Nationalsozialismus im Unterricht: Projekt zwischen LMU und Realschule Gmund
Studierende der Geschichtsdidaktik haben spezielle Lerneinheiten zum Thema Nationalsozialismus im Tegernseer Tal entwickelt. Diese wurden jüngst mit Schülern der Realschule Gmund erprobt.
Gmund – Entstanden ist das Kooperationsprojekt im Rahmen der Aufarbeitung der Ortsgeschichte des heutigen Hotels Blyb (lautmalerisch für „bleib“) in Gmund. Das Gebäude war in den Jahren 1933 bis 1945 im Besitz Heinrich Himmlers. Im Frühsommer 2023 eröffnete das Hotel und Restaurant in Gmund seine Türen.
Realschule Tegernseer Tal: Nationalsozialismus im Unterricht
Gebäude und Grundstück haben eine lange Geschichte; Teile davon sind lebensfroh und schön, andere schrecklich und schmerzlich. Für das Blyb-Team um Florian Zibert war es daher von Anfang an wichtig, dass mit der Übernahme des Gebäudes auch die Verantwortung einhergeht, die Geschichte des Ortes aufzuarbeiten.
Zibert knüpfte dazu Kontakte, unter anderem zu den Schulen im Tal und zu Katrin Himmler, einer Nichte Heinrich Himmlers, die sich die Aufarbeitung der Familiengeschichte zur Lebensaufgabe gemacht hat. Bereits im vergangenen Herbst sprach sie mit Schülern und interessierten Gästen.
Projekt zusammen mit der LMU München
Um sich dem Thema weiter zu nähern, wandte sich die Realschule Tegernseer Tal an den Lehrstuhl für Geschichtsdidaktik der Ludwig-Maximilians-Universität München und stieß dabei auf offene Ohren: Unter der Leitung von Oberstudienrätin Daniela Andre und dem wissenschaftlichen Mitarbeiter Moritz Pöllath entwickelten Studierende mehrere Lernmodule zu Himmler und zum Tegernseer Tal während der NS-Zeit, die nun mit einer neunten Klasse der Realschule erprobt wurden.
„Mich beeindruckt, wie die Realschule Möglichkeiten schafft, Schüler die Heimatregion historisch erforschen zu lassen und dabei gleichzeitig einen wertvollen Beitrag zur Demokratiebildung und Erinnerungskultur zu leisten“, sagt Pöllath. „Die Schüler der Klasse 9e haben sich eingehend mit dem digitalen Angebot zur Geschichte des Nationalsozialismus auseinandergesetzt und dabei eigene Urteile zu Himmler und der NS-Täterschaft gefällt, und vor allem, wie wir damit heute umgehen.“
Das Geschichtsprojekt erntet positives Feedback
Pöllath zeigte sich „sehr dankbar, dass die Kollegen die Schultüren für ein Projekt geöffnet haben. So konnten wir vom Lehrstuhl Geschichtsdidaktik der LMU in Kooperation mit der Realschule Tegernsee ein wichtiges Kapitel der Regionalgeschichte erforschen“. Gerade der Weg, „Geschichte in der Schule nicht als reines Lernfach zu verstehen, sondern als Projekt mit Forschungsneugierde zu verfolgen, ist hier in Tegernsee mit den Schülern sehr gut gelungen“, sagt Pöllath.
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Lob gab es auch vonseiten der Lehrerschaft: „Das war eine sehr gelungene Aktion und für alle Beteiligten eine bereichernde Erfahrung“, sagt Dagmar Simperl, Fachleitung Geschichte an der Realschule Tegernseer Tal. „Dass aus diesem Projekt nun auch Lernmaterial entstanden ist, das wir dauerhaft nutzen können, macht es für uns nochmal wertvoller.
Die Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Geschichtsdidaktik verlief sehr positiv, sodass wir diese auf jeden Fall auch weiterhin pflegen wollen; gerade auch im Tegernseer Tal gibt es da noch vieles, was man näher in den Blick nehmen kann.“
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