Seit Langem rätselten Forscher über Gemeinschaften, die ihre Verstorbenen in Holzsärgen hoch über dem Boden an Klippen bestatteten. Eine aktuelle DNA-Analyse gibt nun erstmals Aufschluss: Die Menschen hinter diesem außergewöhnlichen Ritus stammen von den Vorfahren der heutigen Bo-Bevölkerung in Südwestchina ab, erklärt "Live Science".
Berühmte hängende Särge: DNA-Analyse bringt Aufschluss
Die Untersuchung, veröffentlicht in der Fachzeitschrift "Nature Communications", zeigt genetische Verbindungen zu Gruppen aus Südchina und Südostasien. Die Ergebnisse "liefern wertvolle Einblicke in die genetischen, kulturellen und historischen Wurzeln dieses Bestattungsritus", erklären die Autoren.
Für die Studie wurden die DNA-Spuren von elf Menschen analysiert, die vor mehr als 2000 Jahren in hängenden Särgen beigesetzt wurden. Das genetische Profil der Bestatteten weist deutliche Parallelen zu den Bevölkerungen auf, die vor rund 4000 bis 4500 Jahren in der Region lebten. Die Forschenden betonen: "Die hinterlassenen genetischen Spuren liefern überzeugende Hinweise auf einen gemeinsamen Ursprung und eine kulturelle Kontinuität, die moderne Landesgrenzen überschreitet."
Die Hoffnung auf Glück: Deshalb hängen die Särge
Der Brauch der hängenden Särge war vor allem in Südchina und zeitweise auch in Taiwan verbreitet, verschwand jedoch vor mehreren Jahrhunderten. Eine historische Erwähnung beschreibt das Ritual mit den Worten: "Hoch platzierte Särge gelten als glücksbringend. Je höher sie liegen, desto besser ist es für die Verstorbenen. Außerdem galten jene als besonders begünstigt, deren Särge zu Boden fielen."
Heute leben laut "Live Science" nur noch einige tausend Bo im Süden der Provinz Yunnan. Sie werden der Volksgruppe der Yi zugeordnet, besitzen aber eine eigenständige Sprache und Traditionen.
"Hanging coffins": Nicht das einzige ungewöhnliche Bestattungsritual
Neben den hängenden Särgen in China gibt es weltweit diverse Bestattungsformen, die für Außenstehende exotisch erscheinen. Wie das Bestattungsunternehmen "La Vista Memorial" beschreibt, praktizieren einige buddhistische Gemeinschaften die sogenannte "Sky Burial": Dabei wird der Körper auf einen Berggipfel getragen und Aasfressern überlassen. Als Zeichen dafür, dass der Körper nur Hülle war und die Seele weiterzieht.
In Westafrika existiert laut dem Lifestyle-Magazin "Pulse" ein ganz anderer Brauch: Dort werden sogenannte "Fantasy Coffins" verwendet: Särge werden kunstvoll gestaltet als ein Fisch, ein Flugzeug oder andere Symbole, die das Leben und den Beruf des Verstorbenen repräsentieren.