Druck auf Temu und Shein wächst – USA und EU wollen Zollschranken erhöhen

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Kunden zeigen sich kritischer gegenüber Shein und Temu. Das belegt eine aktuelle Umfrage. Die EU prüft Zollerhöhungen gegen China.

München – Der Druck aus dem Westen auf chinesische Billighändler wie Temu und Shein wächst. Anfang April 2025 hatte der Handelsverband Deutschland (HDE) eine Beschwerde beim Bundeskartellamt gegen Temu eingereicht, bei der er dem chinesischen Konzern unfaire Wettbewerbspraktiken vorwarf. Bei den Verbraucherschützern nehmen die Beschwerden zu, erste Verfahren gegen Shein und Temu laufen. Darüber hinaus ist die EU dabei, höhere Einfuhrhürden aufzubauen.

Unzufriedenheit mit Shein und Temu – „Bedürfnis nach Qualität und Transparenz“

Bei den Kunden herrscht derweil eine wachsende Unzufriedenheit. Das jedenfalls soll eine aktuelle Studie aufgedeckt haben, durchgeführt von der digitalen Prospektplattform kaufDA und dem Online-Netzwerk für lokale Einkaufsprospekte MeinProspekt. Rund 1.000 Kunden hatten im März 2025 ihre Einschätzung über verschiedene Sparten aus dem Angebot der Billighändler Temu und Shein abgegeben.

Ein Bildschirm eines Geräts mit der Temu-App.
Ein Bildschirm eines Geräts mit der Temu-App (Symbolfoto). Kunden zeigen sich kritischer gegenüber Shein und Temu. Das belegt eine aktuelle Umfrage. Die EU prüft Zollerhöhungen gegen China. © IMAGO / photothek

Mit dabei: 71 Prozent derjenigen, die Temu und Shein kennen, würden dort keine Möbel oder Einrichtungsgegenstände kaufen. Fast die Hälfte (44 Prozent) der Temu- und Shein-Kenner finden trotz der niedrigen Preise und der großen Auswahl nichts an ihnen attraktiv. Vor allem nannten sie mangelnde Produktsicherheit und schlechte Qualität als Abschreckungsfaktoren. 59 Prozent der Befragten zeigten sich aber grundsätzlich offen (zumindest teilweise) für den Online-Kauf von Möbeln und Einrichtungsgegenständen.

„Unsere Umfrage auf ,kaufDA‘ und ,MeinProspekt‘ zeigt: Obwohl Temu und Shein bekannt sind, schließen deutlich mehr als die Hälfte derjenigen, die die Plattformen kennen, den Kauf von Möbeln dort kategorisch aus“, sagt Sebastian Kerkhoff, Senior Vice President bei kaufDA, in einer Pressemitteilung. „Trotz der großen Auswahl und den günstigen Preisen dieser Plattformen überwiegt im Einrichtungsbereich eindeutig das Bedürfnis nach Produktsicherheit, Qualität und Transparenz.“

Trump legt Shein und Temu Steine in den Weg – Zoll-Erleichterung entfällt

Währenddessen erhöhen auch die USA unter Präsident Donald Trump den Druck auf chinesische Billighändler. Bislang konnten Amerikaner chinesische Produkte unter 800 Dollar Warenwert problemlos ordern – das soll sich nun ändern. Die Ausnahme für geringwertige Waren mit einem Wert unter 800 Dollar gilt nicht mehr. Für die Billighändler entfällt damit ein wichtiges Schlupfloch, das zu einem Teil ihres Erfolgs beigetragen hat.

Zusätzlich gelten hohe Zölle auf chinesische Waren. Diese kletterten auf 145 Prozent. Im Zuge der Handelsgespräche der USA mit China, die seit Samstag (10. Mai) stattfinden, kam es hier bereits zu einer Absenkung auf 115 Prozent, aber das voraussichtlich nur für 90 Tage.

Laut dem Wall Street Journal haben Shein und Temu ihre Preise bereits angepasst. Teils habe es Erhöhungen um 40 bis 100 Prozent gegeben. Eine Temu-Kundin aus dem US-Bundesstaat Washington habe berichtet, dass Temu auf einen Einkaufspreis von 83,80 Dollar noch einmal Einfuhrgebühren über 92,08 Dollar aufgeschlagen hätte.

Frankreich mit Zoll-Vorstoß – fällt das Temu-Schlupfloch?

Ähnlich wie in den USA könnte es auch in Europa laufen, wenn es nach Frankreich geht. Das EU-Land hat für kleine Warensendungen aus nicht-europäischen Ländern Gebühren in Höhe von „mehreren Euro pro Päckchen“ vorgeschlagen. Diese Gebühr sollten nicht die Kunden zahlen, sondern die Importeure oder die Online-Plattformen, hatte die französische Haushaltsministerin Amélie de Montchalin dazu gesagt. Vor allem Shein und Temu standen hier im Fokus.

Die EU verhandelt aktuell schon darüber, wie sich eine Reform der Zollregeln ausgestalten ließe. Die von de Montchalin vorgeschlagene Bezollung könnte ebenfalls darin enthalten sein. Außerdem erwägt die EU ihrerseits die Aufhebung einer Zollregelung ähnlich der in den USA – Pakete mit geringem Wert aus Drittstaaten (unter 150 Euro) sind derzeit zollfrei. Das könnte sich ändern, denn auch hier schlagen Temu und Shein zu und nutzen das aus.

Laut der EU-Kommission kommen im Schengenraum täglich bis zu zwölf Millionen Kleinteile bei den Kunden an, darunter Kleidung und Spielzeug, die meisten davon aus den USA. Die Zahl soll sich zwischen 2023 und 2024 verdoppelt haben. (Laernie mit Agenturen)

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