In der Türkenfelder Ortsmitte steht eine gravierende Veränderung bevor. Der Stadl des Drexl-Anwesens muss abgerissen werden. Das Unwetter am Wochenende hat ihn so stark beschädigt, dass Einsturzgefahr besteht.
Türkenfeld – Selbst als Laie sieht man es sofort. Das Dach des Gebäudes aus dem Jahr 1868 ist deutlich verkrümmt. In einem Teilbereich hat es sich sichtlich abgesenkt. Und so ahnte Michael Drexl am Morgen des 16. August nichts Gutes, als er nach den starken nächtlichen Gewittern und Regenfällen den Stadl in Augenschein nahm. Die Fassade wies Risse auf, Steine waren herausgebrochen, die Dachrinne verbogen und die Schneefangzäune verschoben.
Drexl rief einen befreundeten Zimmermann an und anschließend auch noch einen Statiker. Beide begutachteten den Schaden und kamen unabhängig voneinander zum gleichen Ergebnis. „Die Standsicherheit des Gebäudes ist massiv beeinträchtigt“, so Drexl.
Dach abgerutscht um teils 40 Zentimeter
Die Bauteile des Dachstuhls – Sparren, Pfetten, Auflagen – haben sich verschoben. Ein Teil des Dachs ist um 40 Zentimeter abgerutscht und wird nur noch vom First in Position gehalten. Die mangelnde Stabilität des Dachs wirkt sich auch auf den Giebel aus. Mauerwerksteile könnten herausbrechen und auf die Kirchstraße fallen. Im schlimmsten Fall stürzt der ganze Giebel nach außen.
Kichstraße in diesem Bereich gesperrt
Deshalb ist die Kirchstraße im Einmündungsbereich zur Bahnhofstraße Richtung Drexl-Hof mittlerweile vollständig gesperrt, auch für Fußgänger und Radfahrer. Auf dem Hof sind ebenfalls Absperrungen aufgebaut, damit niemand dem Gebäude zu nahe kommt.
„Meine Familie und ich sind total vor den Kopf gestoßen und sehr traurig“, sagt Michael Drexl. „Der Stadl war über Generationen hinweg ein Teil unserer Familiengeschichte.“ Neben der prägenden Optik schirmt er das Privathaus der Familie Drexl vom geschäftigen Ortskern ab.
Genutzt hat die Familie das Gebäude noch als Lagerraum und Müllstation. Auch durfte das gemeindliche Fundamt herrenlose Fahrräder hier unterbringen. Die sind nun bereits ausgeräumt, und zwar von Michael Drexl selber, weil er die Gemeindemitarbeiter keiner Gefahr aussetzen wollte. „Ich kann als Eigentümer auf eigene Verantwortung in das Gebäude gehen“, sagt der 56-Jährige. Auch einige wertvollere Gerätschaften hat er aus dem Stadl geborgen. Der Rest wird entsorgt – das übernimmt die Abrissfirma.
Hohes Risiko erfordert Sofortmaßnahme
Bereits kommende Woche könnte es soweit sein. Drexl ist froh, dass er ein Unternehmen gefunden hat, das den Auftrag kurzfristig übernehmen kann. „Die Gefahrenlage und das Risiko weiterer Unwetter lassen keinen Aufschub zu.“ Das sieht auch das Landratsamt ein. Es hat signalisiert, dass die übliche Vier-Wochen-Frist nach der Abrissanzeige in dem Fall nicht eingehalten werden muss.
Schmerz überwiegt Zukunftsplanung
Von Mitbürgern ist Michael Drexl bereits gefragt worden, was anstelle des Stadls auf der frei werdenden Fläche entstehen soll. Doch für solche Überlegungen hat er jetzt noch keinen Kopf.
„Über eine angemessene Nachnutzung werden wir zu einem späteren Zeitpunkt im engen Austausch mit der Gemeindeverwaltung beraten“, sagt der 56-Jährige. „Wir sind uns als Familie unserer Verantwortung für das Ortszentrum sehr bewusst. Aber im Moment überwiegt der Schmerz über den Verlust.“