Das gab's bei Bayern noch nie - Die Reaktion auf den Hoeneß-Eklat ist eine Zeitenwende

 

Das gab es bei Bayern so noch nie. Es ist der Betroffene selbst, der sich öffentlich wirksam wehrt. Verständlich, wurde Tuchel schließlich in seiner Trainerehre angegriffen. Aber erst durch seine vehemente Antwort wurden die umstrittenen Sätze von Hoeneß, die zu dem Zeitpunkt schon 24 Stunden alt waren, so richtig publik.

„Ich hätte auf diese Aussage überhaupt nicht reagiert, wenn sie nicht von unserem Boss, und vier Tage vor dem Real-Spiel gekommen wäre“, sagte Tuchel vor dem Bundesliga-Spiel gegen Eintracht Frankfurt (2:1) bei Sky. „Da habe ich sehr wenig Verständnis für." Schwer vorstellbar, dass ein Hitzfeld oder Heynckes so öffentlich auf Hoeneß reagiert hätten.

Tuchel gegen Hoeneß

Doch Tuchel hat bei den Bayern sowieso nichts mehr zu verlieren, die von Beginn an komplexe Zusammenarbeit wird im Sommer vorzeitig beendet. Der 50-Jährige muss sich bereits für eine zukünftige Aufgabe positionieren. Eine haltlose Kritik wie die von Hoeneß kann er da nicht auf sich sitzen lassen.

Plötzlich hieß es Tuchel gegen Hoeneß. Medial aufgebauscht ist das nicht, sondern ein Automatismus, den sie an der Säbener Straße alle zu gut kennen. Gerade der Münchner Ehrenpräsident Hoeneß weiß, wie viel Gewicht sein Wort noch immer im Verein und in der Medienlandschaft hat. 

Verlorenes Gespür oder gefährliches Kalkül?

Warum er sich trotzdem gerade jetzt und so harsch gegenüber Tuchel äußert? Ist es ein fehlendes Gespür für die aktuelle Situation des FC Bayern oder gar eine provokante Ignoranz demgegenüber? Oder ist es ein gefährliches Kalkül, um noch ganz anderen Automatismen entgegenzuwirken, die sich in den vergangenen Wochen bereits in Gang gesetzt hatten? Schließlich forderten nach dem Halbfinal-Einzug in der Königsklasse die ersten eine Verlängerung der Zusammenarbeit mit Tuchel. Die Hoffnung hat sich spätestens mit dem Knall vom Wochenende erledigt.

Die heftige Reaktion muss Hoeneß dennoch unterschätzt haben. Selbst Ralf Rangnick, den Hoeneß ganz nebenbei als „dritte Wahl“ abstempelte, soll laut „Kicker“-Information „nicht sonderlich erfreut“ über die Aussagen sein und seine Verwunderung bei Sportvorstand Max Eberl hinterlegt haben. Rangnick gilt als Nachfolger für Tuchel.

Hoeneß hat sich schon über alles und mit jedem gestritten. Konkurrenz, Spieler, Fans. Er bekam auch schon oft Kontra, auch in dieser Vehemenz. Ein Angestellter des FC Bayern wagte es in dieser Form nie. Tuchel stellt sich dem mächtigen Patriarchen in den Weg. Und wird womöglich nicht der Letzte bleiben, der das tut.