Preisschock ohne Ende? Gaspreise über zwei Drittel höher als noch vor der Energiekrise

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Die Gaspreise in Deutschland sind gestiegen, während die Strompreise zuletzt leicht gefallen sind. Im Vergleich zu 2021 sind die Preise jedoch deutlich höher, mit einem Anstieg von 73,8 Prozent für Gas.

Wiesbaden – Die Gaspreise in Deutschland sind im ersten Halbjahr dieses Jahres um vier Prozent im Vergleich zum zweiten Halbjahr des Vorjahres gestiegen, während die Strompreise leicht zurückgegangen sind. Im Vergleich zu 2021 wird jedoch deutlich, dass die Gaspreise erheblich gestiegen sind und auch die Strompreise um ein Viertel zugenommen haben. Diese Entwicklung ist überraschend, da die Großhandelspreise in den letzten zwei Jahren gefallen sind, wovon die deutschen Haushalte jedoch nicht profitieren – auch wegen der hohen Netzentgelte. Wirtschaftsminister Robert Habeck hat bereits gewarnt, dass die Haushalte in Deutschland in Zukunft mit hohen Energiekosten rechnen müssen.

Gaspreise sind seit dem Ukraine-Krieg stark angestiegen, auch Strom teurer

Das Auslaufen der Preisbremsen für Erdgas und Strom Ende 2023 hatte kaum Auswirkungen auf die von den Haushalten gezahlten Preise. Und: „Von den 2023 und 2024 gesunkenen Großhandelspreisen für Erdgas und Strom konnten die privaten Haushalte bisher wenig profitieren“, stellt das Statistische Bundesamt in seinem aktuellen Bericht fest. Im Durchschnitt zahlten die deutschen Haushalte im ersten Halbjahr 2024 11,87 Cent pro Kilowattstunde Erdgas. Zwar stiegen die Gaspreise im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2023 um 4 Prozent, doch im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023 gab es einen Rückgang um 3,2 Prozent.

Seit dem zweiten Halbjahr 2021, also nach der Corona-Pandemie und vor dem Ukraine-Konflikt, haben sich die Gaspreise für Haushalte jedoch drastisch erhöht – sie sind um mehr als zwei Drittel (+73,8 %) gestiegen. Auch beim Strom haben die Verbraucher im ersten Halbjahr 2024 durchschnittlich 41,02 Cent pro Kilowattstunde gezahlt. Während der Preis im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2023 leicht um 1,7 Prozent sank, liegt er im Vergleich zu 2021 immer noch um knapp ein Viertel höher (+24,8 %).

Strompreis fällt im Vorjahresvergleich nur leicht, weil Netzentgelte stark ansteigen

Interessant ist, dass private Stromkunden im Durchschnitt 13,7 Prozent weniger für Energie und Vertrieb im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2023 zahlten – allerdings sind die Netzentgelte so stark gestiegen, um nahezu 20 Prozent im Vergleich zum Vorhalbjahr, weshalb der Gesamtpreis für Strom nur um 1,7 Prozent gesenkt werden konnte.

Frau dreht am Heizungsthermostat.
Gas- und Strompreise sind in Deutschland eit Start der Energiekrise massiv gestiegen. (Symbolfoto) © Shotshop/Imago

Auch private Erdgaskunden mussten in diesem Jahr einen Preisanstieg hinnehmen. Dies ist auf die ab dem 1. Januar 2024 angehobenen Preise für CO2-Zertifikate sowie die ab April 2024 wieder auf den regulären Steuersatz erhöhten Umsatzsteuer zurückzuführen. Infolgedessen stieg die Steuerbelastung im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2023 um 27 Prozent. Während die Kosten für Energie und Vertrieb insgesamt für Haushalte konstant blieben, erlebten Kunden mit einem Jahresverbrauch von 200 Gigajoule oder mehr einen Preisrückgang von 4,7 Prozent.

Habeck hatte bereits angekündigt, dass hohe Energiepreise auch in Zukunft bleiben werden

Wirtschaftsminister Robert Habeck äußerte bereits bei einem Bürgerdialog im September, dass die Energiepreise für deutsche Verbraucher weiterhin auf einem höheren Niveau bewegen werden – die Preise werden nicht mehr auf das Niveau vor der Energiekrise zurücksinken. Habeck betonte dabei, dass es jedoch keinen Mangel an Gas gebe – „Das russische Gas fehlt nicht mehr“. Zudem seien die Gasspeicher gut gefüllt. „Die Preise sind höher, das ist so für Gas, aber nicht, weil wir eine Knappheit haben“.

Auch für den Stromsektor kündigte Wirtschaftsminister Habeck Kostensteigerungen an. Denn für die Energiewende, die stark auf erneuerbare Energiequellen wie Solar- und Windkraft setzt, müsse das Stromnetz erheblich ausgebaut und Atom- und Kohlekraftwerke stillgelegt werden, was zusätzliche Investitionen in Speichertechnologien, Wasserstoffproduktion und die Erweiterung des Netzes erforderlich macht, um die Stabilität des Systems zu gewährleisten – Kosten, die auch der Endverbraucher tragen wird müssen.

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