Die Gemeinde Hausham nimmt an einem neuen Netzwerk teil, bei dem sich Gemeinden aus dem Oberland zu Extremwettern austauschen. Das Projekt KARE will regionale Anpassungen verbessern.
Hausham – An einem Ort geht gefühlt die Welt unter, ein paar Kilometer weiter weg bleibt alles ruhig. Unwetter schlagen immer öfter räumlich sehr begrenzt zu. Da sie aber trotzdem überall und jederzeit auftreten können, ist es sinnvoll, sich gemeinsam auf den Ernstfall vorzubereiten – und daran zu arbeiten, dass die Folgen idealerweise nicht so dramatisch ausfallen. Das sind die Ziele des neuen „Oberland-Netzwerk zur Anpassung an den Klimawandel“, das das Projekt KARE (Klimawandelanpassung auf regionaler Ebene) nun ins Leben gerufen hat. Sechs Kommunen und zwei Landkreise machen mit. Die Fahne für den Kreis Miesbach hält dabei die Gemeinde Hausham hoch.
Gemeinden werden von Universitäten und Instituten unterstützt
Zusammen mit Vertretern aus Iffeldorf, Polling, Großweil, den Städten Penzberg und Wolfratshausen sowie den Landkreisen Garmisch-Partenkirchen und Weilheim-Schongau werden die Haushamer laut einer gemeinsamen Pressemitteilung des Netzwerks versuchen, „die Auswirkungen des Klimawandels auf ihre Gegend abzuschätzen und ihre Fähigkeiten zur Anpassung zu steigern“. Fachliche Unterstützung erhalten sie dabei von der LMU München, dem KIT-Campus Alpin, dem ifo-Institut, dem Ingenieurbüro Dr. Blasy–Dr. Overland und der Energiewende Oberland. Sechs Treffen sind bis 2026 geplant. Der Auftakt fand kürzlich im Zugspitzsaal in Weilheim statt.
Ob Starkregen und Hagel, Hitze und Trockenheit, Hangrutsche, Hochwasser oder extrem starker Schneefall: Alle der 22 Anwesenden konnten von solch extremen Wetterereignissen in ihren Orten berichten. Und so waren sich die Teilnehmer laut der Pressemitteilung auch schnell einig, dass sie auf diese lokalen Folgen des Klimawandels nicht nur reagieren wollen, sondern agieren. Die Ausgangslage in den jeweiligen Kommunen unterscheiden sich dabei erheblich, dennoch könnten sie aber auch untereinander von ihren Erfahrungen profitieren, teilen die Initiatoren des Netzwerks mit.
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Haushams Bürgermeister erhofft sich neue Strategien und Vorkehrungen
Eine Zuversicht, die auch Haushams Bürgermeister Jens Zangenfeind (FWG) teilt. Schon von ihrer Teilnahme am kürzlich erfolgreich abgeschlossenen Energieeffizienznetzwerk habe die Gemeinde stark profitiert. Nicht nur der Blick über die eigenen Grenzen hinaus, sondern auch die Adaption von andernorts bereits erfolgreich etablierten Maßnahmen habe sich als sehr zielführend erwiesen. „Man kann viel von anderen lernen, muss nicht das Rad immer wieder neu erfinden“, betont Zangenfeind. Da nehme er es gern in Kauf, dass so ein Projekt natürlich auch Kapazitäten von Mitarbeitern im Rathaus binde. „Das ist es auf jeden Fall wert.“
Dass es bei Extremwetterereignissen nicht mit der ohnehin aufwendigen Behebung der entstandenen Schäden getan ist, sondern deren Folgen noch viel langwieriger ausfallen können, hat Hausham nach dem Starkregen-Unwetter Anfang Juni dieses Jahres erlebt. Wie sich wenige Wochen später zeigte, haben die Wassermassen wohl Keime ins gemeindliche Trinkwassernetz gespült, mit denen die Gemeinde bis heute zu kämpfen hat. Wie berichtet, werden die Leitungen deshalb weiterhin gechlort, die Suche nach einer dauerhaften Lösung dauert an. „Anders als früher bleibt es heutzutage bei solchen Ereignissen nicht bei ein paar vollgelaufenen Kellern“, sagt Zangenfeind. Nicht weniger als die gesamte Infrastruktur könne von Unwettern getroffen und längerfristig geschädigt werden. Strategien, wie sich diese absichern lässt und welche Vorkehrungen sonst möglich sind, erhofft sich der Haushamer Rathauschef vom neuen Netzwerk.
Geht es nach den Initiatoren, sollen die getesteten Ergebnisse, Maßnahmen und Planungshilfen nicht auf die Teilnehmer beschränkt bleiben, sondern im Rahmen von KARE perspektivisch aufs gesamte Oberland ausgeweitet werden.