Desaster für Habeck: Wärmepumpen-Absatz bricht ein, Ölheizungen erleben den Boom

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Die Wärmepumpe gilt als Schlüsseltechnologie für die Energiewende. Trotzdem ist ihr Absatz eingebrochen. Mehrere Verbände erwarten politische Unterstützung.

Berlin – „Das Jahr 2023 war ein Rekordjahr für Wärmepumpen“, teilte das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz noch im Februar mit. Allerdings sorgte die Kauflaune der Bürger gleichzeitig für einen wahren Run auf Öl- und Gasheizungen. Der Absatz der Wärmepumpe brach dagegen ab, wie aktuelle Zahlen zeigen. Von mehreren Branchenverbänden kommen warnende Worte.

Deutlicher Absatzeinbruch bei der Wärmepumpe – Nachfrage schrumpft

Die Politik hatte große Hoffnungen in die Wärmepumpe gelegt, um die Energiewende voranzutreiben und so letztendlich den Klimawandel zu bekämpfen. Im ersten Quartal 2024 aber verzeichneten die Wärmepumpen mit minus 52 Prozent den stärkten Absatzeinbruch aller Wärmeerzeuger, verglichen mit dem Vorjahreszeitraum. Das entspricht rund 46.000 Geräten, wie aktuelle Zahlen des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) zeigen. Quer durch alle Wärmeerzeuger ging der Absatz um 29 Prozent zurück.

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Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) bei einer Pressekonferenz (Symbolfoto). Habeck sieht in der Wärmepumpe eine Lösung für die Energiewende, allerdings ist der Absatz zuletzt deutlich eingebrochen. © IMAGO / Political-Moments

Als Grund hierfür hatte der Verband ein starkes Nachlassen der Nachfrage identifiziert. Gleichzeitig brach darum der Absatz von Systemkomponenten ein. Fußbodenheizungen, Heizkörper, Speicher und Lüftungssysteme rutschten ebenfalls in Minus. „Der Markt für Heizungsmodernisierung ist aktuell geprägt von einer tiefen Verunsicherung der Verbraucher“, erklärt BDH-Hauptgeschäftsführer Markus Staudt in einer Verbandsmeldung. „Vor allem hat die langwierige und öffentliche politische Debatte um den gesetzlichen Rahmen und die Förderung in der Gebäudewärme dafür gesorgt, dass bei den Menschen Vertrauen verloren gegangen ist.“

Der BDH rief die Regierung zum Handeln auf: Zum Beispiel müsse sie die Förderung für Systemkomponenten anheben. Außerdem sei noch nicht ausreichend bekannt, welche technischen Möglichkeiten das viel diskutierte Gebäudeenergiegesetz biete und wie genau die Förderung von Heizungen funktioniere.

Die Wärmepumpe schwächelt – ein europäisches Problem?

Zwar hatte das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz in gewissem Sinne Recht, als es angab, der Absatz von Wärmepumpen sei gestiegen, allerdings gab es daran einen Haken. Zwischenhändler und Installateure hätten den Absatz gepusht, hatte Thomas Nowak vom Europäischen Wärmepumpenverband (EHPA) gegenüber dem Branchenportal SBZ erklärt. Aus Sorge vor Lieferproblemen hatten sie mehr Wärmepumpen bestellt als sie verbauen konnten. Jetzt lägen Zehntausende Geräte irgendwo herum, unverkauft, unverbaut.

Allerdings ist der Absatzeinbruch bei Wärmepumpen kein rein deutsches Problem. Die Geräte haben europaweit aktuell einen schweren Stand. In Italien hatte die Regierung ihre Förderung eingestellt, in den Niederlanden gibt es wegen Koalitionsgesprächen noch keine festen Zusagen, in Polen und der Slowakei sind die Strompreise zu hoch. „Das ist keine Raketenwissenschaft: Wenn du die Politik änderst, sorgt das für Aufruhr am Markt“, kommentierte Jozefien Vanbecelaere von der EHPA. „Unsichere oder sich verändernde Regulatorik löst bei Investoren und Verbrauchern Nervosität aus.“

Darum müssten „unterstützende und stabile“ EU-Regularien her – nebst nationalen Regularien. Zum Beispiel könnten die Regierungen die Steuern auf Elektrizität senken oder Besitzer von Wärmepumpen finanziell belohnen.

500.000 Wärmepumpen pro Jahr – stattdessen boomt die Konkurrenz

Die Bundesregierung jedenfalls hat sich bei den Wärmepumpen schon vor Jahren hohe Ziele gesteckt: Ab 2024, so jedenfalls der Plan, sollten Deutsche pro Jahr 500.000 neue Wärmepumpen installieren. Nur durch solche Maßnahmen könne die Nation bis 2045 die Klimaneutralität erreichen. „Das ist ein ambitioniertes Ziel und vieles muss hierfür verbessert und beschleunigt werden“, sagte Bundesminister Robert Habeck (Grüne) noch 2022. 

Stattdessen boomen nun Öl- und Gasheizungen. Der BDH sprach von einem „Rekordjahr“: Mehr als 1,3 Millionen abgesetzte Wärmeerzeuger standen 2023 auf dem Papier. Das bedeutete ein Wachstum von 34 Prozent.

Mehr Förderung für Wärmepumpen – Verbände warnen Politik

Jetzt fordern die Branchenverbände eine Reaktion vonseiten der Politik. Das Ziel von 500.000 Wärmepumpen sei weit entfernt; dieses Jahr rechnete der BDH mit einem Absatz von weniger als 200.000 Wärmepumpen – auch die noch eingelagerten Pumpen aufgrund der Zukäufe könnte die Zahlen für 2024 drücken. „Heizungsindustrie und Handwerk haben ihre Hausaufgaben gemacht und die im Rahmen des Wärmepumpengipfels getroffenen Zusagen umgesetzt“, sagte Staudt. Die Hersteller hätten Produktionskapazitäten in Milliardenhöhe aufgebaut, das Fachhandwerk hatte „in kürzester Zeit“ Fachkräfte weiterqualifiziert.

Nun müsse die Politik liefern. Die Verbände wollen eine Anhebung der förderfähigen Investitionskosten im Rahmen der Förderrichtlinie für den Heizungstausch auf 45.000 Euro sowie ein Anziehen des Klima-Geschwindigkeitsbonus auf 30 Prozent – und das mit einer früher einsetzenden Degression. Die verspätete Auszahlung bei der Förderung hatte ebenfalls schon für Kritik gesorgt.

Aktuell greift die KfW-Bank Unternehmen und Privatpersonen mit einer Auswahl von Fördermaßnahmen unter die Arme. Zum Beispiel erhalten sie eine Förderung beim Heizungstausch. Weitere Informationen dazu finden Interessierte hier.

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