Sorge vor Pleitewelle in Deutschland: Start-ups rechnen 2024 mit mehr Insolvenzen
Auch junge Unternehmen in Deutschland befürchten Insolvenzen im kommenden Jahr. Wichtige Vertreter fordern Kanzler Scholz zum Handeln auf.
Berlin – Die Kette der Firmenpleiten in Deutschland reißt nicht ab. Für das Jahr 2024 erwarten Experten einen Anstieg der Firmeninsolvenzen weiter auf etwa 20.000 Fälle, hieß es im März 2024 vom Statistischen Bundesamt. Im Jahr 2023 waren 17.814. Geschwächt von den Corona-Jahren, hohen Energiepreisen und gestiegenen Zinsen geraten immer mehr Firmen in Deutschland in Schieflage. Auch junge Unternehmen sind zunehmend besorgt.
Sorge vor Insolvenzen: Junge Unternehmen in Deutschland beunruhigt
Aktuell befürchtet rund jedes neunte Start-up (11 Prozent) eine Insolvenz in den kommenden zwölf Monaten, wie aus einer am Montag (27. Mai 2024) veröffentlichten Umfrage es Digitalverbands Bitkom unter 172 Tech-Startups hervorgeht. Fast die Hälfte (45 Prozent) berichtet, in den vergangenen zwei Jahren habe sich die Situation allgemein für junge, schnell wachsende Unternehmen in Deutschland verschlechtert.
Vor einem Jahr, 2023, lag dieser Anteil noch bei 30 Prozent. Für das eigene Start-up sehen dagegen nur sieben Prozent eine schlechtere Lage. Eine Verbesserung der allgemeinen Lage sehen 23 Prozent, keine Veränderung stellen 26 Prozent fest. Für das eigene Start-up stellen dagegen 30 Prozent eine bessere Lage fest.
Insolvenzen in Deutschland treffen zunehmend auch junge Unternehmen
„Gründerinnen und Gründer sind von Natur aus zuversichtlich, das zeigt sich insbesondere beim Blick auf das eigene Unternehmen“, sagte Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst. „Die skeptischen Einschätzungen der allgemeinen Situation von Start-ups sollten aber aufhorchen lassen.“
Die Bundesregierung habe sich mit Blick auf die Startup-Förderung viel vorgenommen und schon einiges umgesetzt, etwa eine bessere Mitarbeiterbeteiligung und eine stärkere Finanzierung durch den Wachstumsfonds. Der Bitkom-Lobbyist betonte: „Nun hat sich die Konjunktur eingetrübt, die Bundesregierung sollte ihre Start-up-Programme entsprechend ausbauen.“
Appell an Scholz: Bundesregierung soll sich an Macron ein „Vorbild“ nehmen
Die Bundesregierung sollte sich dabei Frankreich zum Vorbild nehmen, forderte Verena Pausder, Chefin des Startup-Verbandes. Dort habe Staatspräsident Emmanuel Macron Start-ups zur Chefsache gemacht und vermarkte seinen Standort sehr souverän. „Von diesem Spirit kann sich die deutsche Politik eine Scheibe abschneiden – vor allem, was das Werben um Investitionen angeht.“ Pausder appellierte zudem an Bundeskanzler Olaf Scholz, bei seinen aktuellen Treffen mit Macron die europäische Kapitalmarktunion voranzutreiben. „Denn nur einem dynamischen Kapitalmarkt wird es gelingen, dauerhaft ein starker Startup-Standort zu sein.“
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Um die Lage der deutschen Technologie-Startups kurzfristig zu verbessern, forderte Bitkom die rasche Einführung des geplanten „KI-Vouchers“, eines Fördergutscheins der Bundesregierung für kleine und mittelständische Unternehmen. „Mit ihm würde die Zusammenarbeit von Mittelständlern und Start-ups bei Künstlicher Intelligenz (KI) finanziell unterstützt.“
Insolvenzen in Deutschland mehren sich – gerade unter jungen Unternehmen
Seit geraumer Zeit häufen sich die Insolvenzen. Im Jahr 2023 sind in Deutschland so viele Start-ups pleitegegangen wie nie zuvor. Insgesamt 297 Jungfirmen meldeten Insolvenz an, berichtete das Handelsblatt im Januar 2024 und beruft sich auf Zahlen, die der Datendienst Startupdetector exklusiv ermittelte. Das waren 65 Prozent mehr als 2022 und 33 Prozent mehr als 2021. (bohy mit Material von reuters und dpa)
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