Bilder statt Ende des Ukraine-Kriegs: Putin triumphiert bei Alaska-Gipfel – Trump bleibt ohne Ergebnis

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Der Gipfel von Trump und Putin über die Zukunft der Ukraine wurde weltweit mit Hoffnung und Sorge verfolgt. Es gibt kein Ergebnis, doch Putin freut sich. Eine Analyse.

Ein kurzes Lächeln, zwei erhobene Daumen – und ein Donald Trump, den er demonstrativ warten ließ. Putins Auftritt beim Alaska-Gipfel wirkte wie eine Inszenierung, die eher einem Heldenempfang glich, als sich die beiden Männer endlich auf dem roten Teppich, begleitet von militärischen Überflügen, gegenüber standen. Dennoch wirkte die Szene gar freundschaftlich.

Von dieser anfänglichen Vertraulichkeit blieb nach wenigen Stunden kaum etwas übrig: Am Ende des Alaska-Treffens gab es eine kurze Pressekonferenz, bei der zwei Präsidenten mit ernster Miene die Bühne betraten, ohne eine Einigung bekannt geben zu können. Was bleibt von Trumps medial inszenierten Gipfel über das Ende des Ukraine-Kriegs? Das Alaska-Treffen brachte keinen Gewinner hervor, doch ein Staatsmann kann es dennoch als Triumph verbuchen.

Kein konkretes Ergebnis bei Alaska-Treffen: Putin trumpft trotzdem auf

Ein greifbares Ergebnis des Alaska-Treffens blieb jedoch aus. Trump sprach beim zwölfminütigen Auftritt mit Putin vor der Presse in Anchorage zwar von Einigungen in wichtigen Punkten, blieb Details aber schuldig. Auch Putin erwähnte Vereinbarungen, die Ausgangspunkt für eine Lösung des Ukraine-Konflikts sein könnten. „Es gibt nur sehr wenige, die noch verbleiben. Manche sind nicht so wichtig. Einer ist vielleicht der wichtigste, aber wir haben eine sehr gute Chance, unser Ziel zu erreichen. Wir sind noch nicht angekommen, aber wir haben eine sehr gute Chance, dahin zu gelangen“, erklärte Trump vor Ort.

Ein historischer Moment? Trump begrüßt Putin via Handshake vor dem Gipfel in Alaska – und holt den Kreml-Chef damit auf die Bühne internationaler Diplomatie zurück.
Ein historischer Moment? Trump begrüßt Putin via Handshake vor dem Gipfel in Alaska – und holt den Kreml-Chef damit auf die Bühne internationaler Diplomatie zurück. © Julia Demaree Nikhinson/dpa/AP

Für den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj hatte Trump nach dem Treffen mit Putin in Alaska allerdings einen Rat: „Schließ den Deal ab. Du musst den Deal abschließen“, führte der US-Präsident im Interview mit Fox News aus. Russland sei eine „sehr große Macht“, die Ukraine nicht. Wie nah man einer Einigung tatsächlich ist, ließ Trump offen: „Ich sage immer: Wenn ich mir wirklich sicher bin, sage ich 50:50.“

Alaska-Gipfel wird zur Putin-Show – Trump rollt roten Teppich aus

Die Erwartungen an das Gipfeltreffen mit Putin waren riesig. US-Präsident Trump bemüht sich seit Beginn seiner zweiten Amtszeit als globaler Friedensstifter, liebt weiterhin die großen Auftritte, die von seinen innenpolitischen Krisen ablenken. Doch Alaska brachte ihn seinem Ziel nicht näher – wieder einmal. Für Putin hingegen scheint der Besuch in Anchorage ein triumphaler Erfolg: Seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs hatte es ein Treffen dieser Tragweite nicht mehr gegeben. Trump rollte dem Mann, der für das Leid der Ukrainer verantwortlich ist, den roten Teppich aus und applaudierte sogar, als er ihn begrüßte. 

Für Putin könnte sich dies am Ende als wertvoller erweisen, als ein Ergebnis beim Alaska-Treffen, das den Ukraine-Krieg einem Ende näher bringen könnte. Denn: Statt handfester Lösungen gibt es jetzt zahlreiche Bilder von beträchtlicher Symbolkraft. Trump inszenierte den Gipfel als Staatsakt, inklusive gemeinsamer Fahrt in der gepanzerten Präsidentenlimousine. Und am Ende räumte Trump seinem Gast vor der Presse den Vortritt ein. Putin verstand es, die Momente für sich zu nutzen, und sprach am Ende fast doppelt so lang wie der Gastgeber.

Nach Alaska-Treffen: Kein Ergebnis und kein Ende des Ukraine-Kriegs

Putin lud Trump nach Moskau ein – der US-Präsident zeigte sich offen, wenn auch halb im Scherz. Für Trump war der Gipfel ein diplomatisches Wagnis. Anders als sein Vorgänger oder die europäischen Verbündeten hatte er Putin, der im Westen jahrelang nicht willkommen war, jetzt effektiv aus der Isolation befreit.

Laut Deutscher Presse-Agentur verschaffte der US-Präsident Putin damit jene staatsmännische Legitimität, die ihm Europa seit Jahren verweigert. Dass er einem vom Westen der Kriegstreiber beschuldigten Staatschef auf diese Weise öffentlich die Bühne bereitete, sei bemerkenswert. Der ehemalige US-Botschafter bei den Vereinten Nationen und nationale Sicherheitsberater John Bolton kam gegenüber CNN zu einer ähnlichen Einschätzung: „Trump hat nicht verloren, aber Putin hat eindeutig gewonnen.“

„Fotoshooting legitimiert Kriegsverbrechen“: Scharfe Kritik an Trumps Alaska-Treffen mit Putin

Laut New York Times werten US-Demokraten das Alaska-Treffen als gefährliches Signal: „Das Fotoshooting an sich legitimiert im Grunde Kriegsverbrechen“, sagte Chris Murphy gegenüber MSNBC. „Es signalisiert anderen Autokraten und bösen Männern auf der ganzen Welt, dass sie ungestraft Zivilisten ermorden und trotzdem ein Fotoshooting mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten bekommen können.“ Doch nicht nur Trumps politische Gegner sind von dem Gipfel in Anchorage enttäuscht.

Dass es in dieser Hinsicht in Alaska eine Schieflage gab, hörte man sogar bei Trumps rechtem Haus- und Hofsender Fox News. Es schien, als sei Putin in den Pressesaal gekommen und habe „alles überrollt“. Er habe alles gesagt, was er sagen wollte, kommentierte eine Reporterin. 

Vages Ergebnis vom Alaska-Treffen: Ukraine-Krieg geht weiter

Am Ende aber bleibt die Ernüchterung. Nach einem fast dreistündigen Treffen verließen Trump und Putin Alaska, ohne eine Einigung oder konkrete Fortschritte bekannt zu geben. Kremlchef Putin allerdings konnte gleich mehrere Siege feiern: Nach jahrelanger Ächtung wurde zum ersten Mal wieder auf amerikanischen Boden empfangen. Und er konnte die USA ohne größere Zugeständnisse verlassen. Am wichtigsten vielleicht: Der Empfang, der Ablauf und das Ergebnis des Alaska-Treffens zeugen zudem von großem Respekt, den Trump Putin entgegenbringt.

Vielleicht am tragischsten: Die Nation, für die aktuell am meisten auf dem Spiel steht, blieb beim Alaska-Treffen außen vor. Präsident Selenskyj musste dem Gipfel aus der Ferne beiwohnen und nun auf Informationen hoffen. Ohne ein Abkommen steckt Kiew weiter in einem lähmenden Krieg mit Russland fest, ein Ende bleibt weiter außer Sicht. „Widerwärtig. Beschämend. Und letztendlich nutzlos“, urteilte die Kyiv Independent. „Auf unseren Bildschirmen wurde ein blutbefleckter Diktator und Kriegsverbrecher im Land der Freiheit königlich empfangen – während seine Angriffsdrohnen auf unsere Städte zusteuerten.“

Auch Selenskyj selbst äußerte sich enttäuscht. Nur Trump selbst scheint mit seinem Gipfel zufrieden. „Ich denke, das Treffen war eine 10 in dem Sinne, dass wir uns super verstanden haben. Wissen Sie, wir sind die Nummer eins, sie sind die Nummer zwei in der Welt, und das ist eine große Sache. Das ist eine große Sache“, sagte er Fox News. Der Ukraine nützt dies allerdings wenig. Der Ukraine-Krieg ist einem Ende nicht näher. Die Kämpfe gehen weiter. Nach wie vor gilt: „Es gibt keinen Deal, bis es einen Deal gibt.“ Für die Ukraine heißt das: Der Krieg geht weiter – während Putin bereits die Bilder gewonnen hat. (fbu)

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