Sohn von russischem Oligarchen unter mysteriösen Umständen gestorben

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Igor Sechin gilt als enger Vertrauter Wladimir Putins. Der Tod seines erst 35 Jahre alten Sohnes wirft Fragen auf - und erinnert an Alexej Nawalny.

Moskau – Iwan Setschin ist am 5. Februar 2024 im Alter von 35 Jahren in Russland gestorben. Das melden das unabhängige Nachrichtenportal Mediazona und der russische Telegram-Kanal „VChK-OGPU“. Bekannt wurde sein Tod demnach nur durch einen Eintrag in einem Erbschaftsregister, auf den Leonid Nevzlin, ehemaliger Manager der russischen Firma Yukos, gestoßen war. Eine Überprüfung ergab, dass es sich tatsächlich um den Sohn von Igor Setschin handelt, der enger Vertrauter von Präsident Wladimir Putin und Vorstandsvorsitzender des russischen Energiekonzerns Rosneft ist und als einer der einflussreichsten Männer ganz Russlands gilt.

Wie sein Vater arbeitete Iwan Setschin bei Rosneft - dem Konzern, in dessen Aufsichtsrat auf der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder sitzt. Mit gerade mal 25 Jahren wurde Setschin von Wladimir Putin persönlich mit dem „Verdienstorden für das Vaterland“ ausgezeichnet. Bis zu seinem Tod soll der junge Mann im Luxus-Viertel „Europe 1“ in Krasnogorsk, einer Stadt im Außenbezirk Moskaus gelebt haben. Der Wohnkomplex wurde vom Nachrichtenportal Bloomberg einst als die „Heimat von Putins Verbündeten“ bezeichnet.

Russlands Präsident Wladimir Putin mit Igor Setschin (l.), dessen Sohn im Alter von 35 Jahren unter mysteriösen Umständen in Moskau gestorben ist. (Archivbild)
Russlands Präsident Wladimir Putin mit Igor Setschin (l.), dessen Sohn im Alter von 35 Jahren unter mysteriösen Umständen in Moskau gestorben ist. (Archivbild) © imago stock&people

Tod von Putin-Vertrautem erinnert an Alexej Nawalny

Dass der plötzliche Tod Setschins, der für seine „langjährige gewissenhafte Arbeit“ in Russland geehrt worden war, geheim gehalten wurde, weckte zahlreiche Spekulationen. Laut eines Berichts der britischen Tageszeitung Sun seien nahezu alle Bilder von ihm aus den sozialen Medien verschwunden. Als Todesursache wurde ein Blutgerinnsel im Hirn angegeben und damit dieselbe Ursache, die von russischen Behörden ursprünglich auch für den Tod von Kreml-Kritiker Alexej Nawalny vorgebracht worden waren. Der Tod Nawalnys war am 16. Februar 2024 bekannt geworden. Die sterblichen Überreste des Kreml-Kritikers werden von der russischen Regierung weiterhin zurückgehalten.

Nawalny selbst hatte die Ehrung Setschins vor neun Jahren als „Hohn“ bezeichnet. „Was könnte ein 25-jähriger Taugenichts, der seit März 2014 (also weniger als ein Jahr) im Unternehmen seines Vaters arbeitet, schon Langfristiges und Würdiges leisten?“, fragte der nun verstorbene Oppositionspolitiker auf Twitter (neuerdings X).

Zahlreiche Oligarchen aus Russlands Energiesektor sterben mysteriöse Tode

Der Tod Setschins reiht sich ein in eine Serie mysteriöser Unfälle, die Russlands Oligarchen und ihre Familienangehörige seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs erleiden. Seit 2022 starben mindestens neun hochrangige Manager und Millionäre, die alle wie Setschin im Energiesektor Russlands reich geworden waren.

  • Top-Manager Juri Woronow wurde im Juli 2022 mit einer Schusswunde im Kopf im Pool seiner Villa gefunden.
  • Der ehemalige Gazprom-Manager Leonid Schuldman starb im Januar 2022.
  • Im Februar 2022 soll sich der stellvretetende Generaldirektor Gazproms, Alexander Tyulakow, in seinem Haus erhängt haben.
  • Waldislaw Awajew, ehemaliger Vize-Chef der Gazprom-Bank, soll sich selbst, sein Frau und seine 13-jährige Tochter im April 2022 erschossen haben.
  • Sergej Protosenja, einst Vorsitzender des russischen Energieunternehmens Nowatek, soll sich und seine Familie ebenfalls im April 2022 mit einer Axt getötet haben.
  • Andrej Krukowski, ehemalige Führungskraft bei Gazprom, soll im Mai 2022 beim Wandern von einer Klippe gestürzt sein.
  • Alexander Subbotin soll bei der Behandlung durch einen Schamanen, der das damalige Vorstandsmitglied des Energiekonzerns Lukoil von seiner Alkoholsucht heilen wollte, verstorben sein.
  • Rawil Maganow, Vorsitzender des russischen Ölkonzerns Lukoil starb im September 2022 infolge eines Sturzes aus einem Fenster eines Krankenhauses in Moskau.
  • Wladimir Egorov wurde im Dezember 2023 für tot erklärt. Er war russischer Politiker und Unternehmer in mehreren Ölkonzernen der Region Sibirien.

Tödliche Unfälle in Russlands ein Zeichen des Machtkampfs in Putins Zirkel?

Ob eine Verbindung zwischen den mysteriösen tödlichen Unfällen und dem nun gemeldeten Tod Setschins besteht, ist nicht klar. Laut der Sun sollen unabhängige russische Medien spekulieren, dass Setschins Ableben ein Indiz für den Machtkampf sei, der zwischen den Kindern der Mitglieder von Putins in die Jahre kommenden inneren Zirkel ausgebrochen sei.

Mit Blick auf die anstehende Wahl in Russland rechne man in diesen Kreisen mit zahlreichen Neubesetzungen und personellen Wechseln in den Führungsebenen von Regierung und den mächtigen Staatskonzernen Russlands. Der Kampf um politische Macht und Positionen in Russlands Energiesektor scheint sich also fortzusetzen. (dil)

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