„Gewalt und Instabilität“: USA schlagen Alarm – Putin will angeblich neue Front auf dem Balkan eröffnen
Eine US-Denkfabrik schlägt Alarm: Wladimir Putin plant angeblich, auf dem Westbalkan einen Krieg anzuzetteln. Zwischen Serbien und Kosovo gibt es Anzeichen dafür.
Belgrad – Die 31, die 32, die 35, die 39, die 41, die 42 und die 45. In Serbien gibt es mehrere Bundesstraßen, die in das Staatsgebiet des Kosovo führen, das Belgrad nicht als solches anerkennt.
Konflikt zwischen Serbien und Kosovo: USA liefern Pristina Panzerabwehrwaffen
Weswegen die kosovarische Regierung in Pristina zuletzt Washington um Unterstützung bat. Der Kongress bewilligte Anfang Januar daraufhin die Lieferung von 246 Panzerabwehr-Systemen Javelin. Diese hatten sich im Ukraine-Krieg als hochgradig wirkungsvoll gegen Kampfpanzer T-72 aus Russland erwiesen. Markant: Die serbische Armee soll laut Global Firepower Index (GFP) aktuell 157 einsatzfähige Panzer M-84 in ihren Reihen haben, eine Weiterentwicklung des sowjetischen T-72.
Die Schlussfolgerung: Die Grenzübergänge an der 31, der 32, der 35, der 39, der 41, der 42 und der 45 ließen sich einzig mit diesen Panzerabwehrraketen vom Typ Javelin verteidigen. Ein fiktives Szenario? Analysten aus den USA haben jetzt eindringlicher denn je vor einem neuen Krieg auf dem Westbalkan gewarnt. Und zwar auf Initiative von Kreml-Autokrat Wladimir Putin hin.

Kosovo-Konflikt auf dem Balkan: Serbien erkennt Unabhängigkeit nicht an
Der Reihe nach: Serbien ist weder Teil der Europäischen Union (EU) noch der westlichen Verteidigungsallianz Nato und erkennt seinerseits die Unabhängigkeit des Kosovo nicht an, um die beide Länder zwischen Februar 1998 und Juni 1999 den blutigen Kosovokrieg führten, der mit verheerenden Bombardements serbischer Städte durch die Nato endete - samt ziviler Todesopfer.
Der Kosovo erklärte sich schließlich 2008 für unabhängig. Zuvor war das Land mit seinen heute rund 1,77 Millionen Einwohnern eine Provinz Serbiens und davor Teil Ex-Jugoslawiens. Der Kosovo wird zum Großteil von albanisch-stämmigen Kosovaren bewohnt, der Anteil der serbischen Minderheit im Norden soll nur rund acht Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen. 115 der 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen erkennen die Republik Kosovo mittlerweile als unabhängigen Staat an – Russland zählt nicht dazu.
Kosovo | |
Einwohner: | 1,77 Millionen (laut Weltbank) |
Fläche: | 10.908 km² |
Hauptstadt: | Pristina (rund 200.000 Einwohner) |
Regierungsform: | parlamentarische Republik |
Regierungschef: | Premierminister Albin Kurti |
Grenzen mit: | Serbien, Montenegro, Albanien, Nordmazedonien |
Meine news
Um von Ukraine abzulenken? Russland will laut USA angeblich Unruhe stiften
Brisant: Serbiens Präsident Aleksandar Vucic gilt als willfähriger Partner des russischen Herrschers. Will Putin jetzt auf dem Balkan zündeln, während die russische Armee in der Ukraine militärische Fortschritte erzielt und Leopard-2-Panzer regelrecht jagt? „Da die russischen Streitkräfte in der Ukraine Verluste erlitten haben, kann Moskau viel gewinnen, wenn es anderswo auf dem Kontinent Unruhe stiftet“, schreiben die Wissenschaftler Ivana Stradner und Mark Montgomery von der US-Denkfabrik Foundation for Defense of Democracies (FDD) im Wall Street Journal (WSJ).
Sie meinen: „Der westliche Balkan ist ein perfekter Kandidat.“ Durch Waffenhandel und Vermittlung könne Putins Regime „lokalen Einfluss gewinnen“ und „die Aufmerksamkeit von der Ukraine ablenken“, womit Moskau „ein Druckmittel gegenüber westlichen Führern“ bekäme, heißt es in ihrem Gastbeitrag in der amerikanischen Tageszeitung. Stradner und Mark Montgomery warnen: „Während die Nato ihr 75-jähriges Bestehen feiert und Putin in der Ukraine weitere Verluste hinnehmen muss, versucht Moskau, auf dem Balkan eine neue Front zu eröffnen.“

Konflikt um Kosovo: Deutschland schickt Bundeswehr-Soldaten für die KFOR
Im Kosovo? Dort ist seit 25 Jahren die internationale „Kosovo Force“ (KFOR) stationiert, mit einem Truppenkontingent von mehr als 4400 Soldatinnen und Soldaten. Der Großteil kommt aus den USA. Auch viele Bundeswehr-Soldaten sind darunter. Im Oktober 2023 hatte das Bundesverteidigungsministerium bekannt gegeben, das deutsche Kontingent ab April 2024 von 85 auf 175 Soldaten aufzustocken.
Kurz vor dieser Entscheidung hatten sich schwer bewaffnete Serben heftige Gefechte mit der kosovarischen Polizei im Norden des Landes geliefert. Dabei waren vier serbische Paramilitärs und ein Polizist getötet worden. Anfang Februar kündigte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) dann an, dass die Bundeswehr-Truppen im Rahmen der KFOR nochmal auf insgesamt 250 Soldaten erhöht werden. Russland habe „sehr stark ausgeprägte Interessen“ auf dem Westbalkan, weswegen es umso wichtiger sei, „dass wir klare Signale nach Moskau senden“, erklärte Pistorius.
Während die Nato ihr 75-jähriges Bestehen feiert und Putin in der Ukraine weitere Verluste hinnehmen muss, versucht Moskau, auf dem Balkan eine neue Front zu eröffnen.
Wegen Wladimir Putin: Kosovo fürchtet Annexion durch Serbien
Berechtigte Bedenken? „Serbien plant schon länger, den Norden des Kosovo zu annektieren. Und zwar nach exakt jenem Drehbuch, das der russische Präsident Wladimir Putin auf der Krim eingesetzt hat“, sagte Kosovo-Präsidentin Vjosa Osmani nach der serbischen Attacke von Ende September der Welt: „Mit seiner Propaganda hetzt Belgrad die serbische Gemeinschaft im Kosovo auf. Derweil wurden Terrorgruppen auf serbischen Militärbasen ausgebildet.“
Über illegale Routen seien angeblich „schwere Waffen und ‚grüne Männchen‘ – Paramilitärs in Uniformen ohne Abzeichen – in den Norden des Kosovo eingeschmuggelt“ worden, erklärte Osmani damals: „Wir haben Karten, Drohnenaufnahmen, die Waffen der Angreifer und ihre auf der Flucht zurückgelassenen Telefone ausgewertet. Daraus geht klar hervor, dass die Angreifer am 24. September an 37 Orten gleichzeitig in einer hybriden Operation Fakten schaffen wollten, um den Norden unseres Landes zu besetzen.“ Die Nato verstärkt derweil ihre Abschreckung auf dem Westbalkan. Nur ein Beispiel: Mitte März wurde der für 50 Millionen Euro modernisierte Luftwaffenstützpunkt im albanischen Kuçova eröffnet. (pm)