Fragezeichen um die Zukunft der Post: „Es schrumpft, aber es stirbt nicht“

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Das Geschäft mit den Briefen schrumpft, doch DHL will sich nicht von der Deutschen Post trennen. Dabei wäre der erste Schritt bereits getan.

Bonn – Am Montag (23. September) hat die DHL Group ihre neue Strategie vorgestellt. Darin enthalten sind ambitionierte Ziele wie ein Umsatzwachstum von 50 Prozent bis 2030 im Vergleich zu 2023. Bereits im letzten Jahr fand bei DHL ein großer Wandel statt. Der Konzern-Name „Deutsche Post DHL Group“ wurde in „DHL Group“ geändert. Damit sollte der Fokus auf die nationale und internationale Logistikaktivität gerichtet werden. Schließlich macht das Briefgeschäft nur noch einen kleinen Teil des Unternehmens aus. Gibt es da noch eine Zukunft für die Post?

DHL stellt neue Strategie vor: Höhere Umsätze und sinkendes Briefgeschäft

Wie aus der neuen Konzernstrategie hervorgeht, soll der Umsatz bis zum Ende dieses Jahrzehnts um die Hälfte wachsen. Im Jahr 2023 kam das Unternehmen auf Erlöse von knapp 82 Milliarden Euro. Bis 2030 sollen es mehr als 120 Milliarden Euro sein. Um die Wachstumsagenda zu verfolgen, will DHL komplexe rechtliche Strukturen anpassen. So sollen etwa die Bereiche Post und Paket Deutschland und eCommerce als eigenständige Gesellschaften etabliert werden.

Die DHL Group kündigt eine neue Strategie an. Auch die Post ist betroffen.
Die DHL Group kündigt eine neue Strategie an. Auch die Post ist betroffen. © Thomas Banneyer/dpa

Das Postgeschäft bei DHL: „Es schrumpft, aber es stirbt nicht“

Als Deutsche Post tritt die DHL Group im nationalen Briefgeschäft auf. Im Zeitalter des Internets schrumpft dieses jedoch. Die beförderte Briefmenge sank im vergangenen Jahr um mehr als sechs Prozent, die Paketmenge stieg hingegen um zwei Prozent an. Laut dpa antwortete DHL-Chef Tobias Meyer auf die Frage, ob das Briefgeschäft nicht ein sterbender Schwan sei: „Es schrumpft, aber es stirbt nicht – wir werden noch sehr lange Briefe haben.“

Während der Brief schrittweise durch digitale Kommunikation ersetzt werde, steige der Bedarf nach Paketen. Diese beiden Trends werden sich fortsetzen, machte Meyer deutlich. Finanzvorständin Melanie Kreis betonte, dass der Geschäftsbereich Post & Paket Deutschland „ausgezeichnet“ in das Logistikportfolio des Konzerns passe. Daher wird das Briefgeschäft auch nicht von der DHL Group getrennt.

Die Zukunft der Deutschen Post – DHL-CEO betont: „Kein Schritt in Richtung Abspaltung“

„Dies ist kein Schritt in Richtung einer Abspaltung des deutschen Briefgeschäfts. Wenn wir das wollten, gäbe es andere Wege, das zu erreichen“, sagte CEO Meyer der Nachrichtenagentur Reuters. „Das Brief- und Paketgeschäft in Deutschland sind untrennbar miteinander verbunden“, fügte er hinzu. Die DHL Group hat weltweit rund 600.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, gut ein Drittel davon in Deutschland.

Eine Abspaltung läge laut einem Bericht der Wirtschaftswoche für viele Investoren auf der Hand. Die beiden Bereiche unterscheiden sich nämlich deutlich. Denn während das Briefgeschäft lokal geprägt ist und schrumpft, agiert der Logistik-Konzern in dynamisch wachsenden Geschäften. „Niemand, der heute einen globalen Logistik-Dienstleister gründet, würde parallel auch ein deutsches Briefgeschäft etablieren“, zitiert das Blatt einen Marktkenner.

Die Zukunft der Post: Abspaltung führt womöglich zu Gewinnen für DHL

Eine Trennung der zwei Bereiche könnte auch den Aktienkurs der DHL in die Höhe treiben. Das Geschäft mit den Briefen sei personalintensiv und benötige bei jeder Anpassung der Preise die Zustimmung der Gesetzgeber. Marktbeobachter sehen den angekündigten Schritt, eine Gesellschaft zu gründen, als ersten Schritt zur Abspaltung der Deutsche Post AG, wie die Wirtschaftswoche schreibt.

Fraglich bleibt, wer dazu geeignet wäre, die Deutsche Post zu übernehmen. In Großbritannien läuft derzeit der Verkauf der britischen Post Royal Mail. Großes Kaufinteresse zeigt der tschechische Milliardär Daniel Křetínský, der mehr als ein Viertel der Royal-Mail-Aktien besitzt. Ob die Regierung dem Verkauf zustimmt, ist allerdings noch nicht sicher. (vk)

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