Riesenfelsen krachen auf Straße zu Alpen-Skigebieten – Hunderte schlafen in Notquartieren
Drei tonnenschwere Felsen sind mitten im Anreiseverkehr zu französischen Skigebieten auf die Zufahrtsstraße gedonnert. Ein Auto wurde getroffen. Hunderte Urlauber saßen fest.
Moûtiers/Albertville – Für passionierte Skifahrer sind die französischen Alpen das Pisten-Mekka par excellence. Die Namen der Skigebiete Tignes, Val d’Isère, La Plagne, Les Arcs und La Rosière lassen bei Wintersportlern die Zungen schnalzen. Alleine das Skigebiet Tignes/Val d’Isère verfügt über 300 Pistenkilometer. Insgesamt sorgen im Tal der Tarentaise 1702 Pistenkilometer mit 465 Skiliften für grenzenlosen Winterspaß. Zurzeit liegen dort am Berg über zwei Meter Schnee. Nicht nur die Franzosen strömen darum derzeit an den Wochenenden in Massen in die Skigebiete von Hochsavoyen.
Frankreich: Riesiger Felssturz donnert auf die Schnellstraße ins Skiparadies
Auch am Samstag (1. Februar) herrschte dichter Anreiseverkehr. Gegen 10:45 Uhr ereignete sich dann beinahe eine Katastrophe auf der vierspurigen Route Nationale (RN90), die von Albertville in die Tarentaise führt. Wer von Paris und Lyon, Genf oder Grenoble zum Skiparadies will, muss hier durch.
Gegen 10 Uhr stürzten plötzlich drei riesige Felsbrocken mit einem Gesamtvolumen von rund 50 Kubikmetern auf Höhe der Gemeinde Moûtiers auf die Fahrbahn, wie France Info berichtet. Nach Angaben der Behörden wurde nur ein Autofahrer leicht verletzt, dessen Wagen von dem Felsen zertrümmert wurde, was angesichts der Bilder seines demolierten Autos fast an ein Wunder grenzt. Eine Luftaufklärung mit Geologen wurde eingeleitet, um das Risiko weiterer Felsstürze zu prüfen. Die Ein- und Ausfahrten Moutiers und Les Bellevilles wurden gesperrt. Der Tunnel von Ponserand, in dem sich die Fahrbahn talauswärts befindet, wurde vorübergehend für den Gegenverkehr geöffnet, um den Verkehrsfluss zu erleichtern.
Hunderte Frankreich-Skiurlauber stranden im Stau und übernachten in Notquartieren
Hunderte Skiurlauber blieben aber im Stau stehen, da die Zufahrt zu den oben genannten Skigebieten, aber auch zum Skiverbund Les 3 Vallées, zum Val Thorens, Les Menuires, Méribel und Courchevel blockiert waren. Am Samstag (1. Februar) hatten die Behörden mit über 32.000 Fahrzeugen gerechnet. „Dank der Mobilisierung der örtlichen Gemeinden konnten in der Nacht fast 1500 Menschen in Aufnahmezentren untergebracht werden, um sich auszuruhen, zu essen oder die Nacht zu verbringen“, heißt es auf der Homepage des Departements Savoyen.
17 Gemeinden stellten Notbetten in Turnhallen, Lagerräumen etc. auf. Am Sonntag (2. Februar) waren es „nur noch“ 15.000 Fahrzeuge, die die Stelle passieren wollten. Die einzige Alternative zu der RN90 wäre der Pass des kleinen St. Bernhard an der Grenze zum italienischen Aostatal. Doch der hat Wintersperre. Am frühen Sonntagnachmittags dauerte die Anreise dann eine Stunde und 35 Minuten länger, es gab insgesamt etwa zwanzig Kilometer Stau.
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Die riesigen Felsbrocken, die auf die RN 90 gestürzt sind, lagen auch am Montag laut ledauphine.com noch auf der Fahrbahn. Doch das eigentliche Problem liegt in der Felswand oberhalb. Geologen haben instabile Felsformationen entdeckt, die ebenfalls abstürzen könnten. „In den nächsten Tagen müssen diese losen Blöcke entfernt werden“, erklärt Ludovic Trautmann, Kabinettsdirektor der Präfektur Savoyen. Erst dann könne geprüft werden, ob sich hinter den sichtbaren Felsbrocken weitere lockere Gesteinsschichten befinden. Erst wenn die Stabilität der Felswand gewährleistet sei, könne mit der Sanierung der Straße begonnen werden.
Serie von Bergstürzen und Steinlawinen in den Alpen sorgen für Unruhe
Erst vorige Woche hatte ein mächtiger Felssturz eine Straße in ein Skigebiet in den französischen Seealpen blockiert. Am Brenner in Südtirol (Italien) wurde ein Personenzug von einer Steinlawine erfasst.
In den vergangenen Monaten und Jahren kam es in den Alpen immer wieder zu schweren Fels- und Bergstürzen. Erst im Januar donnerte am Monte Rosa ein gewaltiger Felssturz bis an die dortigen Skipisten. In Norditalien wurden vorigen Sommer nach einem Unwetter gleich vier Straßen verschüttet. In den Dolomiten sorgte ein Felssturz ebenfalls für Aufsehen. Am Gardasee wurde bei einem Felssturz im Frühjahr sogar ein Auto von einem herabstürzenden Felsen getroffen. In Tirol brach 2023 am Fluchthorn gleich ein ganzer Gipfel in sich zusammen. Viele Experten sehen dabei einen Zusammenhang mit dem Klimawandel.