Neues Angebot im Jodschwefelbad am Tegernsee: Luxus-Sauna soll Defizit verdampfen
Das Wiesseer Jodbad steht quasi auf drei Beinen: Von den vier Kuben des Gebäudes werden nur drei genutzt. Das wird sich ändern. Im vierten Kubus lässt die Gemeinde eine Sauna als kleine Wellness-Oase einbauen.
Bad Wiessee - Die heilsamen Jodschwefelquellen haben das Dorf Wiessee einst zum Bad gemacht, daraus Profit zu schlagen, erweist sich als schwierig. Schon die Entscheidung für den 7,6 Millionen Euro teuren Neubau, von Matteo Thun entworfen, fußte auf dem Gedanken, mit dem Altbau auch dem Defizit zu entkommen. Die Eröffnung fiel auf das Corona-Jahr 2020, was den Start erschwerte. 2021 musste die Gemeinde ein Minus in Höhe von 950.000 Euro schlucken. Die Kommune engagierte einen Bäder-Experten, um den Betrieb neu zu strukturieren.
Sprühbäder im vierten Kubus wurden aufgegeben
Danach übernahm Anfang 2023 Gemeinde-Geschäftsführer Hilmar Danzinger auch die Leitung des Jodschwefelbads. Er entschied kurz nach seinem Amtsantritt, eine Abteilung komplett dichtzumachen: die im vierten Kubus untergebrachten Sprühbäder. „Da hatten wir so fünf bis zehn Buchungen pro Woche“, erinnert sich Danzinger. Viel zu wenig, um auch nur ansatzweise die Kosten für den Aufwand zu decken. „Unser Personal war in der Bäderabteilung viel besser aufgehoben“, meint der Geschäftsführer. Seitdem steht der vierte Kubus leer.
Die Entscheidung erwies sich als richtig. Das Defizit sank von rund 750.000 Euro im Jahr 2022 auf 440.000 Euro im Jahr 2023. Und heuer, berichtet Danzinger, sei es noch besser gelaufen. Um die schwarze Null zu schaffen, pumpt die Gemeinde nun erneut Geld ins Jodbad: Der vierte Kubus wird zu einer exquisiten Sauna umgebaut.
Ende März soll im Jodbad ein „Healing Spa“ eröffnen
Die Entscheidung dazu habe der Gemeinderat nach Prüfung verschiedener Varianten und auf Empfehlung von Bäder-Experten getroffen, berichtet Bürgermeister Robert Kühn. Aktuell laufen die Bauarbeiten, mit der Eröffnung des „Healing Spa“ ist Ende März 2025 zu rechnen. Auf 200 Quadratmetern entstehen eine finnische Sauna mit 95 Grad, eine Bio-Sauna mit 65 Grad und ein Onsen-Becken mit 42 Grad sowie eine Kabine, in der sich der Saunagast für Schneefall oder Eisregen entscheiden kann. „Es ist ein kleines, feines Angebot“, sagt Kühn.
Wellnessbereich bietet Platz für zwölf Leute
Je zwölf Saunagäste können sich von Montag bis Samstag online in drei Zeitfenster – morgen, mittags, abends – einbuchen. „Zwölf Eintritte heißt auch zwölf Erholungsliegen“, merkt Danzinger an. Kein Gast müsse Handtücher platzieren, um nach dem Saunagang auch eine Liege vorzufinden, jeder könne einfach entspannen. Ein Erlebnis in fast privater Atmosphäre, das seinen Preis hat, wobei die Zeitfenster je nach Beliebtheitsgrad unterschiedlich teuer sind. Wie teuer genau, lässt Danzinger noch offen. Nur so viel: Los geht‘s ab 29 Euro.
Neues Angebot hat nichts mit angedachtem Schwimmbad zu tun
Der Saunen-Kubus soll die Anlage profitabler machen. „Aber es ist natürlich kein Ersatz für die Sauna im Badepark, die eine Volkssauna war“, meint Kühn. Sie sei auch mitnichten als Ausgleich dafür gedacht, dass Bad Wiessee beim geplanten Hallenbad-Neubau auf Wellness-Angebote verzichten will: „Das hat nichts miteinander zu tun.“ Ziel sei einzig eine Ergänzung der Gesundheitseinrichtung Jodschwefelbad. Die Kosten liegen Kühn zufolge bei etwa 900.000 Euro. Die Gestaltung orientiere sich am hellen und luftigen Stil von Matteo Thun: „Das ist auch optisch ein Erlebnis und sehr wertig.“
Im Spa wird kein Heilwasser zum Einsatz kommen
Das „Healing Spa“ dient neben dem Wohlbefinden der Gesundheit, es kommt dort aber kein Heilwasser zum Einsatz. „Wir hatten darüber nachgedacht“, meint Danzinger. Doch mit Rücksicht auf die Armaturen und auch wegen des anderen Anspruchs in Sachen Geruch und Farbe entschied man sich fürs übliche Trinkwasser. Aber vielleicht, so der Gedanke, bekommt der eine oder andere Saunagast auch Lust auf ein Wannenbad im Jodschwefelwasser. Danzinger kann sich das gut vorstellen: „Ich glaube schon, dass wir so auch mehr Gäste fürs Jodbad bekommen.“
jm