Das Projekt „Wohnen im Alter“ an der Hirschbergstraße in Gmund ist noch lange nicht in trockenen Tüchern. Die Gemeinderäte wünschen sich eine Klausur zur ambulanter Pflege-WG.
Gmund - Seit vielen Jahren wird das Projekt „Wohnen im Alter“ an der Hirschbergstraße vorangetrieben. Detaillierte Entwürfe liegen vor, die baurechtlichen Rahmenbedingungen werden durch die Änderung des Bebauungsplans Hirschbergstraße II gerade auf den nötigen Stand gebracht. Und dennoch sehen die Mitglieder viele Fragezeichen hinter dem Projekt – nicht nur angesichts der Kosten von rund 18,2 Millionen Euro. Offen war zuletzt, ob die Gemeinde auch die ambulant betreute Wohngemeinschaft (WG) weiterverfolgen soll. Sie ist bisher im ersten Stock von Haus 1, dem seeseitig gelegenen Gebäude, vorgesehen und soll zehn Wohnungen dafür bieten. Weitere 29 seniorengerechte Wohnungen in unterschiedlichen Größen befinden sich in zwei weiteren Häusern.
Um sich vor einem endgültigen Beschluss noch schlauer zu machen, hatte ein Kreis von Gemeinderäten vor der jüngsten Sitzung eine Fahrt nach Prutting (Kreis Rosenheim) unternommen. Dort wurde 2024 ein ähnliches Wohnprojekt mit 23 Wohnungen für Senioren und ambulant betreuter WG mit elf Appartements in Betrieb genommen. Anders als bisher in Gmund geplant, wurde das Projekt einem externen Bauträger und dem Betreiber „CaraVita“ überlassen.
Debatte um Wohnprojekt in Gmund: „24-Stunden-Pflege macht Sinn“
Dritte Bürgermeisterin Christine Zierer (FWG) war angesichts der Erfahrungen, die man bereits in Prutting sammle, dafür, das eigene Projekt hinsichtlich einer ähnlichen Lösung zu überdenken. „Eine Wohngemeinschaft mit 24-Stunden-Pflege macht Sinn“, fand Zierer. Sie schlug eine Klausurtagung vor, zu der auch die Betreiber aus Prutting eingeladen werden sollten. Fraktionskollege Georg Rabl bezeichnete die Infofahrt als sehr aufschlussreich. „Wir sollten jetzt nicht mit einem Hurra weitermachen, sondern in Ruhe reflektieren, auch was Finanzierung und Fördertöpfe betrifft“, sagte Rabl. „Dann können wir guten Gewissens entscheiden.“
Sie habe erfahren, dass die Pflege-WG die Quintessenz des Projekts sei und das, was ein Dorf brauche, gestand Barbara von Miller (SPD). Das Gmunder Projekt biete noch Potenzial zum Einsparen, doch die Kombination aus Barrierefreiheit und Wohngemeinschaft sei richtig. „Wir müssen nochmal reden“, lautete ihr Fazit.
Vorschlag zu Senioren-Wohnprojekt: Betreiber suchen
Franz von Preysing (CSU) hielt es angesichts der finanziellen Risiken für die nächste Generation für sinnvoll, einen Betreiber zu suchen und das Gemeinde-Grundstück an einen Investor zu verkaufen, mit der Auflage, das seniorengerechte Wohnprojekt zu verwirklichen. Das Wohn- und Belegungsrecht müsse dann aber bei der Gemeinde bleiben. Auf die Hilfe eines „privaten Marktteilnehmers mit Erfahrung und Personal“ setzt auch Michael Huber (Grüne). „Wir brauchen eine Klausursitzung und müssen uns offen auf Möglichkeiten einlassen“, sagte Huber, „dann sind wir auf dem sicheren Weg.“
Bürgermeister Alfons Besel (FWG) zeigte sich skeptisch, das Grundstück zu veräußern. Er war davon ausgegangen, dass in Workshops genug Vorarbeit geleistet worden sei und hatte einen Beschlussvorschlag vorbereitet, der ein Pro oder Contra Pflege-WG vorsah. Einstimmig kam es aber zu einem anderen Beschluss: Wegen der Komplexität des Themas wünschten die Gemeinderäte eine Klausur mit dem Pruttinger Betreiber, um die Rahmenbedingungen für die WG zu klären. Weitere Planungen für das Wohnprojekt wurden eingestellt.