Bewohner sprechen von Plage: Raubtiere in Kroatien „beherrschen regelrecht die Insel“
Bewohner in Kroatien berichten von tausenden kleinen Raubtieren, die auf einer Insel wüten. Sie machen auch vor größeren Tieren keinen Halt.
Čiovo – Auf der Ferieninsel Čiovo in Kroatien sehen sich die Bewohner mit einer wachsenden Plage konfrontiert. Seit Jahren vermehren sich dort sogenannte Mungos – kleine pelzige Tierchen, die einst als Schlangenfänger in das Urlaubsland eingeschleppt wurden.
Laut Berichten der Einheimischen bedrohen sie inzwischen nicht nur den natürlichen Tierbestand auf der Insel, sondern verwüsten auch Gehege mit Hühnern oder anderen Kleintieren, selbst wenn diese größer sind als sie selbst. Die Einwohner fordern daher dringend ein Eingreifen der Behörden. Indes gibt das Auswärtige Amt wichtige Informationen an Reisende in Kroatien.
Jäger auf Kroatien-Insel warnen vor Plage: „Sie wurden zur Bedrohung für die Bewohner“
Joško Miše, stellvertretender Vorsitzender des Jagdvereins Trogir auf der Insel, betrachtet die steigende Anzahl der Mungos als ernsthaftes Problem. „Sie wurden zur Bedrohung für die Bewohner Čiovos“, zitierte ihn das kroatische Nachrichtenportal Slobodna Dalmacija Anfang Juni. Die Jäger auf Čiovo schätzen laut dem Bericht, dass mittlerweile tausende Mungos auf der Insel leben, während es früher vermutlich nur einige hundert waren. „Heute beherrschen sie die Insel regelrecht“, so Miše.

Ursprünglich setzte man die Mungos wohl in Dalmatien und anderen Regionen Kroatiens aus, um die Schlangenpopulation zu reduzieren. Doch der Plan aus dem 20. Jahrhundert entwickelte sich über die Zeit zu einem neuen Problem. Ohne natürliche Feinde und mit reichlich Nahrung vermehrten sich die Mungos unkontrolliert und jagten nicht nur Schlangen, sondern auch Geflügel, Fasane und Hasen. Besonders Eier und Jungtiere stehen auf ihrem Speiseplan.
Laut den Bewohnern machen sie aber auch vor ausgewachsenen Tieren teils keinen Halt. Ein Anwohner berichtete dem Portal: „Nicht nur Fasane sind bedroht, auch andere Vögel, deren Eier und Küken. Man kann sie beobachten, wie sie sich auch an Obst gütlich tun – oder an Säugetieren, die doppelt so groß sind wie sie selbst.“
Über Mungos
Mit ihrem lang gestreckten und rund 30 Zentimeter langen Körper, recht kurzen Beinen und pelzigen Schwanz ähneln Mungos oft Wieseln oder Frettchen. Offiziell gehören sie jedoch zur Familie der Mangusten. Die Tiere zählen zur Ordnung der Raubtiere und Überfamilie der Katzenartigen. In der Vergangenheit wurden Mungos nicht nur in Kroatien, sondern auch in anderen Ländern eingesetzt, um Schlangen und Ratten zu bekämpfen.
„Die Situation ist einfach unerträglich“: Mungos fressen Eier, Jungtiere und Geflügel auf Kroatien-Insel
Ein Mann, der laut eigener Aussage Hühner besitzt, leidet ebenfalls unter den Raubtieren. „Um die Mittagszeit sind sie besonders aktiv. Dann hört man das aufgeregte Gackern des Geflügels, das panisch im Hühnerstall umherläuft“, erzählte er dem Nachrichtenportal. „Oft greifen sie auch die Küken an – die Situation ist einfach unerträglich.“ Besonders bemerkenswert sei, dass Mungos das Geflügel von hinten angreifen. „Sie beginnen beim Bürzel, fressen dann die Eingeweide und Fettreserven, und lassen das Fleisch zurück. Daran erkennen wir, dass sie da waren.“

Derzeit versuchen einige Bewohner von Čiovo, die Mungos mit Fallen zu fangen. Zwischen Januar und Mai dieses Jahres wurden bereits 250 Tiere gefangen. Diese sollen an das öffentliche Institut „Krš i more“ übergeben werden, wo wissenschaftliche Untersuchungen an ihnen durchgeführt werden. Einige Tierfreunde auf der Kroatien-Insel versuchen, diesen Prozess zu stören, indem sie die Fallen entfernen oder stehlen.
Viele Bewohner drängen angesichts des wachsenden Problems auf ein Eingreifen der zuständigen Behörden. Da die Mungos auch in der Nähe von Wohnhäusern gesichtet werden, besteht die Sorge, dass sie neben der Gefahr für einheimische Tiere auch zum gesundheitlichen Risiko für den Menschen werden. Denn Mungos können unter anderem Krankheiten wie Tollwut übertragen.
Auf einer Nordsee-Insel wütet derzeit ebenfalls ein „neues“ Raubtier. Nun soll es abgeschossen werden. (no)