Betrüger ergaunern 600 Millionen Euro EU-Fördergelder – Ex-Skirennfahrer soll Kopf der Bande sein

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Ein internationaler Betrugsskandal beschäftigt derzeit die italienische Justiz. Mitten drin: ein ehemaliger Sportler aus Südtirol und zwei Deutsche.

Bozen – Die mehr als 200 Milliarden Euro aus dem Aufbau- und Resilienzplan PNRR sollten dem krisengebeutelten Italien nach der Corona-Pandemie wieder auf die Beine helfen. Die riesigen Geldsummen bieten jedoch auch verlockende Aussichten für kriminelle Organisationen und Betrügerbanden. Einem internationalen Betrüger-Netzwerk, das einen illegalen Umsatz von mehr als 600 Millionen aus dem EU-Fördergeldtopf ergaunerte, wurde nun das Handwerk gelegt.

Bei insgesamt 23 Personen klickten in Österreich, Rumänien und der Slowakei am Donnerstagmorgen (4. April) die Handschellen. Unter den Verhafteten ist, neben deutschen Staatsbürgern, auch der ehemalige Skirennläufer Alex Mair aus Südtirol, wie mehrere Medien berichteten. Bei dem 53-Jährigen soll es sich sogar um den Drahtzieher des millionenschweren Betrugs handeln. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung.

Dutzende Festnahmen nach Millionenbetrug mit EU-Fördergeldern, darunter Südtiroler Ex-Skirennfahrer

Durchaus geschickt sollen die Betrüger vorgegangen sein, um über Scheinunternehmen und gefälschte Verträge, sowie dem Einsatz fortschrittlicher KI-Software, Vermögenswerte in der Größenordnung mehrerer hundert Millionen Euro anzuhäufen. Die zuständige Untersuchungsrichterin Mara Mattioli spricht laut Corriere della Sera von einer „effizienten Struktur“ mit Briefkastenfirmen, Fachleuten und willfährigen Beratern, sowie ausländischen Konten, auf denen eingestrichene Gelder geparkt worden sein sollen.

Die Guardia di Finanza dt Finanzwache bzw Finanzwacht oder Finanzpolizei ist eine spezialisierte Polizeieinheit aus Italien
Der italienischen Finanzpolizei gelang am Donnerstag (4. April) ein Coup gegen eine organisierte Betrügerbande. Kopf der Gaunertruppe soll ein Südtiroler Ex-Skifahrer gewesen sein. (Symbolbild) © Manfred Segerer/Imago

Neben den zahlreichen Festnahmen und der Beschlagnahmung anderer Vermögenswerte wie teurer Luxusunterkünfte, Sportkarossen, Gold und Schmuck, wurde in der slowakischen Hauptstadt Bratislava auch die mutmaßliche Spitze des Netzwerks dingfest gemacht. Der frühere Skifahrer Alex Mair, gebürtig aus Gossensaß, einer Ortschaft wenige Kilometer südlich des Brenners, soll als Kopf der Betrügerbande fungiert haben, wie unter anderem der Corriere della Sera schreibt. Nach einer sportlich durchwachsenen Karriere wäre es für ihn nicht der erste Konflikt mit dem Gesetz.

Drahtzieher aus Südtirol bereits früher wegen Betrugs und Geldwäsche verurteilt

Mitte der 90er Jahre beendete Mair seine Skikarriere. 2007 wird erstmals wegen mutmaßlichen Drogenhandels verhaftet, schreibt das Südtiroler Nachrichtenportal salto.bz. 2009 dann folgt die zweite Verhaftung. Der 53-Jährige soll bereits damals der Drahtzieher einer internationalen Bande gewesen sein, die mit Luxusautos handelte. Drei Jahre später wird er nach einem Schuldeingeständnis in diesem Fall wegen Betrugs und Geldwäsche für schuldig befunden. Ein weiteres Verfahren gegen den Ex-Skisportler ist laut salto.bz derzeit noch anhängig.

Wie der Corriere della Sera berichtet, soll auch Mairs Partnerin in Bratislava festgenommen worden sein. Die beiden sollen sich auf dem Weg in den Urlaub befunden haben, schreibt die Tageszeitung. Mair soll jedoch nicht die einzige in den Betrug involvierte Person mit Bezug zur nördlichsten italienischen Provinz sein.

Laut salto.bz seien auch ein in der Gemeinde Brenner ansässiger deutscher Unternehmer, sowie ein Unternehmer aus Bozen in den Hausarrest überstellt worden. Letzterer soll zudem Geschäftsführer eines Unternehmens mit Sitz in Stuttgart sein, heißt es auf dem Onlineportal. Wie der Fatto Quotidiano berichtet, scheint weiters noch ein deutscher Unternehmer unter den Verdächtigen auf.

Bisher verhaftete Personen möglicherweise nur der Beginn – weitere Ermittlungen laufen

Die bisher festgesetzten Verdächtigen – für sie gilt die Unschuldsvermutung – sind allerdings unter Umständen nur die Spitze des Eisbergs. Den Verhaftungen von Donnerstag (4. April) könnten noch dutzende weiter folgen. Wie der Corriere della Sera berichtet, laufen derzeit noch Ermittlungen gegen 50 weitere Personen, die möglicherweise am Betrug beteiligt waren oder darüber Kenntnis hatten.

Betrügerische Banden lauern auch im Internet. Etwa im Krypto-Bereich erbeuten Kriminelle online Millionen von Euro. Auch auf der Buchungsplattform booking.com sind Verbraucher nicht von fiesen Maschen gefeit.

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