Trump fordert Milliarden-Investition in die USA – und droht mit 100-prozentigen Zöllen auf Halbleiterchips
Donald Trump droht der Tech-Branche mit Strafzöllen von 100 Prozent auf Halbleiterchips. Die Konzerne sollen in US-Produktionen investieren – auch weil die USA von Importen abhängig sind.
Washington – Wer ohne Geschenk im Oval Office bei US‑Präsident Donald Trump erscheint, wird es schwer haben. Tim Cook, CEO von Apple, sorgte daher gleich doppelt vor: So tauchte der Tech-Boss vergangene Woche mit einem einzigartigen Glasstück vom iPhone-Glashersteller Corning auf, das in einen Sockel aus 24-karätigem Gold eingefasst war – eine kalifornische Sonderanfertigung eines ehemaligen Corporals des US‑Marine Corps. Dazu kündigte Cook zusätzliche Investitionen von über 100 Milliarden US-Dollar in die US-Produktion an, einschließlich der Entscheidung, künftig nur noch Seltene Erden aus US-amerikanischer Herstellung zu verwenden.
Trump droht mit 100-prozentigen Strafzoll auf Halbleiter – Apple, Samsung und Co. versprechen Milliarden
Ganz freiwillig lancierte Cook diese Zugeständnisse allerdings nicht: Bereits seit Wochen rechnet die US-Industrie damit, dass Trump mit seinen Strafzöllen auch die Chip-Importe ins Visier nehmen werde. Auf der Pressekonferenz mit Cook kündigte der US-Präsident dann auch den 100-prozentigen Aufschlag für Hochleistungs-Chips und -Halbleitersysteme an, die nicht in den USA gefertigt werden. Laut dem US-Statistikamt BEA belief sich das Handelsdefizit bei Halbleiter-Chips 2024 auf rund 1,3 Milliarden US-Dollar – zumindest im engeren, technischen Sinne.

Andere Zahlen für die gesamte Industrie, die auch Design-Services oder Halbleiterausrüstung umfasst, weisen ein Handelsüberschuss von 11 Milliarden US-Dollar auf. Ohne Importe wäre allerdings auch der breitere Zweig in den USA nicht handlungsfähig.
Apple investiert rund 600 Milliarden US-Dollar in die USA Chipindustrie – Samsung folgt dem Beispiel
Für Cook und Apple war es ein weiteres Kapitel in der Charme-Offensive gegenüber Trump: Schon Anfang des Jahres hatte der wertvollste Tech-Konzern der Welt Investitionen von rund 500 Milliarden US-Dollar und 20.000 neue Arbeitsplätze in den USA versprochen. Sollten 100-prozentige Strafzölle auf die Hochleistungschips tatsächlich kommen, wäre das für Unternehmen wie Apple ein Desaster – vom iPhone bis zum MacBook sind fast alle Produkte auf die importierte Technologie angewiesen. Doch auch Konzerne wie Microsoft, Nvidia oder Intel stünden unter erheblichem Druck. Einziger Ausweg seien Investitionen in die USA, erklärte Trump mehrfach. Mittlerweile haben auch Samsung sowie der Chipkonzern SK Hynix aus Südkorea – wohl der zweitgrößte Speicherchip-Hersteller auf der Welt – versprochen, in US-Produktionen zu investieren.
Trumps Strafzoll-Pläne zielen auf Hochleistungs-Chips und Halbleitersysteme aus dem Ausland
Aktuell importiert die US-Industrie einen Großteil der Hochleistungs-Chips und -Halbleitersysteme aus Ländern wie Taiwan. Die dortige Halbleiterindustrie – angeführt vom Unternehmen TSMC – liefert über die Hälfte aller weltweit gefertigten fortgeschrittenen Chips. Auch US-Konzerne wir Intel und Nvidia sind zu großen Teilen von der taiwanischen Technologie abhängig. Laut Reuters entfallen rund 90 Prozent des Handelsdefizits von Taiwan mit den USA auf diesen Sektor. Auch deswegen hatte Trump bereits zuvor einen 20-prozentigen Aufschlag auf Importe von der Insel verhängt. Die US-Abhängigkeit stört den US-Präsidenten bereits seit Jahren. Im Gegensatz zu Biden ließ Trump unklar, ob die USA Taiwan im Falle eines chinesischen Angriffs militärisch verteidigen würden.
Taiwan im Zollstreit: Vizepremier Cheng will „besseren und angemesseneren Zollsatz“ erreichen
Die kleine Insel sieht sich als eigener Staat, während die Volksrepublik auf seine Besitzansprüche pocht. US-Geheimdienste gehen davon aus, dass China bis 2027 Wiedervereinigung mit Taiwan anstrebt und dafür auch militärische Mittel einsetzen würde. Andere Experten rechnen mit einer Übernahme bis spätestens 2049, wenn die Volksrepublik offiziell ihren 100. Geburtstag feiert. So oder so, bei einem Krieg stünden die USA unter Zugzwang, das weiß auch Trump.
Taiwans Vizepremier Cheng Li-chiun erklärte am Montag auf einer Pressekonferenz, dass es das Ziel sei, „einen besseren und angemesseneren Zollsatz zu erreichen“. Parallel dazu läuft in den USA derzeit eine Untersuchung rund um den Trade Expansion Act. Dieser US-Gesetzesparagraf erlaubt es Regierungen, Importe zu beschränken oder mit Zöllen zu belegen, wenn diese eine Gefahr für die nationale Sicherheit darstellen.
TSMC-Projekt in Arizona stockt – Fachkräftemangel zwingt zu Arbeiterimport aus Taiwan
Auch deshalb trifft Apple einen Nerv mit ihren Investitionen in den US-amerikanischen Hightech-Sektor. TSMC hatte in der Vergangenheit ihre Präsenz in den USA ausgebaut. Als Reaktion auf den US Chips Act unter der Biden-Administration erhielt das taiwanische Unternehmen immerhin Förderungen in Höhe von 6,6 Milliarden US-Dollar für den Bau einer Fabrik in Arizona. Laut AP umfasst der Investitionsplan zudem einen umfangreichen Ausbau mit etwa 40 000 Arbeitsplätzen im Bauwesen und ebenso vielen in Hightech und Fertigung. Doch aufgrund von Fachkräftemangel schreitet das Projekt nur schleppend voran. Für die professionelle Fertigstellung mussten laut der BBC allerdings Tausende Arbeiter aus Taiwan eingeflogen werden.