3 chinesische Mega-Städte in 7 Tagen – geht nicht? Doch, und wie!

Ein paar Dinge vorweg:

  1. Bargeld braucht man nicht: Jeder hat WeChat Pay oder Alipay, selbst der Straßenhändler an der Ecke oder der Verkäufer auf dem Hinterhof-Fake-Markt.
  2. Taxi fahren (Uber heißt hier „DiDi“) kostet fast nichts: Zum Vergleich: Wer vom Flughafen München mit dem Taxi in die Innenstadt fährt, zahlt rund 100 Euro – in Peking kostet die gleiche Strecke etwa sieben Euro. Dazu gibt es überall die Möglichkeit, mit U-Bahn, S-Bahn oder Bus für weniger als einen Euro zu fahren. Und alles wird über Alipay gebucht und bezahlt. Wichtig: nicht einfach ohne vorherige Preisabsprache in ein Taxi steigen – Abzockgefahr!
  3. Weite Strecken fährt man besser mit dem Zug: Superschnell und superpünktlich – Tickets bekommt man über die offizielle Bahn-App „12306“ (auch auf Englisch verfügbar). Buchbar sind sie maximal zwei Wochen im Voraus. Dafür fahren die Züge in China zuverlässig und unkompliziert – und selbst die First Class bekommt man zu einem wirklich fairen Preis.
  4. Datenpass oder eSIM und VPN-Client vorher besorgen – sonst funktionieren viele der gewohnten Apps wie WhatsApp, Google Maps nicht.

Tag 1: Ankommen und Peking erleben

Nachtflug mit Lufthansa und sechs Stunden Zeitverschiebung. Direkt bei der Ankunft merkt man: Alles ist etwas größer – und der Reisepass ist das wichtigste Utensil. Überall Kontrollen (Bahnhof, Verbotene Stadt etc.). Anfangs ungewohnt, später Routine. Gleiches gilt für die Kameras.

Mit der Bahn in die Stadt, weiter mit „DiDi“ in die Pekinger Altstadt, die engen Hutongs. Privatsphäre hat hier niemand, dafür maximale Gastfreundschaft. „The Orchid“ ist als Hotel sehr zu empfehlen.

Draußen wird’s laut: Bunte Werbung, permanente Durchsagen, es blinkt und riecht nach Essen – nicht zögern, einfach eintauchen. Fast niemand spricht Englisch, aber Chinesinnen und Chinesen sind erstaunlich sicher im Umgang mit Übersetzungs-Apps – und genau die sollte man selbst unbedingt auf dem Handy haben.

Erster Stopp: Drum (nicht Trump) und Bell Tower, früher die Zeitmesser der Stadt. Ausweis beim Ticketkauf dabeihaben. Danach das erste Essen: Hot Pot – wie Fondue, nur mit Stäbchen. Den besten hatten wir später in Chongqing, aber man sollte ruhig ein paar probieren, auch wenn sie nicht überall gleich gut sind. 

Tag 2: Verbotene Stadt und Fake Market

Am nächsten Tag: Besuch in der Verbotenen Stadt und Spaziergang über den Platz des Himmlischen Friedens. Man braucht nur ein Ticket und kann rein. Eine geführte Tour ist allerdings sehr sinnvoll – man erfährt mehr, hat manchmal etwas zu lachen und versteht, warum man dauernd durch scheinbar gleiche Höfe geht, die aber tatsächlich vollkommen unterschiedlich sind.

China
Peking, Verbotene Stadt: Ein Volk auf den Spuren seiner Geschichte - dicht gedrängt vor kaiserlicher Kulisse. FOL

Empfehlenswert: direkt am Nordausgang in den Jingshan-Park hochwandern – dort gibt’s zum Schluss noch einmal einen großartigen Blick über die Dächer der Verbotenen Stadt. Warum eigentlich „verboten“? Weil das normale Volk dort nicht hineindurfte. Für die Führung sollte man zwischen drei und fünf Stunden einplanen.

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Peking, Jing Shan Park: Durch die Menschenmassen hinauf für den Blick über die Stadt. FOL
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Traditionell bekleidete Frauen vor der Verbotenen Stadt. FOL

Nach all der Geschichte darf’s jetzt ein bisschen Trash sein. Der Fake Market in der Silk Street sieht von außen aus wie eine alte Shopping-Mall mit dem Charme der Duisburger Innenstadt. Drinnen reihen sich Franchise-Shops unbekannter chinesischer Marken aneinander. Auf den ersten Blick sieht es gar nicht nach Fake-Waren aus. Doch wer genau hinsieht, findet erste Anzeichen: hier ein „Burberry-Paket“ auf dem Boden, dort eine „Dior-Tasche“ auf der Ablage hinten im Schaufenster.

Wir fragen nach – und schwups stehen wir im hinteren Teil des Geschäfts, der von außen nicht einzusehen und mit Schränken wie aus Harry Potter ausgestattet ist. Plötzlich drehen sie sich und Taschen von Prada, Louis Vuitton, Hermès etc. stehen perfekt aufgereiht vor uns. In einem anderen Shop geht es uns ähnlich – und wir bekommen perfekte Fakes von Rolex, Patek Philippe und IWC präsentiert.

Preise? Zuerst ziemlich hoch. Wer etwas kaufen möchte (rechtliche Bestimmungen beachten!), sollte maximal mit zehn Prozent des verlangten Preises in die Verhandlung einsteigen. Tipp: Nie den ersten Preis selbst nennen. Ist der zu hoch, kommt man da nicht mehr runter – außer man geht und bricht die Verhandlung ab.

Jetzt schnell noch etwas Streetfood, Obst – und ab mit dem „DiDi“ ins Hotel.

Tag 3: Auf nach Chongqing

Ab nach Chongqing, der größten Flächenstadt der Welt mit angeblich 32 Millionen Einwohnern. Über 1600 Kilometer in weniger als sieben Stunden mit dem High-Speed-Zug, der tatsächlich meist zwischen 300 und 350 Stundenkilometern fährt. Er fährt pünktlich los und kommt auf die Minute pünktlich an. Wer könnte sich daran mal ein Beispiel nehmen?

Chongqing ist wilder, lauter und aufregender als alles, was ich bisher erlebt habe.
Alles, was man in den sozialen Medien darüber gesehen hat, stimmt. Tausende Menschen auf engstem Raum, alles wuselig und laut am Puls der Stadt, dem braunen Jangtse-Fluss mit unzähligen riesigen Wolkenkratzern, spektakulären Drohnen-Shows (immer samstags) und Shopping-Malls, in denen eine deutsche Kleinstadt komplett einkaufen könnte.

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Chongqing: Drohnen-Show am Jangtse. Eine Show wie aus der Zukunft, nur dass sie hier bereits Realität ist. Daniel Steil
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Chinesische Liebesbotschaften in einem alten Tunnel in Chongqing. FOL
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Chongqing, Hongya Cave: Menschen, Lichter, Chaos - Golden Week pur. FOL
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Chongqing: Die Street Food Mall bietet ein überwaltigendes Repertoire an traditionell chinesischem Essen. FOL

Hier gibt’s für den Hot Pot die zweite Chance – und die nutzen wir. Geschmacksfeuerwerk! Direkt am Jangtse liegt ein unterirdisches Weinlager mit Restaurants – große Empfehlung!

Und jetzt mit viel Adrenalin noch ab ins Nachtleben. Rooftop-Bar im 5-Sterne-Hotel kann jeder. Halb illegale Hochhausbars – etwa so wie im Berlin der Nachwendezeit, als Hinterhof-Partys noch das Ding waren – muss man hier aber erst finden. Ein Tipp: Die unscheinbaren Hochhäuser, in die junge stylisch gekleidete Menschen hineingehen, ausspähen. Einfach mitgehen, in den Fahrstuhl steigen und dort aussteigen, wo sie aussteigen. Bei uns ein Volltreffer!

Im 38. Stock versammeln sich auf einem Flur gleich drei Bars, Atomsphäre: Studentenwohnheim. Wir sind Exoten, die einzigen Europäer. Zahlen dürfen wir nicht, wir werden eingeladen und müssen dafür erzählen, wie uns leben auf der anderen Seite der Welt so ist. 

Ein junger Mann sagt: „Ich arbeite bei der Polizei und darf China nicht einfach verlassen.“ Stolz zeigt er seinen Gürtel – Teil seiner Uniform. Er ist Fan vom VfB Stuttgart – warum, bleibt offen. Wir feiern bis nach drei Uhr nachts und schlafen am Morgen erst einmal aus.

Wer sagt, New York sei die Stadt, die niemals schläft, sollte einmal nach Chongqing reisen – die Stadt, die 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr Vollgas lebt.

Tag 5: Chengdu

Weil es nicht schon aufregend genug ist, haben wir nach einer Empfehlung noch rasch einen Tagesausflug nach Chengdu geplant. Noch nie gehört? Nicht schlimm, das geht einem ja bei fast allen Millionenstädten in China so. Chongqing – Chengdu mit dem Zug dauert nur etwas mehr als eine Stunde.

In Chengdu befindet sich die größte Panda-Aufzuchtstation der Welt. Etwa 50 Tiere leben hier – von Baby-Pandas über Teenager bis zu den süßen roten Pandas. Der Ausflug lohnt sich sehr. Das Gehege ist riesig, drei bis vier Stunden sollte man einplanen, und wer hier ohne Panda-Souvenir rausgeht, war nicht wirklich da.

China Panda
Chengdu: Ein Panda mit Blick auf die IFS Mall in der Chunxi Road. FOL

Wer mit dem Touri-Bus vom Panda-Park in die Innenstadt möchte, zahlt einen Euro und braucht 30 bis 40 Minuten. „DiDi“ ist schneller, aber etwas teurer. Die Fußgängerzone ist übersichtlich und nach dem Trubel von Peking und Chongqing angenehm entspannt und mit tollen Malls. Must-buy: Chengdu-Original-Kekse.

Tag 6 und 7: Zurück nach Peking

Zurück nach Chongqing geht’s nur zum Übernachten, am nächsten Tag fliegen wir nach Peking. Letzte Nacht – 5 Sterne zum Preis eines Motel One. Wir nehmen das Grand Hyatt: Mega-Spa, tolles Gym, super Personal.

Das Hotel bucht uns einen Fahrer für rund 130 Euro. Er fährt uns zur Chinesischen Mauer, organisiert die Tickets, bringt uns später noch zum Olympiastadion „The Nest“ und zum Abendessen. Zum Vergleich: Bei GetYourGuide hätten wir in einer großen Gruppe allein für die Tour 140 Euro pro Person gezahlt. Die Investition hat sich gelohnt. Wir bekommen Insiderinfos und Tipps vom Fahrer – per Übersetzungs-App.

Für die Mauer-Tour sollte man mindestens einen halben Tag einplanen. Selbst bei Nebel und leichtem Regen – wie bei uns – ist das Bauwerk beeindruckend und wunderschön. Es sind Bilder und Eindrücke, die bleiben werden.

China
Peking: Tausende Leihräder, perfekt geordnet - Sinnbild eines Systems, das funktioniert. Effizienz, wie sie nur China kann. FOL
Chinesische Mauer
Die Chinesische Mauer ist auch bei Regen und Nebel beeindruckend. FOL

Zurück im Grand Hyatt haben wir vor dem Nachtflug noch den ganzen Abend Zeit, den Spa zu genießen – schwimmen, saunieren, runterkommen. Nach einer Woche voller Eindrücke ist das der perfekte Abschluss. Und dann mit dem Nachtflug zurück nach Deutschland.

Sieben Tage in China – das geht, und es ist großartig.