Kein Vertrauen in die USA: Dollar und US-Staatsanleihen im Sinkflug

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Die Anleger flüchten aus langfristigen US-Staatsanleihen und der Dollar verliert seit Trumps Amtsantritt zunehmend an Boden. Hinzu kommt die drückende US-Schuldenlast.

Berlin – US-Anleihefonds lösen bei den Anlegern Fluchtreflexe aus – und zwar so schnell, wie seit dem Höhepunkt der Covid-19-Pandemie vor fünf Jahren nicht mehr. Die steigende Schuldenlast der USA lässt das Vertrauen schwinden. Am Devisenmarkt wird spekuliert, dass die US-Notenbank den Leitzins doch früher senken könnte als bisher erwartet – die Aussicht auf sinkende Zinsen setzte den Dollar im Handel weiter unter Druck.

Sorge vor US-Staatsanleihen - Haushaltspolitik und neue Steuergesetze verunsichern die Anleger

Das Wall Street Journal mutmaßte, dass Donald Trump bereits im Herbst diesen Jahres über die Nachfolge von US-Notenbankchef Jerome Powell entscheiden könnte, obwohl dieser noch bis zum kommenden Mai im Amt ist. Es herrscht Verunsicherung, wie es in den USA weitergeht, die Wirtschaft schwächelt und die Anleger fliehen aus den langfristigen US-Staatsanleihen. Wie die Financial Times berechnete, sind bereits im zweiten Quartal ca. elf Mrd. USD aus den US-Anleihefonds abgeflossen, die sowohl Staats- als auch Unternehmensanleihen umfassen. Dies dürfte die größte Kapitalabwanderung seit den turbulenten Zeiten Anfang 2020 sein.

Donald Trump bei einer Presseveranstaltung in Washington.
Trump verscheucht die Anleger für US-Anleihen © IMAGO / ZUMA Press Wire

Der markante Rückzug aus den US-Anleihefonds, die in erster Linie von institutionellen Anlegern genutzt werden, ist nur ein Signal für die Stimmung der Anleger, denn sie stellen nur einen kleinen Teil des insgesamt riesigen US-Anleihemarktes dar. Die Reaktionen zeigen allerdings auf, dass es hier um größere Probleme geht.

Im Fokus steht derzeit auch das umfassende neue Steuergesetz von Präsident Trump, über das der Kongress gerade berät. Unabhängige Analysten schätzen, dass durch die neuen Steuermaßnahmen die Schulden der USA in den nächsten zehn Jahren nochmals um Billionen Dollar steigen könnten. Das Finanzministerium wäre dann gezwungen, wieder eine große Menge weiterer Anleihen zu verkaufen. Das Weiße Haus hält dem entgegen, dass ein höheres Wachstum der Wirtschaft und die neuen Zölle die Neuverschuldung eindämmen würden.

Anleger von langfristigen US-Staatsanleihen befürchten weiterhin hohe Inflation

Viele Marktteilnehmer gehen allerdings davon aus, dass die neuen US-Zölle die Inflation weiter anheizen werden – was Anleiheinvestoren natürlich abschreckt. Wie Robert Tipp, Leiter von global bonds beim Vermögensverwalter PGIM, weiter ausführte, ist der Markt in einem volatilen Umfeld, mit einer Inflation, die über dem langfristigen Zielwert von zwei Prozent liegt und einem überbordenden Angebot an Staatsanleihen. Der Markt ist nervös und von einem allgemeinen Unbehagen befallen.

Anleihen mit längeren Laufzeiten reagieren besonders empfindlich auf die Inflation, da ein höherer Preisanstieg den Wert der über lange Zeiträume gezahlten festen Zinszahlungen schmälert. Anders sieht es bei den US-Anleihen mit kurzer Laufzeit aus – diese sind attraktiv und die entsprechenden Fonds zahlen saftige Renditen, da die Federal Reserve die kurzfristigen Zinsen in diesem Jahr auf einem hohen Niveau gehalten hat.

US-Schuldenlast wächst - sind Zinssenkungen die Lösung?

Präsident Trump will die US-Schuldenlast durch Zinssenkungen mildern. Er steht unter Druck, die enormen Schuldenkosten der USA zu senken. Würden die Leitzinsen um zwei Prozentpunkte gesenkt werden, könnten die USA im Jahr ca. 600 Milliarden US-Dollar an Zinskosten einsparen. Das Haushaltsdefizit der USA ist immens und hat sich durch die Corona-Pandemie und Steuererleichterungen auf nahezu 30 Billionen US-Dollar aufgebläht. Wie Bloomberg berechnete, haben die USA alleine in den letzten acht Monaten ganze 776 Milliarden US-Dollar Zinsen gezahlt – das hat es seit den 90er Jahren nicht mehr gegeben.

Die Strategie der Zinssenkung könnte nach der Meinung zahlreicher Ökonomen aber auch nach hinten losgehen, wenn die Federal Reserve die Zinsen ohne eine wirtschaftliche Notwendigkeit einfach senkt. Wird die Inflation dadurch angeheizt, könnte dies zu noch höheren Zinsen für die US-Schulden führen. Für den Fall, dass die Nachfrage nach langfristigen US-Staatsanleihen gering bleibt, könnte dies wiederum dazu führen, dass man bessere Renditen hierfür anbieten muss, was die Zinslast dann eben wieder weiter steigern würde. Die positiven Effekte einer Leitzinssenkung wären dann auch schnell wieder zunichtegemacht.

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