„Mit Gold nicht aufzuwiegen“: Loblied aufs Ehrenamt bei 150-Jahr-Feier der Feuerwehr
Das Prasseln des Regens auf dem Dach des Festzelts war so laut, dass der Beginn des Festgottesdienstes hinausgeschoben wurde. Trotzdem war das Feuerwehr-Jubiläum in Reichersbeuern ein festliches Ereignis.
Reichersbeuern – Das Element Wasser ist für die Feuerwehren ein unverzichtbares Hilfsmittel – am Sonntag jedoch war es zur falschen Zeit am falschen Ort: Der Wetterprognose zufolge hatte die Freiwillige Feuerwehr Reichersbeuern vorsorglich den Kirchenzug am Morgen und die geplante Feldmesse anlässlich ihres 150-jährigen Bestehens abgesagt. Das war gut so, denn akkurat um diese Zeit ging über dem Ort ein heftiger Regenguss nieder.
Heftiger Regen beim Feuerwehr-Jubiläum
Im Festzelt, wohin man den Gottesdienst verlegt hatte, war das Geprassel der Wassermassen auf dem Zeltdach derart laut, dass man den Beginn der Messe etwas hinauszögerte. Froh darum, im Trockenen zu sein, feierten dann die geladenen Feuerwehren aus der Umgebung, eine Abordnung der befreundeten Wehr aus Bad Lauterberg sowie Ehrengäste und Dorfbewohner gemeinsam mit den Gastgebern das Jubiläum.
Pfarrer Manfred Wurzer rückte die Leistungen der Freiwilligen Feuerwehren in den Mittelpunkt. „Wir haben uns heute versammelt, um zu feiern, dass es Leute gibt, die immer für uns da sind. Dass es Leute gibt, auf die wir uns verlassen können. Dafür wollen wir danken.“ Es stelle sich die Frage nach dem Wert des ehrenamtlichen Einsatzes. Welche Wertschätzung von den Bürgern erfahre die Bereitschaft, Freizeit zu opfern für Ausbildung und Übungen angesichts immer komplexer werdender Technik und entsprechend neuartiger Notsituationen? Was sei es der Gesellschaft wert, dass die Aktiven an 365 Tagen im Jahr zu jeder Tag- und Nachtzeit zur Verfügung stehn und dabei mitunter Gesundheit und Leben riskieren? „Das sind Dienste, die sind nicht mit Gold aufzuwiegen, die sind unbezahlbar,“ unterstrich Wurzer.
Die Christenverfolgung findet heutzutags nicht mehr mit Löwen, sondern mit Autos statt.
Doch es gebe auch „Deppen, die die Hilfskräfte beleidigen oder sogar angreifen“, konstatierte der Pfarrer in seiner von vielen Gottesdienstteilnehmern mit zustimmendem Kopfnicken verfolgten Predigt. „Da kann man nur sagen: Herr, schmeiß Hirn oder Steine, aber ziele genau.“
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Bei der Suche nach Feuerwehr-Nachwuchs wiederum stelle manch Angesprochener die Frage: Was bringt mir das? Hier sah Wurzer eine Parallele zu den Aposteln, die ihren Meister gefragt hätten, was ihnen ihre Gefolgschaft bringe? Sich einzubringen für die Mitmenschen und seiner Berufung zu folgen, bringe Zufriedenheit, so Wurzers Antwort. „Es ist der höchste Dienst, Menschen in Not zu helfen.“ Wer seinem Nächsten helfe, der helfe Gott. „Und Gott vergisst nicht.“ Er wolle deshalb allen Feuerwehrkräften „Vergelt‘s Gott“ sagen. Dank sagen wollte der Geistliche den örtlichen Feuerwehrlern aber auch dafür, dass sie bei den kirchlichen Prozessionen und Festen für Sicherheit sorgen würden – „denn die Christenverfolgung findet heutzutags nicht mehr mit Löwen, sondern mit Autos statt“, meinte Wurzer lakonisch.
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Die klangvolle Gestaltung der Messe lag bei der Reichersbeurer Schützenkapelle, die mit einigen frei ausgewählten Musikstücken eine nicht alltägliche, aber stimmungsvolle Begleitung aufbot. Kreisbrandrat Erich Zengerle und Bürgermeister Erich Dieckmann wünschten in ihren Grußworten den Aktiven eine stets unfallfreie und gesunde Heimkehr von den Einsätzen.

Der schnelle Wandel der Zeit bringt immer neue Herausforderungen mit sich. Um diese meistern zu können, sind die Reichersbeurer Floriansjünger nun mit einem neuen Fahrzeug, einem Gerätewagen Logistik 2 (GWL 2), ausgestattet worden. „Die Gemeinde sorgt für Ausbildung und Ausrüstung, doch ohne Euch ist das alles nichts“, wandte sich Dieckmann an die Ehrenamtlichen. Draußen vor dem Zelt wartete das geschmückte Gefährt auf den Segen, den Pfarrer Wurzer nach einigen Gebeten bildhaft mit der Handspritze erteilte. Ebenso wurden zwei neue Kommandofahrzeuge der Landkreisinspektion gesegnet.
Nach zwischenzeitlicher kurzer Trockenphase hatte es derweil wieder zu regnen begonnen – die immer noch in Erwägung gezogene Durchführung des Festzugs fiel deshalb zum Bedauern von Vorstand Andreas Humer und Kommandant Thomas Eiler ebenfalls ins Wasser. Das gesellige Zusammensein unterm Dach wurde umso mehr geschätzt. (Rosi Bauer)