ein guter Moment“, um wieder eine Gruppe aus Brasilien nach Penzberg einzuladen, meint Gisela Matschl, Vorsitzende des Partnerschaftsvereins Mae Luiza/Natal. Das war zuletzt 2022 zum 35-Jährigen der offiziellen Freundschaft der Fall gewesen. Derzeit planen Matschl und ihre Helfer den Besuch einer brasilianischen Delegation; es geht vor allem darum, finanzielle Unterstützung zu finden.
Matschl selber konnte sich nach 2023 heuer erneut in der Favela der brasilianischen Metropole Natal an der Atlantikküste ein Bild machen. Mit dabei bei ihrem einwöchigen Aufenthalt waren die Penzbergerinnen Isabella Watzlawek und Monika Aigner.
Gespräch mit Erzbischof in Natal, Brasilien
Auf dem Programm stand diesmal „eine Premiere“, wie Matschl stolz der Rundschau erzählt. Die drei Deutschen wurden von nämlich von Erzbischof Don Joao Santos Cardoso persönlich in dessen Residenz in Natal empfangen. Die Tür zu dem exklusiven Termin hatte ein Empfehlungsschreiben der Diözese Augsburg geöffnet. Eine Dreiviertelstunde sprachen die Frauen mit dem Kirchenmann. Der Erzbischof sei „sehr angetan“ von der Partnerschaft mit Mae Luiza gewesen, sagt Matschl – der Erzbischof habe es faszinierend gefunden, dass die Penzberger „so lange am Ball bleiben“ und, dass auch auf brasilianischer Seite aktiv die Bereitschaft zur Zusammenarbeit herrsche.
Konkretes gab es zwar am Ende nicht, aber Matschl ist trotzdem hoch zufrieden. Es sei darum gegangen, dass Mae Luiza beim Nataler Kirchenoberhaupt „einfach vorkommt“. Es sei wichtig, dass der Erzbischof „davon Bescheid weiß“, hofft Matschl auf kirchenpolitische Vorteile für die Zukunft des Stadtviertels. Zum Beispiel bei künftigen kirchlichen Projekten in der Favela.
Situation im Sozialzentrum
Die Penzbergerinnen schauten natürlich auch im Sozialzentrum vorbei und trafen sich mit dem Führungsteam vom Centro Socio. Dieses war am 8. Dezember 1983, damals initiiert vom 2006 unerwartet verstorbenen Padre Sabino Gentili aus Italien, eröffnet worden. Es folgten das Bildungszentrum Casa Crecer, ein Altenheim und ein Kindergarten. Auch eine Musikschule gibt es. Neu ist das „Haus der Transformation“, in dem autistische Kinder betreut werden. Aus den ersten Kontakten von Padre Sabino und dem damaligen Penzberger Stadtpfarrer Konrad Albrecht im Jahr 1980 hatte sich der Partnerschaftsverein Mae Luiza herausgebildet. Seit Jahren gibt es auch eine engagierte Mae Luiza-Hilfe in der Kochler Pfarrei St. Michael.
Nach all den schlechten Nachrichten in den vergangenen Jahren mit Pandemie und Wirtschaftskrise hat Matschl endlich wieder Positives aus dem Viertel zu berichten.
Sorgen in Kindergarten und Altenheim
Allerdings: So ganz rosig ist die Situation nicht. Sorgenkinder sind der Kindergarten und Altenheim. Dem Kindergarten „geht es nicht so gut“, sagt Matschl. Die Einrichtung bekomme keine städtische Unterstützung mehr, weil die Kommune nun selber Kita betreibt. Es braucht dringend Finanzmittel, schon jetzt sollte eine Gruppe geschlossen werden. Laut Matschl sind die Verantwortlichen aber aktiv: „Sie suchen Sponsoren vor Ort.“
Größer ist das Problem im Altenheim. Die Gehälter für die Fachkräfte sind gestiegen, die Verträge mit Vollzeitpflegern laufen aus. Aus diesem Grund wird es in Richtung reine Tagesstätte gehen. Schon jetzt werde kein Bewohner mehr aufgenommen, der über Nacht bleibt, hat Matschl erfahren – und benennt ein finanzielles Grundproblem, nicht nur in Mae Luiza: „Alles Soziale muss bezuschusst werden.“
Von einem Plan erfuhren die Penzbergerinnen auch: Es gebe eine „Notwendigkeit“ für eine Ganztagesschule, sagt Matschl. Diese werde heuer noch ein Thema werden.
Grundsätzlich ist es besser geworden
Grundsätzlich meint Matschl, dass die Situation der Menschen in Mae Luiza wieder besser geworden ist. Der Hunger sei zwar immer noch da, „aber nicht mehr in dem Ausmaß“. Allerdings kaufe Pater Robério, der Nachfolger von Padre Sabino, immer noch teure Gasflaschen für bedürftige Bewohner. Aber Matschl hat auch wirtschaftlichen Aufschwung bemerkt: Es entstünden vermehrt neue „Mini-Geschäfte“. Die Penzbergerin nimmt ein optimistisches Fazit mit nach Oberbayern: „Man sieht schon Fortschritte.“
Handarbeit aus Mae Luiza
Nebst vielen erfreulichen Nachrichten hatte Gisela Matschl noch ganz Praktisches mit im Gepäck zurück in die Heimat. Fünf Flip Flops und vier Handtücher, allesamt in Handarbeit hergestellt im Centro Socio. Diese waren für den Verkauf im Penzberger Eine-Welt-Laden gedacht. Dort soll es künftig wieder Sachen aus Mae Luiza geben.
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