Stell dir vor, du fliegst aus dem Dschungelcamp und keinen interessiert es, nicht mal dich selbst. Um 23.20 Uhr deutscher Zeit war's soweit: Jürgen Hingsen wurde als Erster aus dem RTL-Dschungelcamp entlassen. Das ist irgendwie konsequent: Mit sehr schnellen Starts (in diesem Fall ins kuschelige Hotel zum Urlaub) kennt er sich seit Olympia 1988 in Seoul ja aus. Während er sich relaxt verabschiedete („Ja, super, alles klar, hat Spaß gemacht"), fragte „Die Stunde danach"-Moderatorin Angela Finger-Erben in der Live-Schalte Sonja Zietlow: „Glaubst du, das Camp wird sich verändern, wenn Jürgen weg ist?" Und Sonja sagte „Nö" und schmiss sich weg vor Lachen. Dem ist kaum was hinzuzufügen.
Ansonsten gab's eine bunte Mischung aus Geläster, Gezicke und vor allem delikaten Bekenntnissen: Ein Viertel des Camps hat eine kriminelle Vergangenheit. Als Jugendlicher trifft man oft Entscheidungen, die man später bereut. Auch Lilly Becker scheint in ihrer Jugend nicht immer die besten Entscheidungen getroffen zu haben. Im Dschungelcamp verrät sie nun, dass sie in jungen Jahren selbst in den Knast musste – eine Beichte, die viele überraschen dürfte.
Von Baustellenlampen bis NVA-Trauma: Pierre Sanoussi-Bliss will kein Teamchef sein
Jörg Dahlmann klaute Baustellen-Lampen und ließ auf Flügen Kissen mitgehen. Yeliz Koc hatte wegen Diebstählen ein Jahr Hausverbot bei C&A – und Lilly Becker saß eine Nacht lang im orangefarbenen Gefängnis-Overall im Knast. Sie hatte mit dem Auto im Urlaub eine Lampe demoliert („Da war das ganze Licht aus auf der Insel, das Auto komplett kaputt“) und zeigte dann auf der Wache beim üblichen Mugshot den Polizisten den Stinkefinger.
Es gab noch mehr zu erfahren. Pierre legt Wert darauf, dass man seinen Nachnamen korrekt ausspricht. Der lautet Sanoussi-Bliss und nicht, wie Anna-Carina versehentlich falsch sagte, „Sanssouci-Bliss“. Da war der sonst so Entspannte ein wenig zickig. „Ich fand’s übertrieben“, meinte Anna-Carina. „Was glaubt der, wie oft ich meinen Namen Woitschack schon falsch gehört hab.“
Aber Pierre mag auch nicht Teamchef sein. „Ich mache es nicht“, grollte er. „Ich gebe keine Kommandos. Das tue ich erwachsenen Menschen nicht an. Ich tue es nicht!“ Das hat was, sagte er später im hölzernen Telefonhäuschen, mit seiner Vergangenheit bei der DDR-NVA zu tun. „Da war’s nicht so wie bei der Bundeswehr heute.“ Also kein Ponyhof.
Yeliz Koc gibt zu: "Reality hat mein Leben gerettet"
Eine Erkenntnis über Edith Stehfest: Sie kann, mit strahlendem Lächeln, richtig nachtragend sein und dann sehr stehfest in ihrer Meinung. Als das Opossum zum Festmahl gereicht wurde, verweigerte sie den Bruzzeldienst. „Macht ihr das. Ich guck zu.“ Klare Retourkutsche für die Kritik, die sie zuletzt einstecken musste, als sie sich partout zu sehr als Kochgeschirr klammerte. Nachdem geklärt war, was ein Opossum überhaupt ist („Wie eine große Ratte“), erbarmte sich Lilly. Und siehe, es ward gut.
Yeliz Koc klaute früher nicht nur wie eine Rabin, sondern machte auch viele dunkle Zeiten durch. „Ich war sehr unglücklich und habe Tag und Nacht geweint.“ Gar nicht so lange her, da ging’s um eine sehr unglückliche Liebe (aber wohl mal nicht um Jimi Blue). Und was zog sie aus dem Tief? Reality-Shows! „Kein Witz, Reality hat mein Leben gerettet“, erzählte sie Edith, denn dadurch sei sie selbstbewusster geworden. „Ich fühl’ mich richtig wohl.“
Das dürfte Alissa Herren gerade nicht sagen. Bei der Dschungel-Exit-Entscheidung wirkte sie fast traurig, dass sie noch bleiben „durfte“. Kann man verstehen. Das arme Ding ist auf Null-Diät. Denn wenn es kein „richtiges“ Essen gibt, was sternebedingt häufig der Fall war, isst sie gar nix. Reis und Bohnen gehen gar nicht. „Wenn ich das Zeug schlucken soll, muss ich kotzen.“ Ob Corona schuld ist? Damals während der Pandemie war’s nämlich schlimm: „Da bin ich behindert geworden.“ Pierre und Nina verschluckten sich bei der Enthüllung fast beim Trinken.
Diskussionen im Dschungel: Zwischen Sprachbarrieren und Exit-Strategien
Jörg hasst Gendern und ist auch einer, der irgendwie nicht mehr so reden darf wie früher. Mit seinen Fragen und Ausführungen zum Thema „Wie sagt man richtig: ‚Schwarzer‘, ‚Farbiger‘ oder ‚Dunkelhäutiger‘?“ ging er Pierre eher auf den Sack. „‚Farbig‘ ist Quatsch. Ihr seid für mich farbig, habt alle unterschiedliche Teints. Dieter Bohlen war mitunter vom Solarium brauner als ich.“ Und überhaupt: „Über Hautfarben zu diskutieren im Jahr 2025 – mein Gott. Ich bin mit ‚Schwarz‘ vollauf zufrieden. Black is beautiful – Punkt!“
Maurice ist, wenn er selbst nicht gestresst wird, ein richtig vernünftiger Mensch, erkennt vieles, hat ein Händchen für Streitschlichtung. Nur ist er halt selten ungestresst. Bei der ersten Camp-Schatzsuche schlug er sich – permanent quasselnd – mit der coolen Yeliz gut. Schade, dass die Truppe die Frage verkackte – irrtümlich, wie RTL später einräumte. Für die Camper soll's deswegen eine Überraschung geben.
Jürgen Hingsen dürfte das egal sein. Er darf schon bald lecker futtern, warm duschen und in flauschigen Kissen schnarchen. Angeblich 200.000 Euro kassiert der Ex-Zehnkampfstar dafür, dass er eine Woche auf der Matratze lag oder am Feuer hockte, ein bisschen Anekdoten erzählte und ansonsten weitestgehend nichts tat und zum Schluss – als wollte er seine Rauswahl zementieren – noch ein bisschen fies über beinahe alle und jeden lästerte. Das hat der Jürgen ziemlich clever gemacht, möchte man meinen.
Jetzt wird’s täglich spannender. Heute ist schon für den nächsten Star Endstation im RTL-Dschungel.
Das Original zu diesem Beitrag "Sam Dylan vergießt bittere Tränen - aber ein anderer Dschungelcamper muss gehen" stammt von teleschau.