Vergleich mit Reagan-Attentat: Märkte erwarten „Erdrutschsieg“ Trumps
Nicht erst seit dem gescheiterten Attentat setzen die Märkte auf Donald Trump. Doch nicht alle könnten von einer weiteren Amtszeit des Ex-Präsidenten profitieren.
München -Das Attentat auf den US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump beschäftigt auch die Wirtschaft. Es wird erwartet, dass Trump aus dem Duell mit US-Präsident Joe Biden eindeutig als Sieger hervorgeht. „Die Wahl wird wohl ein Erdrutschsieg. Das verringert wahrscheinlich die Unsicherheit“, sagt Nick Ferres, Chef-Investmentmanager bei Vantage Point Asset Management, laut der Nachrichtenagentur Reuters. Es sei der erste Anschlag auf einen US-Präsidenten oder -Kandidaten seit dem Attentat auf den damaligen Präsidenten Ronald Reagan im Jahr 1981. Danach seien Reagans Umfragewerte gestiegen, so Ferres. Und Trump sei schon immer „mehr pro Märkte“ gewesen.
Ähnlich äußert sich Frank Kelly. „Die Investoren sind jetzt zuversichtlicher, dass Donald Trump die Wahl gewinnt und die Republikaner auch im Repräsentantenhaus und im Senat die Mehrheit bekommen“, zitiert das Handelsblatt den Gründer und Managing Partner von Fulcrum Macro Advisors. Derzeit haben die Demokraten noch eine knappe Mehrheit im Senat.
Märkte erwarten „Erdrutschsieg“ Trumps: Wirtschaft ist auf Seite der Republikaner
„Bei den fünf Präsidentschaftswahlen der letzten 20 Jahre sind das Vertrauen der CEOs, die Verbraucherstimmung und insbesondere der Optimismus der kleinen Unternehmen als Reaktion auf Wahlsiege der Republikaner stärker gestiegen als bei Wahlsiegen der Demokraten“, schrieben die Analysten von Goldman Sachs laut Reuters „Wenn eine verbesserte Stimmung zu einem Anstieg der Ausgaben und Investitionen führt, könnte ein Sieg Trumps die Gewinnaussichten einiger Unternehmen auch ohne wesentliche politische Änderungen verbessern.“

Auf dem US-Markt könnte das Attentat auf Trump und die damit verbundene höhere Wahrscheinlichkeit seiner Wiederwahl unterschiedliche Auswirkungen haben. Unter Trump erwarten Marktanalysten eine härtere Handelspolitik, höhere Zölle, weniger Regulierung, weniger Vorschriften zum Klimawandel und eine Verlängerung der Unternehmens- und Einkommenssteuersenkungen, die eigentlich im nächsten Jahr auslaufen.
Märkte erwarten „Erdrutschsieg“ Trumps: Nicht alle Unternehmen profitieren von einer Rückkehr des Ex-Präsidenten
Für die Aktienmärkte ergibt sich ein gemischtes Bild. „Weniger Unsicherheit ist grundsätzlich gut für Risikoanlagen wie Aktien“, sagte Charles-Henry Monchau, Investmentchef der Schweizer Banque SYZ, der Nachrichtenagentur Bloomberg. In den USA stellen sich Investoren darauf ein, dass die Papiere von Energieunternehmen, privaten Gefängnissen und Krankenversicherern steigen könnten.
Doch nicht alle Aktien würden unter Trump gleichermaßen profitieren. Unternehmen, die einen Großteil ihres Umsatzes im Ausland erwirtschaften, müssen Gegenreaktionen anderer Länder fürchten, wenn Trump die Zollpeitsche schwingt.
Märkte erwarten „Erdrutschsieg“ Trumps: Renditen langfristiger Staatsanleihen könnten steigen
Auch für Händler von US-Staatsanleihen könnte es kein eindeutiges Szenario geben. Die Renditen kurzfristiger US-Staatsanleihen könnten sinken. Denn angesichts einer schwächelnden US-Wirtschaft und sinkender Inflation könnte die US-Notenbank Fed die Leitzinsen senken, was in der Regel eben zu sinkenden Renditen bei kurzfristigen US-Staatsanleihen führt.
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Die Renditen längerfristiger Staatsanleihen könnten dagegen steigen. Grund dafür ist vor allem die Sorge vor einem möglicherweise steigenden Staatsdefizit unter der Herrschaft der Republikaner. Dies erhöht die Ausfallwahrscheinlichkeit, Investoren müssten mit höheren Renditen zum Kauf bewegt werden. Dass dieses Szenario nicht unwahrscheinlich ist, zeigte sich nach dem TV-Duell zwischen Biden und Trump Ende Juni. Danach stiegen die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen deutlich an, da Bidens Chancen auf eine Wiederwahl danach deutlich gesunken waren.
Märkte erwarten „Erdrutschsieg“ Trumps: Bitcoin steigt nach Attentat
Die Kryptomärkte reagierten am Samstag sehr schnell auf das Attentat. Der Bitcoin legte zu und notierte am Montag über der Marke von 60.000 Dollar. Ein Hintergrund dürfte sein, dass Trump versprochen hat, die Kryptoindustrie weniger streng kontrollieren zu wollen als Biden. Zudem könnte es ein Zeichen dafür sein, dass Investoren in unsicheren Zeiten in sogenannte sichere Häfen flüchten. Investoren gehen davon aus, dass auch Gold und der Schweizer Franken davon profitieren werden.
Der deutsche Markt reagierte allerdings kaum auf Trumps Attentat. Der Dax notierte am Montagmittag (15. Juli) kaum verändert bei 18.730 Punkten. Am vergangenen Freitag hatte er bei 18.748 Punkten geschlossen, was der höchste Schlussstand seit Ende Mai war.