Bodensee trocknet aus: Neue Inseln tauchen auf und „es stinkt widerlich“
Der Bodensee erlebt den niedrigsten Pegel seit 40 Jahren. Ufer trocknen aus, Häfen liegen brach – die Folgen bekommt nicht nur die Natur zu spüren.
Konstanz – Wo sonst Ausflugsschiffe ablegen und Segelboote schaukeln, herrscht gähnende Leere: Der Hafen von Mannenbach in der Schweiz liegt trocken, der Bodensee zieht sich zurück. Gestrandete Boote, stinkende Algen und freigelegte Geröllfelder prägen derzeit das sonst so idyllische Bild. Besonders der Untersee im Westen kämpft mit ungewöhnlich niedrigen Pegelständen. Das wirkt sich nicht nur negativ auf Natur und Umwelt aus, sondern auch auf die kommende Saison.
Bodensee so trocken wie zuletzt vor 40 Jahren – kurz vor Saisonstart
Die Ursachen für den ausgetrockneten Bodensee sind vielfältig. Laut eines Sprechers des Landesamtes für Umweltschutz Baden-Württemberg (LUBW) haben vor allem die geringen Niederschläge – auch über den Winter – und die dadurch geringe Schneeschmelze in den Alpen zu dieser Situation beigetragen. Demnach liegt der Wasserstand in Konstanz bei nur 2,73 Metern. „Für diese Jahreszeit ist das sehr gering. In den 1980er-Jahren gab es ähnlich niedrige Wasserstände“, so der Sprecher gegenüber Bild.de.

Anlass zur Sorge ist das jedoch nicht: „Der geringe Wasserstand ist für diese Jahreszeit nicht außergewöhnlich“, erklärt der LUBW-Sprecher dem Südkurier. Entscheidend seien nun die Niederschläge. Sollte es zu wenig Regen geben, könnte der Bodensee auch im Sommer Niedrigwasser haben. Trotzdem haben viele Segelboot-Besitzerinnen und Besitzer bereits storniert, erzählt Roland Weiermann, Hafenmeister von Gaienhofen und Hemmenhofen auf der Höri, dem SWR.
Wenig Grund zur Hoffnung gibt die Prognose von Meteorologe Dominik Jung: Der März hat Deutschland an die Schwelle einer neuen Dürrekrise gebracht. Laut Jung werde sich die Lage in den kommenden Wochen zuspitzen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) bestätigte diese Vorhersage mit besorgniserregenden Daten. Dementsprechend fällt die Sommer-Prognose 2025 aus.
Bodensee kämpft mit Folgen von Klimawandel – Temperatur deutlich gestiegen
Langfristig könnten die niedrigen Wasserstände des Bodensees durch den Klimawandel weiter verschärft werden. Die steigenden Temperaturen verhindern die Durchmischung des Wassers, was zu Sauerstoffmangel in tieferen Schichten führen kann. Besonders der flache Untersee könnte dadurch betroffen sein, was langfristig zu einem Fischsterben führen könnte. Der Gewässerschutz wird daher immer wichtiger, um die negativen Auswirkungen auf die Tierwelt zu minimieren.
Meine News

Tatsächlich kämpft der Bodensee gerade mit Fischsterben. Immer mehr Anglerinnen und Angler hängen ihren Beruf deswegen an den Nagel. „Der Niedergang ist nicht mehr zu stoppen“, sagt Roland Rösch, Vorsitzender des Landesverbandes der Berufsfischer und Teichwirte gegenüber Deutschen-Presse-Agentur (dpa). Ein Grund dafür ist der niedrige Phosphatgehalt im See.
Während die Pegelstände natürlichen Schwankungen unterliegen, zeichnet sich bei der durchschnittlichen Temperatur des Bodensees ein klarer Trend ab: Deutschlands größter See wird nach Informationen des LUBW immer wärmer. Im Jahr 1962 lag die mittlere Wassertemperatur demnach noch bei 10,5 Grad Celsius. 2023 wurde mit 13,6 Grad schließlich ein neuer Höchstwert erreicht. Damit hat sich der Bodensee in etwas mehr als 60 Jahren um mehr als drei Grad erwärmt.
Wasserpegel von Bodensee lässt zu wünschen übrig: Schlick und Algen freigelegt – „Es stinkt widerlich“
Die Auswirkungen sind für Anwohnende und Touristinnen sowie Touristen jedenfalls ziemlich unerfreulich. Eine Frau berichtet Bild.de aus Konstanz: „An der Rheinbrücke ist das Wasser rund zehn Meter vom Ufer zurückgewichen. Es stinkt widerlich.“ Grund sind Schlick und Algen, die durch den niedrigen Wasserpegel freigelegt wurden. Zudem können die Ausflugsschiffe der „Weißen Flotte“ derzeit wegen der ausgetrockneten Häfen nicht mehr überall anlegen.

Der ausgetrocknete Bodensee hat mancherorts aber auch positive Nebenwirkungen: Die dringend notwendige Sanierung der Insel Hoy bei Lindau wird dadurch überhaupt erst möglich, berichtet Südkurier. Weil der Pegelstand so stark gesunken ist, ist die Insel derzeit zu Fuß oder mit Fahrzeugen vom Festland aus erreichbar – eine seltene Gelegenheit für Bauarbeiten. (cln/dpa)