Inflation: Bald jeder zweite Rentner von Armut bedroht?

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Viele Ruheständler müssen mit einer mageren Rente auskommen. Derweil hinken die Rentenerhöhungen schon länger der Inflation hinterher. Ein Überblick.

Berlin - 42,3 Prozent der deutschen Rentner leben von 1.250 Euro netto oder weniger im Monat. Das sind mehr als sieben Millionen Betroffene, wie aus der Erhebung auf Anfrage des Linken-Abgeordneten Dietmar Bartsch hervorgeht, die dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) vorliegt. Mit der Inflation könnte der Anteil aber weiter steigen und jeder zweite Rentner betroffen sein.

Auch 2023 war Belastung durch Inflation hoch

Im Dezember waren die Verbraucherpreise im Vergleich zum Vorjahresmonat um 3,7 Prozent gestiegen nach 3,2 Prozent im November. Ein wichtiger Grund für den Sprung nach oben: Ein Jahr zuvor hatte der Staat im Dezember einmalig die Kosten für den Abschlag der Gas- und Fernwärmekunden übernommen. Dieser preisdämpfende Effekt entfiel in der Berechnung für Dezember 2023. Laut Einschätzung der Bundesbank soll sich die Inflation in Deutschland 2024 zwar mehr als halbieren, auf etwa 2,7 Prozent. Doch ob das so eintritt, bleibt abzuwarten – noch zeigt sich die deutsche Wirtschaft recht schwach.

Insgesamt war die Belastung für Verbraucherinnen und Verbraucher durch die Inflation im vergangenen Jahr noch recht hoch. Zwar fiel die Teuerungsrate im Jahresschnitt mit 5,9 Prozent niedriger aus als 2022 zuvor mit damals 6,9 Prozent. Es war aber immer noch der zweithöchste Wert in einem Jahresschnitt seit der Wiedervereinigung.

Die Änderungen beim Bürgergeld und die Verschärfung der Sanktionen sollen der Bundesregierung Einsparungen von etwa 750 Millionen Euro bringen.
42,3 Prozent der deutschen Rentner leben von 1.250 Euro netto oder weniger im Monat. (Symbolbild) © Frank Rumpenhorst/dpa

Rentenerhöhungen hinken der Inflation hinterher

Für die Rentner und Rentnerinnen wird das schon länger zum Problem: Denn die Rentenerhöhungen hinken der Inflation hinterher. So stiegen die Renten im vergangenen Jahr um 4,39 Prozent im Westen und 5,86 Prozent im Osten. Auch in den Jahren 2022 und 2021 blieben die Erhöhungen hinter der Inflationsentwicklung zurück.

Daher fordern viele Experten eine Reform des Rentensystems – immer mehr Menschen sind von Altersarmut bedroht, während die finanzielle Belastung für die Gesellschaft trotzdem immer größer wird. Helfen sollten eigentlichen Angebote wie die vor drei Jahren eingeführte Grundrente.

„Die Grundrente hilft, aber sie unterstützt zu wenige Leute“

Doch diesen Zuschlag erhalten weniger Rentner als angekündigt. Ende 2022 bezogen nach einer Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) insgesamt 1,1 Millionen Menschen Grundrente, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. Die Bundesregierung war zur Einführung von 1,3 Millionen Berechtigten ausgegangen, SPD-Chefin Saskia Esken nannte damals sogar eine Zahl von 1,4 Millionen.

Die Grundrente hilft, aber sie unterstützt zu wenige Leute. Sie reicht nicht aus, um Armut im Alter ausreichend zu bekämpfen“, sagte Peter Haan vom DIW der Zeitung. Nur 4,3 Prozent der etwa 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner bekommen dem Institut zufolge den Zuschlag.

Das neue Rentenpaket soll bald kommen

Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) bastelt derweil an einem neuen Rentenpaket. Geplant ist eine bestehende Haltelinie für das Rentenniveau von 48 Prozent im Verhältnis zu den Löhnen langfristig zu sichern. Experten wie der Wirtschaftsweise Martin Werding kritisieren die Pläne aber als unzureichend. Klar ist nur: Je mehr Zeit noch verstreicht, desto mehr droht sich die Situation für Rentner und nachfolgende Generationen zu verschlechtern.

Mit Material der dpa und AFP

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