„Ganz im Ernst“: Warum Reinhold Würth keine Mitarbeiter einstellt, die Golf spielen

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Beim Handelskonzern Würth geht es aktuell wieder aufwärts und es wird sogar Personal aufgebaut. Einen bestimmten Schlag von Menschen stellt Firmenpatriarch Reinhold Würth aber ungern ein.

Künzelsau – Der Weltmarktführer für Befestigungstechnologie, die Würth-Gruppe mit Stammsitz in Künzelsau (Hohenlohekreis, Baden-Württemberg), scheint die Durststrecke überstanden zu haben und blickt trotz der sehr herausfordernden ersten Jahreshälfte optimistisch in die Zukunft. Wie unsere Redaktion jüngst berichtete, baut der Handelskonzern, der traditionell als „Jobmotor“ der Region gilt, wieder Personal auf. In einem aktuellen Interview mit der Zeit sprach Firmenpatriarch Reinhold Würth unter anderem über die Einstellungspolitik in dem von ihm groß gemachten Konzern.

Reinhold Würth ist inzwischen 90 Jahre alt und hat sich eigentlich aus dem operativen Geschäft der Würth-Gruppe, die weltweit mehr als 80.000 Menschen beschäftigt, zurückgezogen. Dennoch sprach der „Schraubenkönig“ in dem Gespräch darüber, welche Kriterien ein Bewerber mitbringen müsse, um zu dem schwäbischen Weltkonzern zu passen. Dabei machte der Selfmade-Milliardär auch klar, welchen Schlag von Menschen er aus einem bestimmten Grund eher ungern einstellt.

Würth stellt keine Bewerber ein, die schon viele Jobwechsel hatten – „Job-Hopper passen nicht zu uns“

Wie Reinhold Würth im Gespräch mit der Zeit ausführt, müssen passende Bewerber für Führungspositionen bei Würth neben den fachlichen Kompetenzen Gefühle und Emotionen mitbringen und keine reinen „Führungstechniker“ sein. Zudem nennt der Unternehmer, der einen kleinen Schraubenfachhandel eigenhändig zum heutigen Weltkonzern ausgebaut hat, zwei weitere Kriterien. „Es kommt darauf an, wie viele Stellen der Bewerber oder die Bewerberin im Kontext seines Alters bereits innehatte“, erklärt Würth und führt aus, dass Menschen, die in wenigen Jahren bereits mehrere Jobs innehatten, auch beim Handelskonzern „ein Haar in der Suppe“ finden könnten. „Job-Hopper passen nicht zu uns.“

Name Würth-Gruppe
Gründung 1945
Sitz Künzelsau, Baden-Württemberg
Branche Mischkonzern (Befestigungstechnik, Elektrogroßhandel und weitere)
Mitarbeiter 88.393 (Ende 2024)
Umsatz 20,21 Milliarden Euro (2024)

Das zweite Kriterium, das Reinhold Würth in dem Interview ausführt, ist deutlich ungewöhnlicher. Der Unternehmer hat eigenen Angaben zufolge nämlich „große Vorbehalte“ gegenüber Golfern. „Ganz im Ernst: Meine Erfahrung ist, dass Menschen, die den Golfsport ausüben, mehr noch jene, die damit beginnen, kaum noch Raum für kreative Arbeit finden“, erklärt er. „Sie sind dann so fasziniert von dem Sport, dass es auch bei der Arbeit oft nur um Handicaps und die schönsten Plätze geht.“ In der Vergangenheit hat Reinhold Würth bereits erklärt, dass er bei den Führungskräften auf Krawattenpflicht besteht.

Reinhold Würth, Gründer des Würth Konzerns, aufgenommen bei einem dpa-Interview in seinem Büro in der Konzernzentrale.
Reinhold Würth hat nach eigenen Angaben „große Vorbehalte“ gegenüber Golfern. © Bernd Weißbrod/dpa

Führungskräfte bei Würth: „Fehler darf jeder machen, aber den gleichen nur einmal“

Als potenzielle Führungskraft im Würth-Konzern sollte man bei der Freizeitbeschäftigung also genau abwägen. Fehler darf man laut dem Firmenpatriarchen dagegen machen. „Fehler darf jeder machen, aber den gleichen nur einmal“, sagte Reinhold Würth der Zeit. Beim zweiten Mal: „Kriegt er einen auf den Deckel“. Das zeichnet sich zunächst dadurch aus, dass ein Vieraugengespräch gesucht wird, beim dritten Mal könnten laut dem Unternehmer aber auch andere Maßnahmen ergriffen werden. „Die Menschen verstehen schon, dass wir das Risiko, dass so ein Fehler ein drittes Mal passiert, nicht eingehen können“, so Würth. „Meistens setzen wir sie dann woanders ein.“

Reinhold Würth ist außerdem dafür bekannt, klar und deutlich seine politische Meinung kundzutun. In einem früheren Interview erklärte er beispielsweise, wie viel Umsatz seine AfD-Aussagen den Würth-Konzern gekostet haben.

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