Das teuerste Land in Europa? So viel kostet Sie das Leben in Deutschland
Über kaum ein Thema wird in Deutschland so leidenschaftlich politisch diskutiert wie die stetig steigenden Mieten, die hohen Strompreise und – nach Ausbruch des Israel-Iran-Krieges – auch wieder die Öl- und damit Benzinpreise. Bei allen Kategorien liegt Deutschland weit vorne. Die Vergleichswebseite Numbeo, auf der Expats ihre monatlichen Ausgaben in Hunderten Städten weltweit offenlegen, attestiert etwa München aktuell die sechsthöchsten Mieten der EU nach Dublin, Amsterdam, Luxemburg, Kopenhagen und Paris.
Doch das ist eben nur die Miete in der teuersten Stadt Deutschlands. Zwar machen die Wohnkosten den größten Anteil an den Ausgaben eines Haushalts aus, doch ihr Niveau bestimmt deswegen noch lange nicht die gesamten Lebenshaltungskosten. Wir haben deswegen diese Kosten in Deutschland mit denen in den anderen 26 Ländern der Europäischen Union verglichen, und zwar in fünf Kategorien: Miete, Erdgas, Strom, Lebensmittel und Benzin. Alle Preise sind dabei an die Kaufkraft je Land angepasst, um etwa unterschiedliche Einkommensverhältnisse zu berücksichtigen. Das sind die Ergebnisse:
1. Mieten – Platz 6
Die Mieten je Land zu vergleichen, ist schwer, denn es gibt keine flächendeckenden Daten der Europäischen Union, wie viel Kaltmiete Sie für einen Quadratmeter etwa auf dem rumänischen Land bezahlen müssen. Daten liegen meist nur für Großstädte vor, weswegen wir eben nur diese vergleichen. Grundlage sind die von Expats auf der Vergleichswebseite Numbeo berichteten durchschnittlichen Mieten für Einzimmer-Wohnungen, wobei wir für jedes Land den Durchschnitt aus allen Großstädten errechnet haben, für die Daten vorliegen. Im Fall von Malta ist das dann etwa nur eine Stadt, in Deutschland sind es die Top-Sieben-Städte.

Diese liegen im EU-Vergleich auf Platz 6. Am teuersten sind Mieten demnach in Luxemburg, das eben nur mit seiner teuren Hauptstadt in der Statistik steht. Selbst kaufkraftbereinigt zahlen Sie hier 26 Prozent mehr Miete als in den teuersten deutschen Großstädten. Danach folgen Malta (+12 Prozent), Portugal (+8 Prozent), Irland (+7 Prozent) und die Niederlande, die auf demselben Niveau wie Deutschland liegt.
In 21 Ländern können Sie in den Großstädten also günstiger leben als in Deutschland. Am Ende der Skala stehen Lettland (-60 Prozent), Griechenland (-52 Prozent) und Ungarn (-49 Prozent).
2. Erdgas – Platz 11
Eine Wohnung zu haben ist die eine Sache, sie zu heizen der nächste Kostenpunkt. In Deutschland geschieht dies immer noch überwiegend mit Erdgas, weswegen wir die Kosten dafür verglichen haben. Grundlage ist die Statistik von Eurostat aus dem zweiten Halbjahr 2024. In dem kostete die Kilowattstunde in Deutschland durchschnittlich 8,72 Cent. Das reicht – bereinigt um die Kaufkraft – für Platz 11 innerhalb der EU und liegt nur leicht über dem Durchschnitt.
Am teuersten war Erdgas demnach in Italien (+48 Prozent) vor Portugal (+33 Prozent) und Schweden (+31 Prozent). Deutschland liegt etwa auf einem Niveau mit Irland und Spanien. Das günstigste Erdgas gab es in Ungarn (-58 Prozent), Dänemark (-39 Prozent) und Kroatien (-29 Prozent). Für Polen, Finnland, Malta und Zypern fehlen hier die Daten.
3. Strom – Platz 2
Gerne wird behauptet, dass Deutschland den teuersten Strom Europas habe. Das stimmt bedingt. Inklusive aller Steuern und Abgaben zahlten deutsche Verbraucher nach Angaben von Eurostat im zweiten Halbjahr 2024 rund 39 Cent pro Kilowattstunde. Das ist der höchste Wert innerhalb der Union.
Aber: Kaufkraftbereinigt sind wir nur noch auf Platz 2. Tschechien schiebt sich dann mit Preisen nach vorne, die noch 2,9 Prozent darüber liegen. Platz 3 geht an Zypern, wo der Strom nur 3,5 Prozent günstiger ist als bei uns. Trotzdem liegen wir damit weit vorne innerhalb der EU. Bei unseren Nachbarn Belgien (-22 Prozent), Frankreich (-27 Prozent), Dänemark (-28 Prozent), Österreich (-40 Prozent) und den Niederlanden (-49 Prozent) ist Strom weitaus günstiger. Am wenigsten zahlen Sie in Ungarn, auf Malta (je -61 Prozent) und in Luxemburg (-58 Prozent).

4. Lebensmittel – Platz 15
Wenn Sie eine Wohnung haben und diese auch beheizt und mit Strom versorgt ist, müssen Sie noch etwas essen, um am Leben zu bleiben. Entsprechend wichtig sind die Lebensmittelpreise. Der durchschnittliche Haushalt gibt dafür zwischen 10 und 20 Prozent seines Einkommens aus, Menschen mit niedrigen Einkommen liegen am oberen Ende dieser Skala und umgekehrt.
Für Lebensmittelpreise gibt es keine absoluten Vergleichszahlen. Dafür hängt der Konsum hier viel zu stark mit dem individuellen Geschmack zusammen. Deswegen erstellt Eurostat einen fiktiven Warenkorb, in dem verschiedene Arten von Lebensmitteln wie Obst, Gemüse oder Backwaren zusammengefasst und gewichtet werden und vergleich dann das Preisniveau dieses Warenkorbs in verschiedenen Ländern.
Kaufkraftbereinigt landet Deutschland hier absolut im Mittelfeld, auf Platz 15 von 27 EU-Ländern. Ganz vorne steht Luxemburg, wo Lebensmittel 22 Prozent teurer sind als in Deutschland. Deutlich mehr zahlen Sie auch in Dänemark (+16 Prozent) und Irland (+9 Prozent). Ähnlich teuer wie in Deutschland sind Lebensmittel in Italien und Portugal. Am günstigsten ist die Ernährung in Rumänien (-27 Prozent), der Slowakei (-19 Prozent) und Polen (-17 Prozent).
5. Benzin – Platz 16
Benzinpreise unterliegen – wie wir gerade wieder sehen – täglichen Schwankungen. Die Webseite Cargopedia, ein Portal für die internationale Logistik, ermittelt deswegen wöchentlich die Durchschnittspreise in den verschiedenen EU-Ländern. Das nehmen wir hier als Grundlage für unseren Vergleich. Demnach kostet ein Liter der Benzinsorte E5 in Deutschland derzeit 1,68 Euro. Das ist, um die Kaufkraft bereinigt, nur Platz 16 innerhalb der EU.
Viel teurer ist Sprit demnach in Rumänien (+44 Prozent), Bulgarien (+31 Prozent), Griechenland (+31 Prozent) und Ungarn (+28 Prozent). Deutschland liegt auf einem Niveau mit Frankreich, Estland und Tschechien. Den günstigsten Sprit bekommen Sie in Luxemburg (-29 Prozent), Irland (-21 Prozent) und Schweden (-18 Prozent).
Fazit: Deutschland ist eines der teuersten Länder
Für das Gesamtranking haben wir nun alle Kategorien zusammengerechnet und dabei entsprechend der realen Ausgaben eines typischen Haushaltes gewichtet. Entsprechend machen die Mietkosten mit 54 Prozent den höchsten Anteil aus vor den Lebensmittelkosten mit 28 Prozent. Erdgas, Strom und Benzin werden mit jeweils 6 Prozent gewichtet. Alle übrigen Lebenshaltungskosten von Freizeit bis Gesundheit fallen für diesen Vergleich weg. In der Realität würden sie durchschnittlich 40 bis 50 Prozent der Haushaltsausgaben ausmachen.
Nach dieser Auswertung landet Deutschland bei den Lebenshaltungskosten auf Platz 5 innerhalb der EU. Teurer ist das Leben in Luxemburg (+16 Prozent), Portugal (+5,7 Prozent), in Irland und auf Malta (je +5,6 Prozent). Knapp hinter Deutschland landen dann Zypern und die Niederlande. Das günstigste Leben in der EU bekommen Sie in Ungarn (-34 Prozent), Lettland (-31 Prozent) und in der Slowakei (-31 Prozent).
Wichtig: Wir haben jetzt hier jeweils nur die Preise verglichen und auch das in vielen Fällen nur grob. Innerhalb eines Landes gibt es immer noch oft große regionale Unterschiede bei Mieten, Erdgas, Strom, Lebensmitteln und Benzin. Und die Höhe des Preises sagt nichts über die Qualität aus. Wohnungen können auch deswegen teurer sein, weil sie schöner und besser ausgestattet sind – müssen sie aber nicht. Gleiches gilt für günstige Häuser.