Hausham braut wieder eigenes Bier
Die Brauerfamilie im Kreis Miesbach bekommt Zuwachs. In Hausham knüpfen die Brüder Silbernagl an die hauseigene Tradition an und bringen im Herbst ein Helles und ein Alkoholfreies auf den Markt.
13 Jahre ist es inzwischen her, dass in Hausham letztmals eine heimische Sud den Kessel verließ. Das „Haushamer Brauhaus“ war in die Insolvenz geschlittert und musste nach 76 Jahren schließen. Fast zeitgleich übernahmen andere Haushamer, Manfred und Florian Silbernagl, die Forschungsbrauerei in München-Perlach. Für diese brauten sie in Hausham auch, nachdem sie es fünf Jahre später wieder abgegeben hatten. Insofern war Hausham als Brauerei-Standort nicht gänzlich von der Landkarte verschwunden. Nun wird es wieder ein Bier geben, das erkennbar aus der früheren Bergwerks-Gemeinde kommt. „Steiger Hell“ und „Steiger alkoholfrei“. Mit dem Namen knüpfen die Silbernagls just an die Ortsgeschichte an. „Steiger“ ist im Bergbau die Bezeichnung für eine Aufsichtsperson.
Unternehmen besteht seit 125 Jahren - darauf einen Whisky
„Wir wollen unsere Tradition wieder aufleben lassen“, sagt Manfred Silbernagl (53). Das Unternehmen wurde 1899 gegründet, als Brennerei und Limonaden- und Mineralwasserfabrik. Es firmierte unter den Namen Herger und Keim und wird heute in vierter Generation von den Brüdern Silbernagl sowie Manfreds Frau Ina als Brauerei und Brennerei Silbernagl geführt. Beide Bezeichnungen wollen die Haushamer nun verstärkt mit Leben füllen. Schnaps und Liköre werden an der Brentenstraße, wohin der Getränkemarkt 2007 in ein früheres Bergwerksgebäude umgezogen ist, ohnehin seit jeher gebrannt. Vor drei Jahren haben sie einen Whisky hergestellt. Im November ist er reif. 350 Halbliter-Flaschen werden es sein, ein Name für das Destillat wird noch gesucht. Die Brennerei sei übrigens „die älteste in Hausham, wenn nicht gar im Schlierachtal“, sagt Manfred Silbernagl. Auch wenn immer gebrannt wurde, verlegte sich der Fokus nach und nach auf den Getränkehandel.
Helles wird in handwerklicher Tradition gebraut
Nun soll es aber wieder mehr ums Bier gehen. Gebraut wird das Helle in handwerklicher Tradition in Hausham. Etwa 1000 Liter pro Woche seien möglich, sagt Manfred Silbernagl. Filtriert und abgefüllt wird es beim befreundeten Hell Bräu in Altötting, wo auch das Alkoholfreie gebraut. Die erste Charge mit dem 4,9-Prozent-Produkt (Stammwürze: elf Prozent) lagert dort bereits. Was noch fehlt, sind die Etiketten. Auf denen hatte sich ein Fehler eingeschlichen, weshalb neu gedruckt werden musste. Zu haben sein wird es in Neuner-Holztragln. Sollte sich zum Beispiel in der Gastronomie Interesse ergeben, ist auch eine Abfüllung in Fässer möglich. Alles Weitere wollen die Silbernagls auf sich zukommen lassen. Der Bau der Braustätte ist noch nicht abgeschlossen, es fehlt etwa noch ein Kühllager.
Erster Ausschank beim Tag der offenen Tür der Feuerwehr
Auch wenn die Haushamer nicht nach den Sternen greifen – Manfred Silbernagl: „Wir wollen das Rad nicht neu erfinden“ – haben sie einige Ideen. Den beiden bisherigen Sorten sollen saisonale folgen, etwa ein Weißbierbock im Advent, nächstes Jahr ein Stark- und ein Festbier. Das Helle, kündigt es Silbernagl an, feiert seine Premiere beim Tag der offenen Tür der Feuerwehr Hausham am 8. September. Eher dem Zufall ist geschuldet, dass Whisky und Bier just im Jahr des 125-jährigen Firmenbestehens neu produziert werden.
Kreis Miesbach: Biervielfalt steigt weiter an
Die Biervielfalt im Kreis Miesbach wächst also stetig, selbst wenn der Bierkonsum bundesweit rückläufig ist. 2023 lag er bei 88 Liter pro Person jährlich. 1980 waren es nach Angaben des Deutschen Brauerbunds noch über 145 Liter. Bei der Wahl der Marken greifen Bierfreunde indes immer öfter auf regionale Erzeugnisse zurück – und haben hier in den vergangenen 20 Jahren einige Neulinge begrüßen dürfen. Zu den Platzhirschen Tegernseer, Holzkirchner Oberbräu und Hopf gesellten sich neben dem Durchstarter Hoppe auch das Mariensteiner Brauhaus, Sappl Bräu in Holzkirchen, Markus Wasmeier und das Schlierseer Kindl. Neue Erzeugnisse warf auch der Schloss Bräu in Valley auf den Markt. Und nun wird auch die Lücke in Hausham wieder geschlossen.