Erstklassige Baukunst bei Ausflügen entdecken: Sechs Städte-Tipps von einer Architektin
Einzigartige Bauwerke gibt es nicht nur in Italien, Griechenland oder Spanien – wer tolle Architektur sehen will, kann das auch in Deutschland tun.
Sie wollen mal wieder einen schönen Tagesausflug in eine charmante Kleinstadt in Deutschland machen? Oder malerische Dörfer entdecken? Wie bei jedem Trip stellt sich erst einmal die Frage, was es dort überhaupt zu sehen gibt. Oft sind es außergewöhnliche Bauwerke, die Besucher anlocken – von bedeutenden Kirchen über märchenhafte Fachwerkhäuser bis hin zu imposanten Regierungsgebäuden. Architekturfans kommen hierzulande auf jeden Fall auf ihre Kosten, wie auch die Architektin und Influencerin Carolin Hacker findet. Für Ippen.Media stellt sie ihre Ausflugstipps für Architekturinteressierte vor.
Unterschätzte Perle: Warum Stuttgart ein Muss für Architekturfans ist
Auf der Suche nach architektonischen Meisterleistungen fangen Ausflügler meist bei den Großstädten München, Hamburg und Berlin an. Für Carolin Hacker fällt die Wahl jedoch auf die Landeshauptstadt Baden-Württembergs: „Auf jeden Fall schlägt mein Herz als Schwäbin für unsere Spätzlemetropole Stuttgart. Eine nicht zu große Stadt und perfekt für einen Wochenendtrip als Architekturfan.“
‚Aber was gibt es eigentlich genau zu sehen?‘, werden sich vielleicht ein paar Menschen fragen. „Sehenswert sind auf jeden Fall die beiden Automobilmuseen. Das Mercedes-Benz-Museum von den niederländischen Architekten UN Studio und das Porsche Museum von Delugan Meissl.“ Hier sind nämlich nicht nur die Ausstellungsstücke, sondern auch die Gebäude selbst eine Augenweide – von innen und außen.

Ein weiteres Highlight ist für Hacker das Kunstmuseum, dem Glaskubus am kleinen Schlossplatz: „Das Dach aus Glas ist begehbar und von hier aus bekommen Sie ein gutes Gefühl und Eindruck für die Stadt.“ Fast nebenan stoßen Ausflügler auf die Markthalle aus dem Jahr 1914, die im Jugendstil erbaut wurde. Innen drin können sich Besucher an verschiedenen Marktständen durch die schwäbische Kulinarik probieren.

Der Stadtrundgang führt weiter zur Stadtbibliothek am Mailänder Platz, im Volksmund auch als Büchergefängnis bekannt. Diesen Beinamen erhielt das Gebäude, weil es die Öffentlichkeit an die Justizvollzugsanstalt Stuttgart erinnert – kein netter Vergleich. Doch Lob gab es für die Innenarchitektur der Bibliothek: „Das Herzstück der Bibliothek bildet eine Art Kathedrale, ein kontemplativer und – natürlich – quadratischer Saal mit Lichtauge an der Decke. Kein Stuhl, nichts stört dieses gigantische Bekenntnis zur Leere und völligen Zweckfreiheit“, schrieb die Journalistin Adrienne Braun im Kunstmagazin Art. Auch Carolin Hacker bezeichnet den Bau als „beeindruckend“.
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Das nächste architektonische Highlight erwartet Stuttgart-Besucher in der Weißenhofsiedlung hoch auf dem Killesberg. Die 1927 fertiggestellten Häuser sollten eine Blaupause für moderne Architektur darstellen und wurden möglichst funktional gestaltet. Die Siedlung steht seit 1958 unter Denkmalschutz. Außerdem zählen das Doppelhaus und das Einfamilienhaus von Le Corbusier, einem der einflussreichsten Architekten des 20. Jahrhunderts, zum Unesco-Weltkulturerbe.
Einen Geheimtipp hat Hacker noch bereit – und den kennen selbst manche Stuttgarter nicht, so die Architektin: die 100 Jahre alte Seilbahn in Heslach. „Allein das Wartehäuschen verspricht Nostalgie mit Emaille und Messing“, verspricht sie.
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Eine Reise durch Deutschland – und die Architekturepochen
Nicht jeder Architekturstil findet gleichermaßen Anklang bei Touristen: Während die einen lieber antike Gebäude besuchen, sind andere fasziniert von schlichten und funktionalen Bauwerken der Moderne. Carolin Hacker gibt Tipps, welche deutschen Städte Ausflügler je nach ihren Interessen – beziehungsweise Architekturepoche – besuchen sollten:
- Antike: Wenn es um antike Bauwerke geht, denken viele Reisende an die Sehenswürdigkeiten in Rom oder Athen. Aber auch in Deutschland sind Spuren dieses Zeitalters zu finden. Hacker legt Architekturfans die rheinland-pfälzische Stadt Trier nahe. Unter anderem das Amphitheater und die Porta Nigra sollten sich Touristen nicht entgehen lassen.
- Romanik: „Der Bamberger Dom ist für mich besonders spannend, kein klassisches romanisches Gebäude, sondern er markiert den Übergang von Romanik bis zu Barock. Hier kann man als Architekturinteressent viel entdecken und dazu lernen. Es stecken einfach vier Epochen darin – Romanik, Gotik, Renaissance und Barock“, so Hacker.
- Barock: Fans des Barock sollten sich der Architektin zufolge auf jeden Fall Schloss Moritzburg in der Nähe von Dresden ansehen. „Es ist einfach wie im Märchen und gedanklich sehe ich mich hier immer wie bei ‚Drei Haselnüsse für Aschenbrödel‘ auf dem Ross“, meint Hacker schwärmend.

- Klassizismus: Ganz klar sieht die Architektin hier München als Ausflugsziel: „Die Glyptothek. Ganz berühmtes und anschauliches Gebäude für den Klassizismus – ein Muss und gehört zur Allgemeinbildung für Architekturinteressierte.“
- Moderne: Wer hätte es anders gedacht: Bauhäuser sind die Top-Sehenswürdigkeit für Fans der Moderne. Als Beispiel dafür nennt Hacker die Stadt Dessau: „Man kann die Geschichte spüren, wenn man durch diese heiligen Hallen läuft. Unbedingt vorher den Film ‚Lotte am Bauhaus‘ schauen und schon kann man in diese Welt eintauchen.“