Geklaut und umgebaut: Russlands Armee testet ferngesteuerten Panzer an der Ukraine-Front
Erbeutete ukrainische Panzer könnten sich bald gegen Kiew wenden, ohne dass sie ein russischer Soldat fährt. Ein Video zeigt die Anwendung an der Ukraine-Front.
München – Seitdem der russische Angriffskrieg auf die Ukraine im Februar 2022 begonnen hat, wurden nicht nur viele Geräte und Waffen zerstört, sondern auch erbeutet. So hat Russland beispielsweise mindestens sechs ukrainische T-72AMT-Panzer in Besitz genommen. Das berichtet die Open-Source-Informationsplattform Oryx. Bei den Geräten handelt es sich um eine aufgerüstete Version des T-72-Kampfpanzers.
Ungewöhnliche Waffe im Ukraine-Krieg: Russland setzt ferngesteuerten Panzer ein
In sozialen Medien veröffentlichte Videoaufnahmen zeigen russische Streitkräfte beim Experimentieren mit einem scheinbar ferngesteuerten Panzer. Militärkommentarseiten wie The Warzone und Army Recognition analysierten die Bilder und erklärten, es handele sich um einen erbeuteten T-72AMT-Kampfpanzer.
Es gibt allerdings einige Unklarheiten, was das Video angeht: Es ist fraglich, wann oder wo die Aufnahmen gemacht wurden, wie authentisch oder leistungsfähig das Fernsteuerungssystem ist oder wofür die russischen Streitkräfte solche umgebauten Panzer einsetzen würden. Die Aufnahmen konnten nicht unabhängig verifiziert werden. Zuletzt hatte es Aufnahmen von kuriosen Schutzmaßnahmen für russische Panzer gegeben.
Die neuen Aufnahmen deuten darauf hin, dass der Panzer als „First Person View“-Fahrzeug (FPV) eingerichtet wurde. Darin ist eine nach vorne gerichteten Ansicht aus dem Mannschaftsraum zu erkennen, die herauszoomt, um dieselbe Ansicht auf einem Headset-Display zu zeigen, das ein russischer Soldat bei sich trägt.
Russischer Panzer könnte im Ukraine-Krieg mit Sprengstoff beladen werden
Die Ansicht wechselt dann und zeigt den Soldaten, der neben einem scheinbar erhöhten Mast am Rand eines Feldes steht und anscheinend eine handelsübliche Fernbedienung verwendet, um das Fahrzeug vorwärts und rückwärts zu bewegen und dann den Turm zu drehen. Aus dem Filmmaterial geht nicht hervor, ob die Waffen des Panzers ferngesteuert abgefeuert werden können. Es ist nicht klar, Fernsteuerungsfunktion mehr als ein Experiment ist, oder ob Russland einen operativen Einsatz im Sinn hat.
Meine news
Die FPV-Funktion lässt darauf schließen, dass er für einfache, wenn auch gefährliche Aufgaben verwendet werden könnte. Eine Anwendungsmöglichkeit wäre, das Gefährt mit großen Mengen Sprengstoff zu beladen, um eine Verteidigungsposition anzugreifen. Auf Knopfdruck könnte diese dann gezündet zu werden, ohne einen Fahrer dabei zu gefährden.
Hohe Verluste für Russland im Krieg in der Ukraine – Fernsteuerung als Lösung?
Die russischen Verluste an der Front sind hoch und die Personalnot groß. Ferngesteuerte Panzer könnten dieses Dilemma zumindest teilweise lösen. Auch könnte die Umstellung eine Reaktion auf die zahlreichen Drohnenangriffe der Ukraine sein, die viele russische Soldaten das Leben kosten. Russische Panzerkolonnen fielen zuletzt ukrainischen Drohnenschwärmen zum Opfer.

Wegen empfindlicher Verluste musste Kremlchef Wladimir Putin nach einem halben Jahr 300 000 Reservisten mobilmachen. Zugleich wurde die Suche nach Freiwilligen verstärkt, beispielsweise durch hohe Soldzahlungen, aber auch die Rekrutierung von Soldaten in russischen Gefängnissen. Den Häftlingen, darunter auch viele Schwerverbrecher, wurde für einen Kriegseinsatz eine Begnadigung versprochen. (cgsc mit dpa)