Silber auf Rekordkurs: Euro-Hoch erreicht, US-Dollar im Blick
In den letzten Monaten stand vor allem ein Metall im Rampenlicht: Gold stellte einen neuen Rekord nach dem nächsten auf. Doch nun wechselt sein „kleiner Bruder“ auf die Überholspur: Silber hat am 1. September 2025 seine bisherigen Euro-Rekorde pulverisiert. Am Vormittag kostete die Feinunze rund 34,60 Euro, der Tageshöchststand lag nahe 34,8 Euro. Damit ist der bisherige Bestwert deutlich überboten. Und es sieht ganz danach aus, dass die Rally weitergeht.
Mit dem nächsten Rallyeschub zu Beginn des Monats September hat Silber den bisherigen Euro-Rekord von 33,40 Euro deutlich hinterlassen. In US-Dollar notierte Silber zeitgleich um 40,60 Dollar und damit deutlich über der psychologisch wichtigen Marke von 40 Dollar. Das nächste Ziel: 50 Dollar.
Was den Rekord treibt
Der Turbo kommt von mehreren Seiten: Erstens preisen die Märkte eine Zinssenkung der US-Notenbank für September ein, was zinslosen Anlagen Rückenwind gibt. Zweitens belastet die anhaltende Debatte über die Unabhängigkeit der Fed den Dollar. Drittens zieht Gold nahe Rekordständen weiter Kapital an und zieht Silber mit.
Das Ergebnis: Silber kletterte zum Wochenauftakt in Dollar auf das höchste Niveau seit 2011.
Der zweite Treiber ist fundamental. Die Industrie verschlingt mehr Silber als je zuvor. 2024 erreichte die industrielle Silbernachfrage einen Rekord von 680,5 Millionen Unzen, getragen von Elektrifizierung, Photovoltaik, Elektronik und Netzausbau. Der Markt verzeichnet zugleich das fünfte Jahr in Folge ein Angebotsdefizit, Lagerbestände werden abgebaut. Für 2025 erwartet Metals Focus erneut ein „heftiges“ Defizit, trotz leicht steigender Minenproduktion, wobei der Großteil des Silbers als Beiprodukt gefördert wird und daher preislich träge auf Angebotsengpässe reagiert.
Sebastian Wieschowski ist leidenschaftlicher Münzsammler und Fachmann für Numismatik und Edelmetalle. Er ist Teil unseres EXPERTS Circle. Die Inhalte stellen seine persönliche Auffassung auf Basis seiner individuellen Expertise dar.
Rekord in Euro, doch der US-Dollar-Rekord lässt auf sich warten
Wichtig für die Einordnung: In US-Dollar hat Silber sein Allzeithoch noch nicht erreicht. Der Rekord stammt aus dem Frühjahr 2011, als am 28. April ein Schlusskurs von rund 48,48 Dollar je Unze verzeichnet wurde und intraday fast 50 Dollar erreicht wurden. Am 1. September 2025 lag Silber mit rund 40,60 Dollar klar darunter. Ein Grund, warum in Euro trotzdem ein Rekord fiel, ist der Wechselkurs. 2011 stand der Euro zeitweise bei etwa 1,48 Dollar, am 1. September 2025 lag der EZB-Referenzkurs bei rund 1,1715. Der schwächere Euro gegenüber 2011 erhöht bei gleichem Dollarpreis das Euro-Niveau.
Warum Silber noch deutlich Luft nach oben hat
Die Preistreiber bei Silber bleiben intakt. Das Verhältnis Gold zu Silber hat sich seit dem Frühjahr zwar verbessert, liegt aber noch deutlich über historischen Tiefs früherer Silber-Haussephasen – Silber ist also rechnerisch noch nicht überbewertet. Analysten verweisen auf einen weiterhin engen Spotmarkt und nennen kurzfristige Ziele um 42 Dollar je Unze, während die strukturellen Defizite anhalten und die industrielle Nachfrage hohe Niveaus hält.