Ohne Wasser, mit Handschellen: Bilder von Trumps Knallhart-Abschiebungen entsetzen Lateinamerika

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Videos zeigen, wie kompromisslos die neue US-Regierung bei Abschiebungen vorgeht. Lateinamerikas Regierungen sind verärgert. Widerstand ist aber zwecklos.

Washington D.C. – Die von US-Präsident Donald Trump angekündigte „größte Massenabschiebung in der Geschichte Amerikas“ läuft und sorgt für Entsetzen. Besonders die Regierungen in Lateinamerika zeigen sich verärgert – und fordern, dass ihre Landsleute wie Menschen behandelt werden. Der Grund: In sozialen Medien kursieren Videos, die zeigen, wie die Migranten behandelt werden.

Brasilien: Regierung verurteilt „Missachtung der Grundrechte“ durch USA bei Abschiebungen

„Sie behandeln uns wie Hunde“, sagt ein junger Mann der Nachrichtenagentur AFP vor laufender Kamera. Dann korrigiert er sich noch einmal: „Sie behandeln Hunde sogar besser als uns.“ Das Video ist am Wochenende (25./26. Januar) am Flughafen von Manaus, im brasilianischen Amazonas entstanden. Der Mann war kurz zuvor war aus einem Abschiebeflieger des US-Militärs gestiegen.

Die US-Maschine war am Samstag (25. Januar) in der brasilianischen Amazonasmetropole Manaus mit 158 Personen an Bord gelandet, darunter 88 Brasilianer. Aufgrund einer technischen Panne konnte die Maschine von dort nicht zum Zielort Belo Horizonte weiterfliegen. Brasilianische Behörden holten die Migranten deshalb aus dem Flugzeug.

Tuscon, Arizona: Die Zoll- und Grenzschutzbehörde überführt illegale Migranten ohne Aufenthaltserlaubnis in ihre Heimatländer.
Tuscon, Arizona: Die Zoll- und Grenzschutzbehörde überführt illegale Migranten ohne Aufenthaltserlaubnis in ihre Heimatländer. Für die Flüge nach Südamerika werden Militärmaschinen der US-Air-Foce genutzt. © IMAGO/Sra Devlin Bishop/U.S Air

Laut Medienberichten sollen einige der Abgeschobenen von den Bewachern getreten und geschlagen worden sein, als sie während einer Zwischenlandung in Panama darum baten, auf die Toilette gehen zu dürfen und etwas zu Essen und Trinken zu bekommen. Einige Migranten berichteten, 50 Stunden lang ohne Essen, Trinken und Toiletten-Zugang gefesselt gewesen zu sein.

Brasiliens Regierung erklärte, dass „die Würde des Menschen ein Grundprinzip der Bundesverfassung und eine der Säulen der demokratischen Rechtsstaatlichkeit ist und nicht verhandelbare Werte darstellt“. Präsident Luis Inacio Lula da Silva soll persönlich angeordnet haben, den Abgeschobenen die Hand- und Fußfesseln zu entfernen. Die brasilianische Regierung verlangte offiziell eine Erklärung von der US-Politik.

Kolumbien: Aufstand gegen Trumps Abschiebeflüge wehrt nur kurz

Aber nicht nur Brasilien zeigt sich geschockt über den Umgang mit Migranten. Auch Mexiko und Kolumbien haben versucht, Trump die Stirn zu bieten. Der kolumbianische Präsident Gustavo Petro hatte zum Beispiel zwei US-Militärmaschinen mit abgeschobenen Geflüchteten an Bord die Landeerlaubnis verweigert. Die Entscheidung gefährde die „nationale und öffentliche Sicherheit in den USA“, wetterte daraufhin US-Präsident Trump am Sonntag (26. Januar) auf seiner Internet-Plattform Truth Social und kündigte eine Kaskade von Vergeltungsmaßnahmen an.

Darunter wollte Trump einen „Notfallzoll“ von 25 Prozent auf alle kolumbianischen Produkte anordnen, der nach einer Woche auf 50 Prozent erhöht werden sollte. Auch Banken und Finanzinstitute sollten sanktioniert und die legale Einreise von Kolumbianern erschwert werden. Die Konsequenz: Wenige Stunden später knickte Petro ein.

Kolumbien habe Trumps Bedingungen akzeptiert, teilte das Weiße Haus in Washington mit. Dazu gehöre die „uneingeschränkte Aufnahme von illegalen Ausländern aus Kolumbien“. Das südamerikanische Land war damit das Erste, das die Kompromisslosigkeit der neuen US-Regierung beim Thema Migration zu spüren bekam. Dabei ging es Petro gar nicht darum, die aus den USA Abgeschobenen nicht aufzunehmen. Er wehrte sich gegen deren Transport in „Militärflugzeugen und Handschellen, als seien sie Verbrecher“.

Mexiko: Unter Hochdruck werden Aufnahmelager für angekündigte Massenabschiebung errichtet

Trumps Botschaft aus seinem Umgang mit Kolumbien dürfte vor allem die mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum verstanden haben, denn die meisten Migranten in den USA kommen aus dem südlichen Nachbarland. Mexiko ist wirtschaftlich noch stärker abhängig vom großen Nachbarn, die Exporte in den Norden machen mehr als 466 Milliarden US-Dollar jährlich aus. Mexiko ist zusammen mit Kanada der wichtigste Handelspartner der Vereinigten Staaten, noch vor China. Die Linkspopulistin Sheinbaum versucht deshalb, die Beziehungen zu den USA trotz der Sanktionsdrohungen nicht eskalieren zu lassen.

Donald Trump
Donald Trump hat während seines Wahlkampfs auf nahezu jeder Kundgebung klargemacht, dass er als Präsident eine umfassende Abschiebung von irregulär eingereisten Migranten umsetzen will. © Evan Vucci/DPA

In Mexiko bereitet man sich deswegen schon länger auf die von Trump angekündigte Massenabschiebung vor. Entlang der rund 3200 Kilometer langen Grenze bauen die mexikanischen Behörden gerade insgesamt zwölf provisorische Unterkünfte für Tausende Menschen auf: neun für mexikanische Staatsbürger, drei für Menschen anderer Nationalitäten. Die Lager sollen demnach mit Küchen und Bädern ausgestattet sein sowie Lebensmittel, medizinische Hilfe und Beratung anbieten. Das Aufnahmeprogramm trägt den Namen „Mexiko umarmt Dich“.

Botschaft an Lateinamerika: Wirtschaftliche Abhängigkeit von den USA ist zu groß

Die Geschehnisse der letzten Tage sind eine Lektion für Lateinamerika. Denn die Botschaft an die Welt ist eindeutig: bisher konnte Trump jedes Kräftemessen gewinnen. Letztendlich sind die Länder wirtschaftlich zu abhängig von den USA und akzeptieren die von Trump geschaffenen Tatsachen.

Hintergrund: Trump hatte im Wahlkampf auf eine aggressive einwanderungsfeindliche Rhetorik gesetzt und „das größte Abschiebeprogramm in der Geschichte der USA“ angekündigt. Ein Großteil der geschätzt elf Millionen ohne Papiere in den USA lebenden Einwanderer stammt aus Lateinamerika (afp/bg/dpa).

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