Höhere Zölle für US-Importe: VW-Chef will Donald Trump nun persönlich anbaggern
Die USA verlangen mehr Geld für deutsche Autos. Was bedeutet das für die hiesige Branche und wie lange hält der fragile Frieden? VW und BMW haben eigene Pläne.
Washington/Brüssel – Es hätte schlimmer kommen können – aber gut ist anders: Die USA erhöhen die Zölle auf deutsche Autos beim Import in die Vereinigten Staaten von 2,5 auf 15 Prozent. Für die Autobranche ist das ein teurer Kompromiss, auch wenn die Trump-Zölle nach den Maßnahmen im Frühjahr zumindest wieder gesunken sind.
Die deutschen Hersteller setzen abseits der Vereinbarungen auf EU-Ebene auf eigene Deals und neue Strategien. Die neue Vereinbarung zwischen der EU und US-Präsident Donald Trump ist Berichten zufolge ein Kraftakt gewesen. Die Situation bringt zwar Erleichterung, lässt jedoch die Unsicherheit nicht verschwinden.
Einigung bei Trump-Zöllen: Teure Erleichterung für die Autobranche
Zuletzt mussten die deutschen Autobauer sogar 27,5 Prozent Zoll auf ihre Exporte in die USA zahlen – jetzt sind es „nur“ noch 15 Prozent. Für die deutschen Hersteller ist das eine finanzielle Belastung, aber immerhin keine Eskalation mit noch höheren Strafzöllen. VW, BMW und Mercedes können daher erstmal aufatmen – und besitzen Klarheit, wodurch sich besser planen lässt.
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) sieht die Einigung dennoch kritisch. Die neuen Zölle kosten die Autobauer jährlich Milliarden, gerade in einer Zeit, in der sie ohnehin viel Geld in die Umstellung auf E-Mobilität und weitere Innovationen investieren. Besonders die Lieferketten, die durch den Zollstreit gelitten haben, müssen jetzt wieder funktionieren, fordert der VDA in einer Mitteilung. Auch für Zulieferer, die oft in Mexiko produzieren und in die USA liefern, sei die Situation angespannt. Volkswagen fertigt beispielsweise das Erfolgsmodell Jetta dort an, um es in die USA zu liefern. Auch das nördliche Nachbarland Kanada ist betroffen.

Volkswagen und BMW: Deutsche Hersteller schmieden eigene Pläne
Die deutschen Autobauer wollen sich offenbar nicht allein auf die Politik verlassen. Sie suchen laut einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) nach individuellen Lösungen, um die Zölle zu umgehen oder zu reduzieren:
- Volkswagen denke laut über einen eigenen Deal mit der US-Regierung nach und Konzernchef Oliver Blume wolle erreichen, dass für jeden investierten Dollar in den USA ein Dollar Zoll erlassen wird. Dieser „„Multiplikator auch für die amerikanische Gesellschaft“ könnte VW auch die Zölle für Modelle von Porsche und Audi senken, die bislang importiert werden. Ohnehin investiert VW Milliarden in die USA, unter anderem in die Wiederbelebung der Pick-up-Marke Scout und Partner wie Rivian.
- BMW verfolgt derweil eine andere Strategie: Der Münchner Autobauer möchte, dass Im- und Exporte miteinander verrechnet werden. Da BMW annähernd genauso viele Autos aus den USA exportiert, wie es importiert, könnte eine solche Vereinbarung die Zollbelastung deutlich senken. Auch Mercedes setzt laut Welt.de auf diesen Ansatz, prüft außerdem weitere Produktionsmöglichkeiten in Übersee.
BDI sieht neue Trump-Zölle für deutsche Industrie als „fatales Signal“
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) nennt die Einigung einen „unzureichenden Kompromiss“. Die Zölle seien ein „fatales Signal“ für die eng verflochtene Wirtschaft zwischen Europa und den USA. Auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hätte sich mehr Entlastung gewünscht und betont, dass stabile Handelsbeziehungen für beide Seiten wichtig sind. Zumindest sei ein „Handelskonflikt abgewendet“ worden.
Deutlicher wird Bundesfinanzminister Lars Klingbeil: Der Sozialdemokrat sieht in dem Zollbeschluss einen Weckruf für Deutschland und Europa. Die Abhängigkeit von einzelnen Wirtschaftspartnern sei zu hoch, meint Klingbeil. Die EU müsse unabhängiger werden und „neue weltweite Partnerschaften aufbauen“. Der Handelskonflikt mit den USA habe gezeigt, wie wichtig es ist, sich breiter aufzustellen und eigene Interessen zu verteidigen.
Das bedeutet die Zolleinigung zwischen EU und USA für deutsche Autobauer
Die Einigung bezüglich Trump-Zölle ist zunächst ein Aufatmen für die hiesige Autobranche, aber keine Dauerlösung: Die Details müssen noch ausgehandelt werden – und niemand weiß, wie lange die neue Vereinbarung hält. Deutsche Autobauer setzen daher zunächst auf Flexibilität: VW und Co. investieren in den USA, verhandeln mit der Politik und suchen nach neuen Wegen, ihre Produkte auf dem US-Markt attraktiv zu halten.
Für die deutsche Wirtschaft mitsamt der Autoindustrie bleibt das Thema also spannend: Die neuen Zölle sind ein kostspieliges Signal, dass die Zeiten einfacher Handelsabkommen vorbei sind. Und da wären noch andere Bereiche, in denen die Handelspolitik zwischen Amerika und Europa auf dem Prüfstand liegt: zum Beispiel, wenn es um Digitalriesen aus den USA geht. (PF)