Bärenschützer räumt Preis beim internationalen Bergfilmfestival in Tegernsee ab
Fünf Tage Bergfilmfestival gehen zu Ende. In Tegernsee waren viele Bergbegeisterte, Filmemacher und Sportler. Den Großen Preis der Stadt Tegernsee erhielt „Mongolia – Tal der Bären“.
Tegernsee – Schon ist es wieder vorbei. Fünf Tage herrschte internationales Kinoflair am Tegernsee. Doch es war weniger Roter Teppich als Outdoorkleidung geboten. Das Bergfilm-Festival lockte Alpinisten, Spitzensportler und Filmemacher aus aller Welt nach Tegernsee. Das Programm begeisterte einmal mehr.
Tegernsee: Das Bergfilmfestival fand bei emotionaler Preisverleihung sein Ende
Am Samstag (19. Oktober) wurden die Siegerfilme des 21. Internationalen Bergfilm-Festivals Tegernsee gekürt. Der mit 3.000 Euro dotierte Große Preis der Stadt Tegernsee ging heuer an Hamid Sardars Film „Mongolia – Valley of the Bears“. Für den Oscar-Moment des Abends im Barocksaal des Gymnasiums Tegernsee sorgte der Film der Iranerin Marjan Khosravi „Shouhare Iran Khanoum“ (Frau Irans Ehemann), der sowohl den „Otto-Guggenbichler-Nachwuchspreis“ als auch den BR2-Publikumspreis gewann.
Im Mittelpunkt des Siegerfilms „Mongolia – Valley of the Bears“ des in Iran geborenen französischen Filmemachers Hamid Sardar steht der mongolische Ranger Tumursukh. Dieser hat sein Leben dem Schutz der Wildnis und Wälder in der Taiga und der Bären verschrieben, deren Lebensraum gnadenlos ausgebeutet wird. Der Film zeigt, wie Tumursukh mit viel Verhandlungsgeschick Dorfbewohner davon abhält, einen Bären zu erschießen und wie er mit einer eingeschworenen Truppe Naturschützern, die wie er selbst ehemalige Jäger und Wilderer waren, zwei jungen Bären, die zu Klimaflüchtlingen wurden, eine neue dauerhafte Heimat ohne Raubbau und Wilderern schaffen will. In einer Videobotschaft bedanke sich Sardar für die Auszeichnung und widmete sie allen Menschen auf der Welt, die sich für den geschundenen Planeten einsetzen.
„Shouhare Iran Khanoum“ gewann „Otto-Guggenbichler-Nachwuchspreis“ und BR2-Publikumspreis
Die Frage des BR-Bergauf-Bergab Moderators Michael Düchs, der durch den Abschlussabend führte, ob der Film auf künftige Bärensichtungen im Tegernseer Tal Einfluss nehmen würde, umschiffte Tegernsees Zweiter Bürgermeister Michael Bourjau, der den erkrankten Johannes Hagn vertrat, mit einem Augenzwinkern: „Der Bär gehört zwar seit meiner Jugend zu meinen Lieblingstieren, aber auf diese Diskussion lasse ich mich hier nicht ein.“ Nach Ansicht der Jury vereint Hamid Sardars Film alle Qualitäten eines wirklich exzellenten Films mit hochwertigen Bildern, einer starken und ergreifenden Geschichte, Rhythmus und Emotionen. „Dieser wunderschöne, authentische Dokumentarfilm wirft eine universelle Umweltfrage auf.

Wie können wir uns das Zusammenleben von Mensch und Tierwelt in einer Zeit vorstellen, die vom Klimawandel geprägt ist? Die zugrundeliegende Botschaft, dass Veränderungen immer noch möglich sind und jeder Einzelne viel bewirken kann, ist ein Hoffnungsschimmer für die Zukunft“, lautete der Tenor der fünfköpfigen Jury um Monika Dalmasso (Frankreich), Josef Wörmann (Deutschland), Nicholas Hobley (Italien), Babsi Vigl (Österreich) und Richard Goedeke (Deutschland). Gut 80 Filme hatte das Team zu bewerten und, wie Bourjau anerkannte, keine leichte Aufgabe: „Das war schon extrem schwer, wo es doch eigentlich bei den vorgestellten Filmen nur Sieger gibt.“ Dass es immer bessere Filme gibt, liegt laut Düchs auch an der Entwicklung der Technik, die aber dadurch von den Filmemachern auch ein immer höheres Maß an Kreativität und Einsatz verlangt.
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Enorm breites Spektrum an Filmen wurde in Tegernsee geboten
Publikum und Jury bekamen vor allem auch ein enorm breites Spektrum an Filmen zum Thema Berg zu sehen. Da sind einerseits die vielen Disziplinen des Alpinsports, vom Wandern über Skitouren bis zur extremen Kletterei. Doch neben den Gipfelstürmern liegt der Fokus beim Bergfilm-Festival in Tegernsee häufig auf ganz anderen Facetten. Da geht es um den Natur- und Lebensraum, um den Kulturraum – und auch mal um Geschichte. So erzählt etwa der schon am Eröffnungsabend gezeigte Kurzfilm „Diciassette“ die Geschichte der damals 17-jährigen Antonietta im zweiten Weltkrieg.
Als Meldeläuferin transportierte sie – in ständiger Lebensgefahr – für eine Partisanengruppe in Norditalien, in der Gegend des Lago Maggiore, Lebensmittel, Medikamente, Waffen und Munition. Der Schweizer Filmemacher Thomas Horat, der die Zeitzeugin beinah zufällig gefunden hatte, war zur Vorstellung extra an den Tegernsee gereist. Das Bergfilm-Festival ist jedes Jahr auch ein Treffpunkt der internationalen Szene.
Preisträger des 21. Internationalen Bergfilm-Festivals Tegernsee 2024:
Großer Preis der Stadt Tegernsee (3.000 Euro): „Mongolia – Valley oft the Bears“ von Hamid Sardar, Lato Sensu Productions (Frankreich), Preis des Deutschen Alpenvereins für besten Alpinfilm (1000 Euro): „Nuptse: Iìnaccessible absolu (Absolut nicht ersteigbar)“ von Hugo Clouzeau, L‘Endroit (Frankreich), Preis für besten Film „Naturraum Berg“ von Landrat Olaf von Löwis (1000 Euro): „Sauvage le chamois, l‘aigle et le loup” von Véronique, Anne und Erik Lapied (Frankreich), Preis für besten Film „Lebensraum Berg“ – Tegernseer Erdgas-Versorgungsgesellschaft (1000 Euro): „Un Pasteur“ von Louis Hanquet, Valérie Montmartin, Little Big Story (Frankreich), Otto-Guggenbichler-Nachwuchspreis und BR2-Publikumspreis (je 1000 Euro): „Shouhare Iran Khanoum“ von Marjan Khosravi, Preis für bemerkenswerte Kameraleistung des Rotary Clubs Tegernsee (1000 Euro): „Painting the Mountains“ von Pierre Cadot, Picture Organic Clothing, Yucca Films (Frankreich), Preis für den besonderen Film des Rotary Clubs Tegernsee (1000 Euro): „Via Sedna“ von Ramona Waldner und Alexander Brugger, LM.Media (Österreich), Lobende Erwähnung der Jury (je 500 Euro von Monte Mare): „Reel Rock: Resistance Climbing“ von Nick Rosen, Zachary Barr, Reel Rock (USA), „The Carpenter“ von Xelîl Sehragerd, Hidden Cabinet Films (Kurdistan), „Am Steilhang - Farmfluencers of South Tyrol“ von Thomas Schäfer (Südtirol)
Gleich zweimal auf die Bühne gebeten wurde am Abschlussabend Marjan Khosravi für ihren Film „Shouhare Iran Khanoum (Frau Irans Ehemann). Freute sich die junge iranische Filmemacherin schon begeistert bei der Prämierung mit dem „Otto-Guggenbichler-Nachwuchspreis“, sorgte die Übergabe des BR2-Publikumspreis durch dessen Programmbereichsleiter Stefan Maier für den „Oscar-Moment“ des Abends. Die Meinung der Jury zu dem Film war: „Ein außergewöhnlicher iranischer Film, der sich durch atemberaubende Bildqualität auszeichnet und die komplexen Beziehungen eines Mannes zu seinen zwei Ehefrauen und einer möglichen dritten porträtiert. Kein Kommentar, nur ein rohes und ergreifendes Zeugnis im wunderschönen filmischen Schreibstil.“
Ein durchweg positives Resümee des diesjährigen Bergfilm-Festivals zog dessen neuer Leiter Tom Dauer: „Gut war’s. Spaß hat‘s gemacht.“ Das Festival, so Dauer, war gut besucht und die Filme gelungen: „Die Resonanz war hervorragend und ich freu mich auf mehr im nächsten Jahr.“
Dass das Bergfilm-Festival-Team dabei auch wieder auf die Unterstützung des DAV zählen kann, haben dessen Vizepräsidentin Melanie Grimm und Stefan Maier für BR2 bereits zugesagt. Außerdem will Landrat Olaf von Löwis nächstes Jahr mit einem Förderpreis in Höhe von 1.000 Euro ein Nachwuchs-Filmprojekt finanziell unterstützen. Helmut Hacker
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