ARD-„Tatort“: Was diesen Sommer an Wiederholungen läuft
„Tatort“-Fans bleiben heuer besonders lang ohne frische Fälle, die letzte Premiere war am 27. Mai, und wohl erst am 15. September geht es in die neue Saison – voraussichtlich mit einem Fall aus Wien. Bis dahin laufen Wiederholungen. Was sich lohnt und was man nicht unbedingt noch einmal sehen muss – ein Überblick.
Franken
Der junge IT-Experte Lukas Keller (Caspar Schuchmann) wird ermordet. Die Spuren der Tat erinnern die Ermittler Felix Voss (Fabian Hinrichs) und Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) an ein länger zurückliegendes, bisher ungelöstes Verbrechen in der Oberpfalz. Schnell müssen sie feststellen, dass die Kollegen dort nicht gründlich genug gearbeitet haben. Sie stoßen auf einen Zeugen, dessen Aussage damals keine Beachtung geschenkt worden war. Er hatte einen Obdachlosen beobachtet, der sich sehr auffällig verhielt. Wo befindet sich der Mann und – ist er der gesuchte zweifache Mörder? Die Kritikerin unserer Zeitung lobte in „Warum“ von 2021 vor allem das Spiel von Valentina Sauca und Karl Markowics, die Lukas‘ Eltern verkörpern: „Sie geben den Hinterbliebenen, die sonst in Fernsehkrimis als Statisten herhalten müssen, ein starkes Gesicht.“ (21. Juli, 20.15 Uhr).

Kiel
Ein Wiedersehen mit Sibel Kekilli als Sarah Brandt gibt es im Fall „Borowski und der Himmel über Kiel“ aus dem Jahr 2014. Nach dem gewaltsamen Tod des drogenabhängigen Mike ermitteln Klaus Borowski (Axel Milberg) und Brandt in der Kieler Drogenszene. Mikes Freundin Rita (Elisa Schlott) meldet sich. Die junge Frau lehnt jede Zusammenarbeit mit der Polizei ab. Borowski will das nicht akzeptieren und setzt Rita unter Druck. Sie nennt die Namen zweier Dealer – mit für sie selbst tragischen Folgen. „Elisa Schlott als Rita trägt diesen Film“, lobte damals der Kritiker, „sehr echt zeigt sie eine Frau zwischen Traum und Albtraum, eine Verlorene zwischen Mädchenzimmeridyll und dem brutalen Kampf ums nächste Gramm ,Stoff‘‘‘. (28. Juli, 20.15 Uhr).

Dresden
Der Dresdner Fall „Level X“ stammt von 2017 und damit aus einer Zeit, in der an der Seite von Karin Hanczewski alias Karin Gorniak noch Alwara Höfels als Kommissarin Henni Sieland ermittelte. Und zwar im Fall des 17-jährigen Simson (Merlin Rose), der anderen Streiche spielt, sich dabei filmt und das Geschehen live streamt. Als er von einem Unbekannten erschossen wird, stehen die Kriminalerinnen vor einem Rätsel. Obwohl viele Menschen den Mord live im Netz mitansehen konnten, gibt es keine verlässliche Täterbeschreibung. Sieland und Gorniak tauchen, unterstützt von ihrem Chef Peter Michael Schnabel (Martin Brambach), tief in die Welt der Internetstars ein. Der „Spiegel“ war überhaupt nicht begeistert von dem Krimi: „Wie einfältig er seine Figuren zeichnet, wie einfallslos er die gängigsten Klischees zum Klickkapitalismus aneinanderreiht.“ (11. August, 20.15 Uhr).

Münster
Mit „Ein Freund, ein guter Freund“ steht auch ein (Jubiläums-)Fall aus Münster auf dem (Sommer-)Programm – zum 20. Geburtstag. Professor Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) hält eine Abschiedsrede auf seinen alten Freund Friedhelm Fabian und dessen Frau Veronika. Neben der Münsteraner Prominenz lauschen auch Kommissar Thiel (Axel Prahl), Assistentin Silke Haller (Christine Urspruch) und Staatsanwältin Wilhelmine Klemm (Mechthild Großmann) den Ausführungen. Währenddessen stirbt am anderen Ende der Stadt der Anwalt Nikolas Weber gewaltsam. Thiel erkennt in ihm sofort den Vertrauten eines bekannten Mafiabosses. Hat der etwas mit der Tat zu tun? Nur zu gern würde ihn Thiel überführen. „Das war die wohl langweiligste Jubiläumssause, die man je sah“, so die Kritikerin unserer Zeitung, die vor allem mit Liefers‘ Leistung nicht zufrieden war. Der könne hübsch affektiert die Kunstfigur Karl-Friedrich Boerne geben. Doch „wenn etwas facettenreicheres Spiel, gar wahrhaftige menschliche Emotionen gefordert sind, endet das Repertoire des 58-Jährigen“. (18. August, 20.15 Uhr)
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Stuttgart
Die feucht-fröhliche Weihnachtsfeier eines Versicherungskonzerns endet für einen Mitarbeiter tödlich – ein Sturz aus großer Höhe. Vermutlich hatte jemand nachgeholfen. Ins Visier der Stuttgarter Ermittler Lannert (Richy Müller) und Bootz (Felix Klare) geraten in diesem Fall aus dem Jahr 2022 Abteilungsleiter Oliver Jansen (Oliver Wnuk) und seine Mitarbeiterin Kim Tramell (Ursina Lardi), die als Letzte das Haus verlassen haben. Haben sie nichts bemerkt? Im Verhör sagt Tramell aus, dass Jansen sie vergewaltigt habe. Der wiederum spricht von einvernehmlichem Sex. War das Opfer womöglich Zeuge des Vorfalls und musste deshalb sterben? Wer von beiden hatte daran ein Interesse? „Videobeweis“ arbeite ein „brisantes Thema“ auf, schrieb die Kritikerin unserer Zeitung anlässlich der Erstausstrahlung, weil er von einem „männerdominierten Arbeitsumfeld“ handele, in dem „Machtpositionen ausgenutzt“ würden. Buch und Regie sei es dabei „beeindruckend gelungen, Grenzen verschwimmen zu lassen“. (25. August, 20.15 Uhr).