„Ironische Provokation“ - Bürgermeister in Italien erlässt Krankheitsverbot für seine Gemeindebewohner
In einem bemerkenswerten Schritt hat der Bürgermeister von Belcastro, einer kleinen süditalienischen Gemeinde in Kalabrien mit rund 1300 Einwohnern, das Kranksein offiziell verboten. Antonio Torchia, der Bürgermeister des Dorfes, führte diese außergewöhnliche Maßnahme ein, da es in Belcastro keinen Arzt mehr gebe und die Gesundheitsversorgung daher nicht mehr gewährleistet sei. Der nächste medizinische Notdienst ist 45 Kilometer entfernt.
Sorge um ältere Menschen: „Jede Krankheit vermeiden“
Torchia veröffentlichte eine Anordnung, die die Einwohner auffordert, „jede Krankheit zu vermeiden, die einen medizinischen Eingriff erfordert, insbesondere in Notfällen, und sich so viel wie möglich auszuruhen.“ Diese ungewöhnliche Aufforderung richtet sich vor allem an die älteren Bewohner, die mehr als die Hälfte der Dorfbevölkerung ausmachen.
Italien kämpft generell stark mit den Herausforderungen einer alternden Bevölkerung und der Bevölkerungsflucht von ländlichen Regionen in die Städte. Dabei kommen immer wieder kuriose Maßnahmen zum Einsatz, um mehr Leben in die kleinen Dörfer zu bringen.

Bürgermeister sieht Aktion als Erfolg: „Mehr Wirkung als Dutzende Briefe“
Der Bürgermeister betont, dass sein Erlass eine „ironische Provokation“ darstellt, um das gravierende Problem des Ärztemangels und der unzureichenden Gesundheitsversorgung zu beleuchten. „Ich muss sagen, dass meine Anordnung mehr Wirkung zeigt als die Dutzende Briefe, die ich bisher an die Gesundheitsbehörde der Provinz und an die Präfektur geschickt habe“, erklärte Torchia.
Er hofft nun, dass seine Aktion sowohl in der Politik als auch im Gesundheitswesen das Bewusstsein schärft und zu konkreten Lösungen führt. Laut der italienischen Zeitung „Il Fatto Quotidiano“ erwägt Torchia auch rechtliche Schritte wegen „Unterbrechung von öffentlichen Leistungen“ gegen die verantwortlichen Behörden einzuleiten.
Weitere Verbote in italienischen Gemeinden: Rauchen, Küssen und Sandburgen
Mailand machte im Dezember Schlagzeilen, als die norditalienische Metropole ein breites Rauchverbot verhängte. Seit dem 1. Januar darf auf den meisten öffentlichen Freiflächen nicht mehr geraucht werden. Ein Bußgeld von 240 Euro droht. Auch andere Gemeinden machen mit ihren Regeln von sich reden.
- Weil sie Rettungsdienste bei ihrer Arbeit behindern könnten, hat die Stadt Eraclea nahe Venedig das Bauen von Sandburgen mit 250 und 1000 Euro Bußgeld belegt.
- In Eboli nahe Neapel kostet ein Kuss im Auto bis zu 500 Euro.
- In Rimini und Rom ist das Essen auf der Straße verboten.