Nach Kritik an Sparkurs: Zahlt der Landkreis künftig Zuschuss für die Jugendzentren?

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Weilheim

KommentareDrucken

Zahl der Landkreis Weilheim-Schongau künftig einen Zuschuss für die Jugendzentren? © Jens Schicke/Imago

Der Landkreis finanziert nicht länger die Personalkosten für die Jugendzentren. Das sorgte für einen Sturm der Entrüstung. Nun zeichnet sich allerdings eine Lösung ab.

Landkreis – Michael Deibler (CSU/Peiting) verplapperte sich im Rahmen der Haushaltssitzung des Kreis- und Finanzausschusses. Als er noch einmal die Arbeit des Arbeitskreises Finanzkonsolidierung, dem er selbst angehörte, würdigte, ging er auch noch einmal auf die Jugendzentren ein. Denen habe man die Übernahme der Personalkosten durch den Landkreis gestrichen, da es sich um keine Pflichtaufgabe handele, so Deibler. Aber er meinte auch: „Wir haben jetzt einen guten Lösungsvorschlag.“ Näher ging er nicht darauf ein. Und auch das Landratsamt gab auf Anfrage keine Auskunft, sondern verwies auf Peter Ostenrieder (CSU/Peiting). Es handele sich um seinen Antrag, er müsse entscheiden, ob er ihn öffentlich machen wolle.

Das machte er gern. Die Streichung der Zuschüsse des Landkreises sei nötig gewesen, habe die großen Gemeinden allerdings auch schwer getroffen, so Ostenrieder. Dennoch habe er in seiner Eigenschaft als Peitinger Bürgermeister die zusätzlichen Kosten in den Haushalt der Marktgemeinde einrechnen lassen.

Jugendzentren sollen mehr tun als „reine Spaßarbeit“

Dann allerdings habe er gelesen, dass im bayerischen Koalitionsvertrag eine „Verfassungsviertelstunde“ vorgesehen sei. Einmal pro Woche sollen die Lehrer mit ihren Schülern ab dem kommenden Schuljahr für 15 Minuten über die bayerische Verfassung und das Grundgesetz sprechen. „Da dache ich bei mir: Wenn das jetzt schon mein Jugendzentrum wird, dann möchte ich diese Art der Demokratiestärkung auch dort haben“, so Ostenrieder.

Dadurch, dass die Leiter der Jugendzentren bislang durch den Landkreis bezahlt wurden, müssen die Stellen ohnehin neu ausgeschrieben werden, erklärt der Peitinger Bürgermeister. Die bisher auf diesen Stellen tätigen Mitarbeiter gehen zurück zum Landratsamt oder würden von diesem gekündigt. Sie könnten sich zwar auf ihre bisherigen Jobs bewerben, müssten das aber nicht, so Ostenrieder.

Er will, dass die Jugendzentren in Zukunft mehr tun als nur „reine Spaßarbeit“. Sie sollen künftig die „wertorientierte Entwicklung gerade benachteiligter junger Menschen“ durch entsprechende Veranstaltungen und Angebote unterstützen. Doch Ostenrieder schwebt noch mehr vor. Die Jugendzentren würden auch von Jugendlichen aufgesucht, die Probleme haben – zu Hause und/oder in der Schule. Hier finden sie ein Umfeld, dem sie vertrauen, in dem sie sich öffnen könnten. Das solle man nutzen. „Die Jugendlichen dann ans Jugendamt zu verweisen, ist meistens nicht zielführend“, so Ostenrieder. Stattdessen soll ein niederschwelliges Angebot eingerichtet werden, bei dem den Jugendlichen Hilfs- und Unterstützungsmöglichkeiten angeboten werden. Damit sei ein Zuschuss des Landkreises gut begründbar.

25.000 Euro pro Jugendzentrum und Jahr

Ostenrieder schlägt pro Jugendzentrum die Summe von 25 000 Euro pro Jugendzentrum und Jahr vor. Das Jugendamt selbst sehe dieses neue Konzept für die Jugendzentren positiv. Er habe sich auch schon mit den anderen vier Bürgermeistern, in deren Orten Jugendzentren betrieben werden – Weilheim, Schongau, Peißenberg und Penzberg – abgestimmt, sagt Ostenrieder. Auch diese würden seinen Vorstoß unterstützten, der nun im Sozialausschuss genauer besprochen werden soll.

Befürchtungen, dass es sich hierbei um eine Extrawurst handeln könnte, die nur für die „großen fünf“ unter den 34 Gemeinden im Landkreis gebraten wird, nimmt er gleich den Wind aus den Segeln: „Wenn in den kleineren Orten größere Projekte zur Demokratiebildung angeboten werden, können diese selbstverständlich auch eine entsprechende Projektförderung beim Landratsamt beantragen“, versichert er.

Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s auch in unserem regelmäßigen Schongau-Newsletter. Und in unserem Weilheim-Penzberg-Newsletter.

Auch interessant

Kommentare