Ex-Biathlet will an Alpensee umstrittenes Vier-Sterne-Plus-Hotel hochziehen – „Verbrechen an der Natur“

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Der ehemalige Biathlet Gottlieb Taschler will am Obersee am Staller Sattel ein Vier-Sterne-Projekt bauen, es gibt auch kritische Stimmen.

St. Jakob – Die Süd- und Osttiroler Alpen sind ein beliebtes Ziel für Touristen im Sommer wie im Winter. Natürlich gibt es einige Möglichkeiten und viele verschiedene Regionen innerhalb Norditaliens oder Osttirols, die der Urlauber ansteuern kann. Die Massen an Leuten, die Italien oder Österreich jährlich besuchen, nehmen stetig zu. Einheimische freut das nicht immer. Wie zum Beispiel die Fußballfans vom FC Obermais, die sich mit einem Piefke-Plakat Aufmerksamkeit verschafften.

Für neues Projekt am Südtiroler Alpsee soll 30 Millionen Euro investiert werden

Der ehemalige Biathlet Gottlieb Taschler hingegen freut sich, wenn die Leute zu ihm kommen. Nach seiner aktiven Sportler- und Funktionärskarriere hat der Südtiroler nämlich „ein herrliches Platzl“ erworben, wie er damals sagte. Am Obersee, am Staller Sattel, hatte er schon 2017 – vier Jahre nach Erwerb – mit dem Gasthaus Obersee große Pläne, wie die Neue Süditroler Tageszeitung berichtete. Damals war auch „noch nichts spruchreif“, das ist 2024 anders. In der Grenzregion zwischen Österreich und Italien soll etwas Großes entstehen.

Nun hat er sein umstrittenes Projekt vorgestellt. Ein Vier-Sterne-Chalet will Taschler errichten, im österreichischen St. Jakob in Defereggen. 120 Betten sollen zur Verfügung stehen, sagte er bei der Vorstellung für die Bevölkerung. Es ist kein einzelner Komplex, sondern es sind mehrere hüttenähnliche Gebäude auf zwei Ebenen und ein Restaurant vorgesehen. Das berichten unter anderem dolomitenstadt.at und der Osttiroler Bote. Der Olympiadritte der Italien-Staffel 1988 spricht von 14.000 Quadratmetern Grundfläche und stellt als Investoren die Hoteliersfamilie Bernardi aus dem Grödnertal vor. 30 Millionen Euro will er in der Hand nehmen, um die Wirtschaftlichkeit zu sichern, schreibt dolomitenstadt.at. Ohne die Investition käme die Oberseehütte nicht über die Runden, meint Taschler.

Heftige Kritik an Taschlers Projekt am Obersee: „Gier der Menschen ist abnormal“

Kritische Stimmen gibt es genug. Der Raumplaner von St. Jakob, Wolfgang Mair, meinte laut Berichten, es handelt sich um einen sehr sensiblen ökologischen Raum und es sei ein „sehr sportliches Projekt“, was die Raumplanung angeht, aber es wäre wohl machbar. Der Osttiroler Bote und Dolomitenstadt.at zitieren bei der Infoveranstaltung auch die Worte „Ein Verbrechen an der Natur“, die aus dem Publikum zu hören waren.

Unter den Berichten der beiden Portale häufen sich negative Kommentare. „Die Gier der Menschen ist abnormal. Weiter, höher, schneller, ewiges Wachstum, mehr Geld, Luxus, Wohnreisen. Den Einheimischen im Tal bringen neue Hotels oder Feriendörfer außer Lärm, Schmutz und Abgase nicht viel“, so ein besorgter Bürger, der damit in eine ähnliche Kerbe schlägt wie die Fußballfans aus Obermais. 

„Profit durch die Olympischen Spiele“? Projekt könnte gutes Timing haben

Auch weitere Hintergründe spekulieren die Leser: „Da wittert jemand Profit durch die Olympischen Spiele. Auf keinen Fall genehmigen.“ 2026 finden nicht unweit des Ortes die Olympischen Spiele in Cortina d’Ampezzo statt, für die es auch schon eine neue Rodelbahn gibt. Ein anderer User meint: „Der Beweis, dass der Mensch auf die Natur pfeift. Es zählt nur der Rubel.“ 

Der Obersee liegt noch in Osttirol, Österreich, darunter liegt der Untersee, auch bekannt als Antholzer See, allerdings schon in Italien, Südtirol. © IMAGO / Pond5 Images

Ganz so negativ sieht es der Bürgermeister Ingo Hafele nicht. „Für das Projekt muss man ganz vorne anfangen“, so der Bürgermeister, der auf die Rückwidmung einer Sonderflächen-Widmung im besprochenen Bereich hinwies, da erst im vergangenen Jahr die Frist abgelaufen sei.

Einen Rückschlag mussten dahingegen die Wintersportler am Antholzer See, nur einen Steinwurf vom Obersee entfernt, hinnehmen. Denn in diesem Jahr war die Loipe nicht gespurt, aus bestimmten Gründen, trotzdem Wandern möglich ist. (ank)

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