Für die Kleiderkammer Schongau kann der Sommer kommen

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Fleißige Helfer in der Kleiderkammer: Sieglinde Sahl, Christl Koch und Karin Toth (von links) bringen gerade die Wintersachen ins Lager und packen die Sommerkleidung aus. Ab 10. April ist mit neuem Sortiment wieder offen. © ROBERT

Emsiges Treiben bei der Kleiderkammer: Die Schließzeit während der Osterferien nutzt das Team, um das Sortiment von Winter- auf Sommerzeit umzustellen. Eine Plackerei und ein Hin und Her zwischen den verschiedenen Lagern. Doch die Mühe lohnt sich – die Nachfrage ist weiter hoch.

Schongau – Wenn die Kleiderkammer Schongau in den Ferien geschlossen hat, bedeutet das nicht, dass das 16-köpfige Team rund um die Vorsitzenden Christine Venturi und Angelika Uhlmann die Hände in den Schoß legt. An diesem Vormittag jedenfalls fährt ein Auto nach dem anderen auf den Hof in der Blumenstraße, weil viele Helfer notwendig sind. Unzählige Kartons und Kisten werden in die Räume der Kleiderkammer geschleppt.Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s auch in unserem regelmäßigen Schongau-Newsletter. Und in unserem Weilheim-Penzberg-Newsletter.

Zwei Mal im Jahr ist dieser große Umzug nötig, weil Lager und Verkaufsfläche räumlich voneinander getrennt sind. „Man könnte es einfacher haben“, kommentiert es Sonja Zeug fast schon lakonisch. „Wir müssen jedes Stück mehrfach in die Hand nehmen.“ Die Pressereferentin erklärt, was hinter der Kistenparade steckt, es ist sozusagen eine ewige Rotation: Wenn Spenden für die Kleiderkammer angeliefert werden, kommen diese erst mal zum Vorsortieren über die Kleiderkammer unters Dach. Dann werden Körbe guter Textilien und Schuhe ein Stockwerk tiefer getragen für den Verkauf. Und jetzt zum jahreszeitlichen Wechsel des Sortiments kommt alles, was noch Winterware ist, ins Untergeschoss der Lechsporthalle, wo sich der Lagerraum für die Kleiderkammer befindet.

Zum Glück gibt es einen Aufzug in der Lechsporthalle

„Das ist das einzige, was nicht so rasend ist“, findet Venturi. „Es wäre ein Segen, wenn sich irgendwann einmal Lagerräume im Erdgeschoss finden würden – vielleicht gibt es ja mal einen edlen Spender“, wünscht sie sich. Fürs große Räumen zwei Mal im Jahr könne man sich dankenswerterweise einen Wagen bei der Stadt leihen – damit alles in einem Rutsch transportiert werden kann. Und in der Lechsporthalle steht eigentlich auch ein Aufzug zur Verfügung.

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„Wenn wir aber unterm Jahr nur ein paar Kisten haben, wollen wir den Hausmeister nicht belästigen – dann schleppen wir alles alleine in den Keller“, erzählt Venturi. Dass die Kisten schwer sind, kann man sich gut vorstellen. „Es wird immer mühsamer, wir werden schließlich alle nicht jünger“, berichtet Venturi. Und lacht. Sie sieht das alles nicht so emotional, sondern nimmt es eher pragmatisch – eine Lösung werde sich immer finden.

Haus an der Blumenstraße in desolatem Zustand

Und zwar für alles. Auch dann, wenn vielleicht in absehbarer Zeit das Gebäude in der Blumenstraße saniert wird. Dass das bitter nötig ist, weiß man bei der Stadt längst – das Gebäude steht auf der Liste. Auch im Team ist man sich darüber einig. „Das Haus ist in einem desolaten Zustand“, so Zeug. „Wir wollen jetzt Fenster putzen, aber es besteht die Gefahr, dass uns die Scheiben rausfallen“, befürchtet die Schongauerin. Die Fenster seien zwar provisorisch gerichtet worden, sie habe aber Angst, dass sich der Scheibenkit löst.

Auch das Heizen sei deshalb ein Problem: „Energiebewusst können wir gar nicht sein“, meint Zeug. Für den Fall eines – wenn auch vorübergehenden – Umzugs, hat das Team die Kleider-Rollständer aus ihrem ehemaligen Domizil im Köhlerstadel aufgehoben. „Die können wir in jedem Raum aufstellen – Leerstand gibt es ja genug“, ist sich Venturi sicher, dass sich etwas findet. Und lobt: „Die Stadt ist immer hilfsbereit.“

Menschen helfen und etwas für die Nachhaltigkeit tun

Warum sich das gesamte Kleiderkammerteam mit viel Einsatz engagiert: „Das Prinzip ist sensationell und so umweltfreundlich, alles ist in Bewegung, das muss man erst mal nachmachen“, so Zeug. Auch Venturi sieht das so: Den Menschen werde auf unkomplizierte Weise geholfen, gleichzeitig könne man etwas für die Nachhaltigkeit tun – manche Kleidungsstücke gingen für kleines Geld sogar mehrfach über den Ladentisch, weil die Kunden sie nach einer Saison wiederbringen.

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Nächstes Jahr feiert die Kleiderkammer Zehnjähriges. Dank der vielen Kleiderspenden habe man ein wohlsortiertes Sortiment aufbauen können – „nur die Männer könnten öfter einkaufen gehen und ihre Schränke aussortieren“, so Venturi. Das Angebot an Männermode sei oft sehr dünn. Die Nachfrage sei aber quer durch die Bevölkerung groß – die Kundschaft so vielfältig wie die Nationen.

Erlös für soziale Zwecke in der Region

Die Damen schätzen, dass derzeit etwa ein Drittel der Kleiderkammerbesucher aus der Ukraine stammt und rund die Hälfte aller Einheimische seien oder sich deutsch fühlten, weil sie schon so lange hier leben. Ganz nebenbei wird auch noch anderen Menschen geholfen, denn alle Erlöse des Projekts gehen an einen sozialen Zweck in der Region – ob Feuerwehr, Theaterverein oder Hospiz.

Info: Geöffnet hat die Kleiderkammer Schongau immer mittwochs, das nächste Mal am 10. April (11 bis 17 Uhr).

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