Der Merkantilist – Trump wiederholt alte Fehler
Mit seiner Zollpolitik wiederholt US-Präsident Donald Trump Fehler der Vergangenheit. Indes werden Forderungen nach Vergeltungsmaßnahmen lauter. Was die EU tun muss. Kommentar von Dirk Ippen.
Wohlstand entsteht durch Freihandel in weltweiter Arbeitsteilung. Die Welt hat in den 30er-Jahren des vorigen Jahrhunderts bitter erfahren, dass Schutzzölle zum Zusammenbruch des Welthandels führen. Alle sind dabei Verlierer. Bittere Armut ist die Folge.
Das würden sicher auch Trump und seine törichten Wirtschaftsberater unterschreiben. Aber sie argumentieren, der Handel müsse ausgeglichen sein. Ein Land wie Deutschland verschafft sich nach ihrer Vorstellung einen ungerechtfertigten Vorteil zulasten der USA, weil es einen hohen Überschuss im Außenhandel hat. Export ist gut, Import ist schlecht, meinen diese Naiven im Glauben, durch Zölle mehr Wirtschaftsleistung ins eigene Land zurückholen zu können.

Das ist Unfug. Denn ein Land mit einem Außenhandelsüberschuss betreibt einen gleich großen Kapitalexport mit der Folge, dass die Investitionstätigkeit im eigenen Land geschwächt wird. In Deutschland ist das aktuell zu beobachten im Verhältnis zu den USA, wo einfach viel mehr investiert wird, auch von Deutschen.
Wähler von Trump werden Folgen der Zölle ausbauen müssen
Weil aber dieser Zusammenhang nicht gesehen wird, werden jetzt wegen der Zölle „Vergeltungsmaßnahmen“ gefordert. Auch das wäre Unsinn und wird hoffentlich seitens der EU nicht passieren. Denn eine Senkung der Zölle ist stets vorteilhaft für ein Land, selbst wenn der Handelspartner die Zölle erhöht. Denn günstige Importe helfen den Verbrauchern unseres Landes. Anders als Trump meint, schaden sie auch der Industrie nicht wirklich. Sie erzwingen nur eine Anpassung im Wettbewerb und schließlich eine Umstellung auf Produktionsweisen, die bei uns günstiger zu leisten sind als anderswo.
Auch wenn die Industrie im Augenblick zurecht stöhnt, muss man ihr sagen: Die Marktwirtschaft ist keine Veranstaltung zum Schutze der Industrie, sondern zum Nutzen des Verbrauchers. Der deutsche Verbraucher wird von den unsinnigen Zöllen durchaus profitieren durch billigere Importe aus Ländern, die Trump strafen will. Die Wähler von Trump aber, die amerikanischen Konsumenten, werden es daher sein, die Trumps überholte Zollpolitik zu bezahlen haben.
Statt Vergeltungszölle Handelshemmnisse mit Trump abbauen – was die EU tun muss
Statt auf Vergeltung mit eigenem Zoll zu sinnen, muss die EU daher mit Trump dahin verhandeln, dass auch unsere Handelshemmnisse mit den USA abgebaut werden. Davon gibt es viele, weniger in der Form von Zöllen als in überzogenen gesetzlichen Anforderungen, die mit 1000 kleinen Schräubchen Importe in die EU erschweren. Die zurückliegende „Chlorhühnchen-Diskussion“ ist dafür ein Beispiel. Weil angeblich frei eingeführtes US-Hühnerfleisch für EU-Verbraucher schädlich wäre, ist vor Jahren das von den USA angebotene transatlantische Freihandelsabkommen (TTIP) gescheitert. Hätten wir es heute nur, dann könnte Trump unsere Wirtschaft nicht mit hohen Zollschranken quälen. (Dirk Ippen)