Ein Raunen geht durch den Saal, Pfeifen, vereinzelt Applaus: Die radikale Putin-Aussage des 18-jährigen Schülers Jan Wagner aus Hannover sorgte in der ARD-Sendung "Die 100 – was Deutschland bewegt" am Montagabend kurzzeitig für Widerstand. Wagner hatte auf die Frage von Moderator Ingo Zamperoni, ob die Wehrpflicht wieder eingeführt werden solle, Folgendes geantwortet:
Schüler bei "Die 100" in der ARD über Ukrainer: "Ich glaube, sie hätten aufgeben sollen"
"Ich habe keine Lust auf Wehrpflicht. Und ich möchte nicht mein Leben dafür opfern, für Landesgrenzen und für Herrschaftsgebiete. Und ich glaube auch nicht, dass man Leute dazu verpflichten sollte, dass sie das machen." Zamperoni: "Und was ist aber, wenn das Land, in dem Sie leben, angegriffen würde?"
Die Antwort: "Dann würde ich es nicht verteidigen wollen. Ich glaube, die Ukrainer haben sich zum Beispiel keinen Gefallen damit getan, dass sie gegen Russland kämpfen. (...) Ich glaube, sie hätten aufgeben sollen, denn im Krieg leben ist deutlich schlimmer als in der Herrschaft von Putin. Und deswegen würde ich auch lieber in Deutschland von Putin beherrscht werden als im Krieg in Deutschland sein."
Sendungsgast (20) hält dagegen: "Da war ich über die Aussage einfach nur sprachlos"
Diese Position sorgte bei den 100 Gästen für laute Gegenreaktionen. Der 20-jährige Sendungsgast Bennet Severin (Student) hielt dagegen: "Sie sagen, Sie würden lieber unter einer Herrschaft, beziehungsweise in dem Fall ist es ja eher Besetzung von Putin leben wollen. Ich erinnere mich an die Bilder, die wir in Butscha gesehen haben, wo unschuldige Menschen von Fahrrädern geschossen wurden, wo Folterkeller entstanden sind, wo Menschen, Kinder verschwunden sind, die bis heute nirgendwo aufgetaucht sind. Ich bin ehrlich – und ich glaube, das teilen viele mit mir – da war ich über die Aussage einfach nur sprachlos."
Student und CDU-Mitglied Joshua Kraski aus Leverkusen (23) fügte hinzu: "Ich finde, man darf hier Opfer und Täter nicht verkehren. Putin macht einen Angriffskrieg. Und das ist völkerrechtswidrig. Und die Wehrpflicht damit gleichzusetzen, was Benjamin Netanjahu macht oder was Putin macht, das sind völlig unterschiedliche Maßstäbe. Hier geht es um das Grundgesetz, es darum, Freiheit und Menschenrechte zu verteidigen. Das ist in keinster Weise gleichzusetzen mit Putin. Das ist hanebüchen!"
Die ganze Sendung vom 6. Oktober sehen Sie hier.