Expertin alarmiert: An Europas größtem Gletscher droht Vulkanausbruch – mit verheerenden Folgen
Der Vulkan Bárðarbunga auf Island droht auszubrechen. Experten beobachten die Lage genau. Eine Eruption könnte Gletscherfluten und Aschewolken auslösen.
Reykjavik – Ein drohender Vulkanausbruch auf Island sorgt für Besorgnis. Eine Vulkanologin warnt vor einem möglichen Ausbruch des Bárðarbunga, einem der größten Vulkane Islands, der unter dem Gletscher Vatnajökull liegt.
Es brodelt unter dem Gletscher auf Island: Erdbebenserie deutet auf drohenden Vulkan-Ausbruch
Die jüngsten Erdbebenserien deuten darauf hin, dass sich Magma etwa zehn Kilometer unter dem Vulkan ansammelt. Kristín Jónsdóttir, Abteilungsleiterin der isländischen Wetterbehörde, erklärte der Deutschen Presse-Agentur: „Das kann nur zu einem führen: Letztendlich wird es eine Eruption geben.“
Die Aktivität in der Region hat in den letzten Monaten zugenommen, was auf einen steigenden Druck im Untergrund hinweist. Jónsdóttir betont, dass es äußerst schwierig sei, den genauen Zeitpunkt eines Ausbruchs vorherzusagen. Es könnte noch Jahre dauern, bis es tatsächlich dazu kommt. Verschiedene Arten von Ausbrüchen sind möglich – und ein Ausbruch unter dem Gletscher könnte katastrophale Fluten verursachen.
Vulkan-Ausbruch unter größtem Gletscher Europas könnte verheerende Flut auslösen
Auch Magnús Tumi Guðmundsson, Professor der Geophysik an der University of Iceland, warnt vor den Gefahren. „Sollte ein Ausbruch innerhalb der Caldera (kesselförmige Struktur vulkanischen Ursprungs, Anm. d. Red.) oder an ihren Hängen stattfinden, würde er eine Gletscherflut auslösen“, erklärte er dem isländischen Nachrichtenportal RÚV. Solche Fluten, auch Gletscherläufe genannt, entstehen, wenn Gletscherseen überlaufen, weil große Mengen Eis durch einen Vulkanausbruch schmelzen. Diese plötzlichen Fluten können erhebliche Auswirkungen auf Menschen, Tiere, Natur und Infrastruktur haben. Schlimme Folgen könnte auch der Ausbruch eines Vulkans vor Griechenland auslösen.
Der Vatnajökull ist der größte Gletscher Europas, außerhalb der Polargebiete. Er bedeckt das Vulkansystem des Bárðarbunga teils mit einer tonnenschweren Eisschicht, teils liegt der Vulkan frei. Am 14. Januar ereignete sich dort der stärkste Erdbebenschwarm seit einem Jahrzehnt, mit etwa 130 Erdbeben innerhalb weniger Stunden. Die isländische Zivilschutzbehörde hat daraufhin die Unsicherheitsstufe ausgerufen, um die Situation genau zu beobachten. Seitdem hat sich die Lage etwas beruhigt.

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Bárðarbunga auf Island: Ausbruch hätte ähnliche Folgen wie Eruption des Eyjafjallajökull
Die Bedrohung durch den Bárðarbunga erinnert an den Ausbruch des Eyjafjallajökull im Jahr 2010, der den internationalen Flugverkehr durch eine kilometerhohe Aschewolke lahmlegte. Bárðarbunga ist jedoch deutlich größer. Jónsdóttir weist darauf hin, dass eine Eruption im Gletschergebiet ähnliche Folgen haben könnte, abhängig von der Stärke des Ausbruchs und den Windverhältnissen. Aus den Erfahrungen von 2010 habe man jedoch gelernt, sodass die Auswirkungen auf den Luftverkehr diesmal vermutlich geringer ausfallen würden.
Im Gegensatz dazu sind die Eruptionen auf der Reykjanes-Halbinsel, südwestlich von Reykjavik, regelmäßiger. Dort kommt es seit 2021 immer wieder zu Spalteneruptionen, bei denen Lava aus kilometerlangen Erdspalten austritt. Jónsdóttir betont, dass die Bedrohung durch solche Ausbrüche real sei und der nächste bereits bevorstehe. „Wir erwarten die nächste Eruption Anfang Februar oder schon Ende Januar, also sehr bald“, sagt sie. Diese Ausbrüche betreffen jedoch meist nur lokale Gebiete, während der Bárðarbunga eine größere Region gefährden könnte.
Vulkan Bárðarbunga „sehr günstig gelegen“ – Gletscherflut könnte dennoch weitreichend sein
Guðmundsson sieht jedoch auch positive Aspekte: „Bárðarbunga ist in mancherlei Hinsicht sehr günstig gelegen, weil Eruptionen hier weit von bewohnten Gebieten auftreten. Die nächste Siedlung ist 70 Kilometer entfernt, was es unvergleichbar mit der Situation in Grindavík macht.“ Dennoch könnten die Folgen einer Gletscherflut weitreichend sein, wie das Beispiel des Mendenhall-Gletschers in Alaska zeigt, der eine Flutwelle auslöste, die ein ganzes Tal überflutete. (ial/dpa/moe)