Ringbus Kempten: Vom Deutschlandticket kannibalisiert

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Wie soll der Ringbus künftig finanziert werden? Durch das Deutschlandticket entgehen den Kemptener Verkehrsbetrieben (KVB) wichtige Einnahmen. © Anatol Kraus

Der Ringbus kostet die Stadt Kempten jährlich 1,5 Millionen Euro, entsprechend groß ist der Erfolgsdruck bei diesem Projekt. Wie sieht es aktuell bei den Fahrgastzahlen und neuen Abonnements aus?

Kempten – Der Ringbus kostet die Stadt Kempten jährlich 1,5 Millionen Euro. Noch bis zum Jahresende wird davon vom Freistaat die Hälfte über das Projekt „FIONA“ (Förderung von innovativen ÖPNV-Projekten und nachhaltiger Angebote) bezuschusst, danach – Stand heute – muss die Stadt den vollen Betrag selbst stemmen, entsprechend groß ist der Erfolgsdruck. Der Kreisbote hat nachgefragt, wie es aktuell beim Ringbus aussieht.

Ringbus Kempten: 650 bis 750 Fahrgäste pro Tag

Thomas Kappler, seit 1. Mai Geschäftsführer der Kemptener Verkehrsbetriebe (KVB) erklärte, dass man mit den aktuellen Beförderungszahlen sehr zufrieden sei. Derzeit lägen diese auf den Ringbuslinien bei 650 bis 750 Fahrgästen pro Tag. Auf die Frage, wie viele neue Abonnements genau abgeschlossen wurden – die Stadt hoffte im Februar noch auf 3000-5000 (wir berichteten) – antwortete Kappler, dass es wegen des Deutschlandtickets nicht viel Zuwachs gegeben habe. Denn dieses führe auch bei den KVB zu sogenannten Kannibalisierungseffekten.

Kannibalisierungseffekte beim Kemptener Ringbus

Der Begriff „Kannibalisierungseffekt“ kommt aus dem Marketing und wird verwendet, wenn durch die Vermarktung eines neuen Produkts (hier das Deutschlandticket) ein bereits bestehendes Produkt desselben Anbieters (hier ein anderes Abonnement) obsolet wird. Eine negative Auswirkung des Deutschlandtickets: Vielerorts wurden höherpreisige ÖPNV-Angebote verdrängt. Derzeit bekommen die Verkehrsunternehmen für entgangene Einnahmen bundesweit eine Entschädigung von 3 Milliarden Euro, von denen Bund und Länder jeweils die Hälfte tragen.

ÖPNV Kempten 2025 mit dem Deutschlandticket nutzen?

Kappler sagte weiter, dass die Vergütung für die Verkehrsunternehmer im ÖPNV schlecht sei. Falls der Mehraufwand bei der erbrachten Verkehrsleistung höher liege, müssten vielerorts die Gemeinden die Differenz zuschießen. Angesichts der Haushaltslage in Kempten dürfte dies künftig schwierig werden. Derzeit sei aber die Finanzierung des Deutschlandtickets über das Jahr 2024 hinaus nicht gesichert. Denkbar wäre auch, dass sich mancherorts Gemeinden dazu entschließen, das Deutschlandticket nicht mehr anzuerkennen.

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