Zahlreiche Stadtwerke senken überraschend ihre Energiepreise – was steckt dahinter?

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Strom und Gas sind seit 2022 teure Güter. Nun haben vor allem die Stadtwerke gute Nachrichten für die Kunden. Doch Verbraucherschützer warnen.

Düsseldorf – Die guten Nachrichten flattern gerade landauf, landab vielerorts in die Briefkästen. Ob in die realen oder die virtuellen. Damit die Bürger wissen, dass sie sich im kommenden Jahr auf sinkende Energiepreise einstellen können. Vor allem zahlreiche Stadtwerke gehen mit ihren Forderungen nach unten.

„In den letzten Monaten haben wir wichtige Verbesserungen an unseren energiewirtschaftlichen Prozessen erreicht und konnten die sich bietenden Chancen bewusst nutzen“, betont etwa Tobias Grau, Geschäftsführer der Stadtwerke Velbert.

Preise für Strom und Gas sinken 2025: Viele Stadtwerke reagieren auf veränderte Lage

Der Jahresbetrag für einen Zwei-Personen-Haushalt soll hier um etwa 13,1 Prozent zurückgehen, so könnten knapp 208 Euro gespart werden Bei einem Vier-Personen-Haushalt sind es demnach sogar 356,40 Euro respektive 13,75 Prozent. Für Grau ist das „ein deutliches Signal“.

Die Stadtwerke Northeim rechnen vor, dass ihre Stromkunden in der Grundversorgung etwa 180 Euro einsparen werden – das sind zwölf Prozent. Noch größer fällt das Minus beim Gaspreis in diesem Tarif aus: rund 576 Euro oder 19 Prozent.

Bei den Stadtwerken Norden wird von einer deutlichen Senkung von Strom- und Gaspreis gesprochen, ohne konkrete Zahlen zu nennen. Thorsten Naumann, Leiter Markt bei den Stadtwerken, erklärt dazu: „Grund dafür sind unter anderem die Großhandelspreise für Strom und Gas an den internationalen Märkten, die nach den massiven Preissprüngen im Jahr 2022 nun wieder gesunken sind.“ Hinzu kämen politische Maßnahmen und Preisbremsen.

Jetzt wird bares Geld gespart: Bei vielen Stadtwerken sinken 2025 die Preise für Strom und Gas. © IMAGO / Lobeca

Stadtwerke rufen geringere Energiepreise auf: Verbraucher mussten Geduld mitbringen

Mit 110 Euro weniger Ausgaben kann ein durchschnittlicher Haushalt planen, der seinen Strom von den Stadtwerken Schwerin bezieht. Um neun Prozent werden die Preise gesenkt, betont Josef Wolf, Vorsitzender der Geschäftsführung. Er gibt allerdings auch zu bedenken, dass „zeitgleich die Umlagen und Steuern um 30 Prozent gestiegen sind“.

Wie passt das zusammen? Eine Erklärung liefert Dennis Schürmann. Der Vertriebsleiter der Stadtwerke Wuppertal, bei denen Strom und Gas 2025 ebenfalls günstiger werden, sagte laut dem Handelsblatt: „Die Senkungen der Börsenpreise wirken sich mittelbar auf unser Beschaffungsportfolio aus. Die resultierenden Preissenkungen geben wir nun an unsere Kunden weiter.“

Damit spielt er auf die Taktik vieler Stadtwerke an, Strom immer schon im Voraus einzukaufen. So schlagen Preisveränderungen eben nicht direkt durch und Verbraucher müssen sich gedulden, ehe Vergünstigungen am Markt bei ihnen ankommen. Aktuell entspannt sich die Preislage bereits seit Anfang 2023 spürbar.

Warum sinken Strom- und Gaspreise? Neue Umlage für erneuerbare Energien wirkt sich unterschiedlich aus

Die langfristige Beschaffungsstrategie erwähnen auch die Mindener Stadtwerke. So sinke der Arbeitspreis für eine Kilowattstunde Strom nun „trotz der deutlichen Erhöhung einiger gesetzlicher Abgaben und Umlagen“. Geschäftsführer Christoph Meyer betont: „Für Kundinnen und Kunden, die sowohl einen Strom- als auch einen Gasversorgungsvertrag bei uns abgeschlossen haben, ergibt sich eine Ersparnis in Höhe von ca. 529 Euro pro Jahr.“

Eine der angesprochenen Umlagen dürfte jene für den Ausbau der bundesweiten Stromnetze sein. Somit werden die Kosten, die durch die Integration erneuerbarer Energien entstehen, nicht mehr auf einzelne Kommunen, sondern auf das ganze Land verteilt.

„Die neue Regelung entlastet Stromkunden in einigen Kommunen nun deutlich“, fasst Christina Wallraf von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen im erwähnten Handelsblatt-Artikel die Folgen zusammen. Dies gilt etwa in Regionen mit vielen Windrädern. Andernorts hat die neue Umlage höhere Kosten zur Folge.

Strommasten unter Wolkendecke
Das Bild trügt: Beim Blick auf den Strompreis brauen sich keine dunklen Wolken zusammen. © IMAGO / Panama Pictures

Sinkende Strompreise bei Stadtwerken: „Kommen teilweise von sehr hohem Preisniveau“

Wallraf warnt zugleich davor, aufgrund der angekündigten Preissenkungen vorschnell von einem überregionalen Versorger zu den ortsansässigen Stadtwerken zu wechseln: „Die Stadtwerke kommen in der Grundversorgung teilweise von einem sehr hohen Preisniveau.“ Während die Kilowattstunde Strom in der Grundversorgung auch weiterhin fast 40 Cent koste, biete der Markt auch alternative Angebote für knapp 32 Cent oder weniger.

Das in Oldenburg ansässige Versorgungsunternehmen EWE etwa kündigt ebenfalls an, die Preise für Strom und Gas in der Grundversorgung deutlich zu senken. Allerdings erst ab Februar können sich Kunden über eine Reduzierung „voraussichtlich um mindestens zehn Prozent“ freuen. Exakte Angaben sollen Mitte Dezember folgen.

Doch natürlich geht es längst nicht bei allen Anbietern nach unten. Bezüglich der Gaspreisentwicklung sagt Verbraucherschützerin Wallraf: „Je nachdem, von welchem Preisniveau der Versorger kommt, gibt es entweder eine Senkung der Tarife oder sogar eine deutliche Steigerung.“

Viele Windräder in einer Reihe auf Feldern
Erneuerbare Energien: Dank einer neuen Umlage werden Kommunen mit vielen Windrädern nun entlastet. ©  IMAGO / imagebroker

Gaspreis steigt wohl wieder: Betreiber können Gasnetze deutlich früher abschreiben

Schürmann von den Stadtwerken Wuppertal macht die Kunden dann auch schon darauf gefasst, dass es hier wieder in die andere Richtung gehen kann: „Beim Gas ist davon auszugehen, dass der Preis in den nächsten Jahren grundsätzlich weiter steigen wird. Allein mit Blick auf den CO2-Preis.“

Dazu gesellt sich die neue Regelung, wonach die Betreiber ihre Gasnetze nun deutlich früher abschreiben können. „Das hat zur Folge, dass die gleichen Kosten über eine kürzere Nutzungsdauer umgelegt werden, und führt zu steigenden Netzentgelten“, verdeutlicht Wallraf.

Die schönen Nachrichten in der Vorweihnachtszeit sind also nur eine Momentaufnahme. Weshalb sich Verbraucher aber nicht umso mehr darüber freuen werden. (mg)

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